| # taz.de -- SPD vor der Abstimmung zur GroKo: Im Kern gespalten | |
| > Juso-Chef Kühnert kämpft gegen SPD-Chef Schulz für die GroKo. Doch der | |
| > Riss geht viel tiefer als „links gegen rechts“. | |
| Bild: Für Martin Schulz geht es auch ums politisches Überleben | |
| Berlin/Düsseldorf/Dortmund taz | Vor Leuten wie Anna Spaenhoff muss | |
| SPD-Chef Martin Schulz Angst haben. „Ich werde am Sonntag auf jeden Fall | |
| gegen die Groko stimmen“, sagt Spaenhoff, 29. Sie schnaubt, lehnt sich vor, | |
| der bernsteinfarbene Anhänger an ihrer Halskette tanzt. „Ein Witz“ sei ein | |
| Rentenniveau von 48 Prozent, das Sondierungsergebnis viel zu unverbindlich, | |
| CDU und CSU nähmen die SPD nicht ernst. | |
| Die Politikstudentin Spaenhoff, Mitglied im Juso-Landesvorstand in | |
| Nordrhein-Westfalen, will verhindern, wofür die versammelte SPD-Spitze um | |
| Martin Schulz wirbt. Bloß kein neues Bündnis mit CDU und CSU. Bloß nicht | |
| noch eine vierjährige Quälerei an der Seite Merkels. Die SPD, davon ist | |
| Spaenhoff überzeugt, muss sich in der Opposition erneuern. | |
| Damit ist sie nicht allein. Die SPD ist zerrissen wie selten. Auf dem | |
| Parteitag am Sonntag in Bonn werden 600 Delegierte über | |
| Koalitionsverhandlungen mit der Union entscheiden. Schulz und die | |
| SPD-Spitze werben für ein Ja. Setzten sich die Groko-Gegner durch, bliebe | |
| in der SPD kein Stein auf dem anderen. Schulz wäre wohl erledigt, dem Rest | |
| der Führung wäre geschadet. | |
| Wird sich die Partei also wie so oft ins scheinbar Unvermeidliche fügen? | |
| Oder kündigt sich ein Erdbeben an? | |
| ## Soziales schien wichtiger als Umwelt | |
| Spaenhoff stammt aus einer sozialdemokratischen Familie. Ihr Großvater war | |
| Dortmunds 2006 gestorbener Altbürgermeister, der Lokführer und | |
| Gewerkschafter Willi Spaenhoff. Ihr Vater leitete früher die Dortmunder | |
| Bürgerdienste, die Mutter ist Schulsekretärin. Anna Spaenhoff ist die erste | |
| in der Familie, die studiert. | |
| Das 28-seitige Sondierungspapier liegt vor ihr auf dem Holztisch in einem | |
| Bistro am Dortmunder Friedensplatz. Spaenhoff ist mit 20 in die SPD | |
| eingetreten, nachdem sie ein Freiwilliges Soziales Jahr in einem Kinderheim | |
| absolviert hatte. Dort half sie Kindern, deren Eltern alkoholkrank waren | |
| oder die Gewalt erfahren hatten. Die Grünen habe sie auch interessant | |
| gefunden, erzählt sie. „Aber Soziales schien mir wichtiger als | |
| Umweltschutz.“ | |
| Jung, klug und engagiert – Frauen wie Spaenhoff sind die Zukunft der SPD. | |
| Mit ihrem Werben für die Koalitionsverhandlungen könnte die Parteispitze | |
| nun ausgerechnet jene Leute vergraulen, die sie für die Erneuerung der | |
| Partei dringend braucht. Denn die Jusos sind die Anführer der Revolte gegen | |
| die Groko, sie kanalisieren die Skepsis der Basis mit einer geschickt | |
| aufgezogenen Kampagne. Sie posten auf Facebook und Twitter, malen Plakate, | |
| und ihr wortgewandter Vorsitzender Kevin Kühnert tourte die ganze Woche | |
| unermüdlich durch die Republik. | |
| ## Händedruck und Küsschen | |
| Die Bürger hätten die Groko abgewählt, sagt Kühnert. Und der AfD dürfe | |
| nicht die Oppositionsführerschaft überlassen werden. Die Ironie dabei ist, | |
| dass Kühnert fast wortgleich die Argumente vorbringt, die Martin Schulz | |
| nach der Bundestagswahl gegen eine Regierungsbeteiligung ins Feld führte. | |
| Martin Schulz, 62, trifft am Dienstagabend in Düsseldorf auf seine Gegner. | |
| Vor einem Hotel am Rand der Innenstadt machen etwa 50 Jusos Stimmung gegen | |
| die Große Koalition. „#NoGroKo“ und „kein GroKolores“ steht auf ihren | |
| Schildern. „Nie, nie, nie wieder Groko“, rufen sie. Einer schlägt mit aller | |
| Kraft eine Trommel. | |
| Nordrhein-Westfalens SPD-Vorsitzender Michael Groschek und seine | |
| Generalsekretärin Svenja Schulze warten an der Hotelvorfahrt im Regen lange | |
| Minuten, bis Schulz’ schwarze Limousine endlich vorfährt. Von Groschek gibt | |
| es einen aufmunternden Händedruck, von Schulz ein Küsschen für den | |
| Parteichef. | |
| Nun könnte ein Spießrutenlauf folgen. Der Weg bis zum Tagungsraum ist etwa | |
| 100 Meter lang, Schulz muss durch die Gruppe wütender Jusos. Doch er | |
| entschärft die Situation souverän: Lächelnd geht er auf sie zu, schaut kurz | |
| auf eines ihrer Flugblätter. Auf einem wird ihm vorgeworfen, den | |
| Wählerwillen zu ignorieren und der AfD „eine noch größere Bühne für ihre | |
| rassistische Hetze“ zu überlassen. Autoritär strukturierte Typen würden | |
| jetzt mit einem Wutausbruch reagieren. | |
| ## Angekratzte Autorität bröckelt weiter | |
| Schulz nicht. Er wuschelt dem Juso, der ihm den Zettel in die Hand gedrückt | |
| hat, einfach nur durchs Haar – wie ein gütiger Großvater, der seinen etwas | |
| vorlauten Enkel pro forma tadelt, sich insgeheim aber über dessen | |
| Selbstbewusstsein freut. „Hey“, protestiert der Juso zwar lautstark – doch | |
| das Eis ist gebrochen: Der Parteinachwuchs, aber auch Schulz, Groschek und | |
| Schulze lachen erleichtert. | |
| In seiner Partei herrsche eben ein „lebhafter Debattenprozess“, sagt Schulz | |
| später. Einen solchen erwarte er auch von den Delegierten am Sonntag. | |
| Lebhafter Debattenprozess? Es spricht für Schulz, dass er seinen Humor | |
| nicht verloren hat. Mehrere Landesverbände haben sich gegen die Groko | |
| ausgesprochen. Thüringen, Sachsen-Anhalt, Berlin. Man konnte dabei zusehen, | |
| wie Schulz’ sowieso schon angekratzte Autorität in den vergangenen Tagen | |
| weiter bröckelte. | |
| Am Freitag vor einer Woche, nach einer durchwachten Verhandlungsnacht, | |
| lobte er neben der Kanzlerin das Sondierungspapier überschwänglich. „Ich | |
| glaube, dass wir hervorragende Ergebnisse erzielt haben.“ Manche in der SPD | |
| hielten das für einen taktischen Fehler: Schließlich konnte keiner | |
| übersehen, dass das Papier schmerzhafte Kompromisse enthält – und die SPD | |
| wichtige Ziele wie eine Bürgerversicherung nicht durchsetzen konnte. | |
| ## „Da kommt ja unser Medienstar“ | |
| Nur wenige Stunden später forderten Spitzengenossen, die selbst | |
| mitverhandelt hatten, Nachbesserungen. SPD-Vize Ralf Stegner machte die | |
| Abschaffung der sachgrundlosen Befristung zur Bedingung für eine Koalition. | |
| Malu Dreyer, Königin der Herzen in der SPD, und Berlins Regierender | |
| Bürgermeister Michael Müller schienen vorsichtig von ihrem Ja zur Groko | |
| abzurücken. Es sah so aus, als traue die SPD dem Kompromiss mit der Union | |
| nicht mehr über den Weg. Schulz rief sogar dazu auf, dass ihn bitte mal wer | |
| unterstützen möge – es klang verzweifelt. | |
| Während die SPD-Spitze nach den Sondierungen in eine Kakophonie ausbrach, | |
| reagierten die Groko-Gegner schnell, klar und entschlossen. Kühnert, der | |
| Rebell, kommentierte auf Twitter lakonisch: „Wenn Schulz und Seehofer beide | |
| meinen, das Ergebnis sei für ihre Parteien ‚hervorragend‘, dann liegt | |
| mindestens einer falsch.“ 1.200 Likes, knapp 350 Retweets. | |
| „Da kommt ja unser Medienstar“, frotzelt eine ältere Genossin am | |
| Dienstagabend in Berlin, als sich Kühnert einen Weg durch Kameraleute, | |
| Fotografen und Journalisten bahnt. Sogar das norwegische Fernsehen ist da. | |
| Kühnert, 28, trägt ein blaues Sweatshirt, Jeans. Der Stadtteil Friedenau | |
| liegt im wohlhabenden Süden der Hauptstadt. Wer hier in der SPD ist, gehört | |
| eher zur akademischen Mittelschicht. Der SPD-Ortsverein ist von Beamten, | |
| Lehrerinnen, Senatsangestellten geprägt. | |
| ## Gesitteter Rebell | |
| Kühnert ist hier „der Kevin“. Es ist ein Heimspiel, seine Mentorin war eine | |
| örtliche SPD-Abgeordnete. Er herzt eine paar Genossinnen und redet eine | |
| halbe Stunde, flüssig, ohne Skript. Er rudert dabei mit die Armen, | |
| gestikuliert, reckt den Zeigefinger, wippt mit den Beinen. Kühnert ist ein | |
| Kommunikationstalent. In ein paar Wochen ist er von einem Niemand zum | |
| Gegenspieler von Martin Schulz aufgestiegen. | |
| Die Stuhlreihen stehen eng in dem kleinen Raum. Parkettfußboden, geweißte | |
| Backsteinwand. Gediegenes Interieur. An der Wand hängt ein Plakat der | |
| Jugendorganisation Die Falken: „Freundschaft statt Vaterland“. Darauf | |
| zerschnipselt im Hintergrund eine Schere die deutsche Flagge. Aber das ist | |
| nur ein Relikt eines alten Radikalismus. Kühnert ist das Gegenteil. | |
| Pragmatisch, beredet, vernünftig. | |
| „Der Sonntag“, sagt er, „wird schwierig. Wir müssen das gesittet über d… | |
| Bühne bringen.“ Gesittet. Wer so redet, ist kein Rebell, der das | |
| Partei-Establishment verjagen will. So klingt jemand, den man sich in ein | |
| paar Jahren eher als Staatssekretär im Finanzministerium vorstellen kann | |
| als mit Megafon auf der G20-Demo. „Wir haben ein Repräsentationsproblem an | |
| der SPD-Spitze“, sagt er. Die Skepsis der Basis komme zu kurz, auch wenn es | |
| immerhin schon sechs Neinstimmen im Parteivorstand gab. „Das ist schon mal | |
| was. Ich bin froh darüber.“ | |
| ## Früher gäbe es „was auf die Fresse“ | |
| Fraktionschefin Andrea Nahles hat Öl ins Feuer gegossen und den | |
| Groko-Gegnern bescheinigt, die Sondierungen „mutwillig schlechtzureden“ – | |
| also bloß verstockte Fundamentalopposition zu betreiben. Hätte die | |
| Parteispitze vor 20 Jahren die damalige Juso-Chefin Nahles so angegriffen, | |
| hätte die wohl umgehend der Führung rhetorisch „was auf die Fresse“ | |
| gegeben. Kühnert ist anders, gesittet. Er verkneift sich den naheliegenden | |
| Konter, würdigt lieber Nahles’ Rentenkonzept. | |
| Kühnert verbindet, ganz beschlagener Politiker, das Differenzierte mit dem | |
| Entschiedenen. Er lobt die SPD-Verhandler: „Die haben nicht schlampig | |
| verhandelt, sondern das Äußerste herausgeholt“ – nur eben zu wenig. Er | |
| streut mal einen Scherz ein, der SPD-Gemüter wärmt. Er sei kürzlich auf | |
| einem Flur im Willy-Brandt-Haus Alexander Dobrindt in die Arme gelaufen, | |
| der doch die konservative Revolution anzetteln wolle – und das im | |
| SPD-Heiligtum. Es ist weit gekommen. | |
| Kühnert findet auch Gutes im Sondierungspapier, lobt die Bafög-Erhöhung und | |
| dass Praktikanten Geld bekommen sollen – eine alte Juso-Forderung. Doch bei | |
| der Migration habe sich die CSU durchgesetzt, mit einer faktischen | |
| Obergrenze von 220.000 Migranten, die „nicht überstiegen werde“. | |
| ## Dass bloß keiner die SPD verlässt | |
| So zerpflückt er das Papier, wie ein Rechtsanwalt, der genüsslich eine | |
| löchrige Anklageschrift in Stücke reißt. Recht auf Rückkehr in Vollzeit? | |
| Stand schon 2013 im Koalitionsvertrag. „Wenn die Union neue Verträge mit | |
| der SPD machen will, soll sie erst mal ihre Altschulden zahlen“, sagt | |
| Kühnert. Er appelliert an das Ethos ehrbarer Kaufleute. So redet kein | |
| Populist, der das Publikum überrumpelt. | |
| Das soll der Albtraum der SPD-Spitze sein? Der Neinsager vom Dienst – | |
| dieser verbindliche, fast zu alerte Jungpolitiker? Am Ende seines Plädoyers | |
| sorgt Kühnert sich, ob „der Laden nach dem superkomplizierten Parteitag“ | |
| zusammenbleibt – ein vorsorglicher Appell, dass bloß keiner die SPD | |
| verlässt. „Egal, was wir am Sonntag tun, es wird manchen wehtun. Aber wir | |
| werden gemeinsam umsetzen, was dort beschlossen wird.“ | |
| Die Genossinnen in Friedenau sind begeistert. Fast alle – die grau | |
| melierten Herren im Anzug, die 35-jährige Akademikerin, die älteren Damen | |
| im Kostüm – sind skeptisch gegenüber Groko, Merkel, „Weiter so“. Die Lu… | |
| ist stickig. Die Debatte dauert fast zweieinhalb Stunden. | |
| ## Nicht nur zwischen links und rechts | |
| Kühnert kontert auch kritische Fragen, warnt klug vor der Illusion, in | |
| Nachverhandlungen noch Entscheidendes verbessern zu können. „Wir fänden es | |
| auch nicht gut, wenn die CSU nach den Sondierungen eine knallharte | |
| Obergrenzen fordern würde.“ Immer Fairness im Blick, nie eifernd. Dann | |
| warnt er vor Tricks der Parteispitze, die – wie beim schnell vergessenen | |
| Versprechen, „ergebnisoffen“ mit der Union zu verhandeln – auf Parteitagen | |
| gern bunte Luftballons steigen lässt und wolkige Versprechungen macht. | |
| Sein Vortrag hat zwei Schwachpunkte. Für die schwankende EU ist eine | |
| Regierung mit SPD besser als eine ohne. Der andere Schwachpunkt ist die | |
| Aussicht, dass „wir bei Neuwahlen bei 15 Prozent plus landen werden“, wie | |
| ein Genosse in Friedenau warnt. Das ist das Dilemma, auf das die SPD-Spitze | |
| immer deutlicher hinweist: Eine Neuwahl könnte zum Desaster werden. | |
| In Friedenau ist es eine Debatte auf hohem Niveau, fern vom | |
| SPD-Ortsvereinsklischee mit Bier, Sprüchen, alten Männern. Hier scheint | |
| eher ein Debattierzirkel die beste Lösung zu suchen. Am Ende stimmen in dem | |
| linken Ortsverein 19 GenossInnen für Koalitionsverhandlungen, nur 15 für | |
| Kühnerts Position. Der Riss in der SPD verläuft nicht nur zwischen links | |
| und rechts. Er geht durch die einzelnen Parteimitglieder selbst. „Es fühlt | |
| sich scheiße an, dafür zu stimmen“, ruft eine Genossin dem Juso-Chef zu, | |
| die gerade für Koalitionsverhandlungen votiert hat. | |
| ## Erst Konfusion, dann wieder Ordnung | |
| Auch diese Widersprüchlichkeit der Sozialdemokraten ist typisch. Sie | |
| beklatschen begeistert ihren Rebellen und stimmen dann für die Groko. Die | |
| SPD, eine fügsam-staatstragende Partei, hat sich in ihrer 154-jährigen | |
| Geschichte immer wieder gegen ihr eigenes Interesse und für das Land | |
| entschieden. | |
| Im Laufe der Woche formierten sich die Befürworter um Martin Schulz. Nahles | |
| warb für Verhandlungen und warnte davor, mit Nachbesserungswünschen | |
| Illusionen zu schüren. Dreyer korrigierte sich vorsichtig. Die übergroße | |
| Mehrheit der Bundestagsfraktion – die Parteilinken inklusive – ist für | |
| Verhandlungen. 12 SPD-Oberbürgermeister aus Großstädten meldeten sich zu | |
| Wort. Die Möglichkeit, zu gestalten, „darf nicht ausgeschlagen werden“. | |
| Erst Konfusion, jetzt wieder Ordnung, das ist – wenn auch nicht | |
| beabsichtigt – dramaturgisch durchaus geschickt. Im Willy-Brandt-Haus | |
| steigt die Zuversicht. „Die Neinfraktion“, heißt es, „bekommt in Bonn | |
| höchstens ein Drittel der Stimmen.“ Die wichtigsten Verbündeten sind die | |
| Gewerkschaften. | |
| Am Donnerstagnachmittag steht Schulz neben DGB-Chef Reiner Hoffmann vor den | |
| Kameras im Foyer der Parteizentrale. Partei und Gewerkschaften Seit’ an | |
| Seit’. Wie früher. Schulz sagt: „Es geht mir gut.“ Der DGB-Chef lobt ihn | |
| für sein Engagement für Europa. | |
| ## Was für die Jungen? | |
| Schulz schweigt und lächelt. Sechs Gewerkschaftsführer stehen hinter den | |
| beiden, stumm aufgereiht neben der bronzenen Willy-Brandt-Statue. Als | |
| lebendige Beweise dafür, dass die Arbeiterbewegung die Große Koalition | |
| unbedingt will. Doch in der SPD in NRW rumort es noch. Manche dort glauben, | |
| dass die Partei mehr braucht. Die SPD soll nur mit der Abschaffung der | |
| sachgrundlosen Befristung in die Groko gehen, so der Vorschlag. | |
| Hinter dem Wortungetüm verbirgt sich Konkretes. Hunderttausende Jüngere | |
| bekommen nur noch Zeitverträge, ohne dass die Arbeitgeber das begründen | |
| müssen. Viele Jüngere leben unter prekären Bedingungen, verdienen weniger | |
| als Festangestellte; von Sicherheit und einer Lebensplanung, die über das | |
| Ende des nächsten Zeitvertrags hinausreicht, können sie nur träumen. Ein | |
| klassisches SPD-Thema. Doch die Union sperrt sich gegen Änderungen. Im | |
| Sondierungspapier wird das Thema nicht einmal erwähnt. | |
| Schulz hält es nicht für so dringend. Man werde mit der Union in den | |
| Koalitionsverhandlungen noch mal darüber reden, sagt er. Aber das bitte | |
| nicht als Vorabbedingung festschreiben. Und was ist mit Stegner, der die | |
| sachgrundlose Befristung zur Bedingung machte? Schulz deutet seinen Satz | |
| kurzerhand um: Stegner habe „keine rote Linie gezogen“. | |
| Der SPD-Chef scheint auf seinem langen Weg von „Groko – niemals!“ zu „G… | |
| – was sonst?“ einen dehnbaren Begriff von Wahrheit entwickelt zu haben. | |
| Würde Anna Spaenhoff, die junge Dortmunderin, eigentlich aus der SPD | |
| austreten, wenn es wieder eine Groko gäbe? „Ach, um Gottes willen – nein.�… | |
| Spaenhoff muss lachen. Natürlich werde sie bei den Mitgliedern weiter für | |
| die Juso-Position werben, falls der Parteitag sein Okay gibt. Aber selbst | |
| wenn am Ende wieder eine Große Koalition stünde, bliebe Spaenhoff dabei. | |
| „Es geht schließlich darum, auch in den nächsten Jahren eine gute | |
| Sozialdemokratie hinzukriegen.“ | |
| Martin Schulz scheint sich auf seine SPD verlassen zu können. | |
| 20 Jan 2018 | |
| ## AUTOREN | |
| Ulrich Schulte | |
| Stefan Reinecke | |
| Andreas Wyputta | |
| ## TAGS | |
| Lesestück Recherche und Reportage | |
| Kevin Kühnert | |
| NoGroko | |
| SPD | |
| Schwarz-rote Koalition | |
| Jusos | |
| Martin Schulz | |
| SPD | |
| Schwarz-rote Koalition | |
| SPD | |
| SPD | |
| SPD | |
| SPD | |
| Kevin Kühnert | |
| Schwarz-rote Koalition | |
| SPD | |
| SPD-Basis | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Kommentar #DieseJungenLeute: Nicht lamentieren! Zurückschlagen! | |
| Juso-Chef Kühnert wird wegen seiner Jugend in Talkshows herabgewürdigt. | |
| Andere Nachwuchspolitiker schildern ähnliche „Diskriminierungen“. | |
| Reaktionen nach SPD-Votum zu GroKo: Union möge SPD bitte „überzeugen“ | |
| Die SPD-Spitze steht nach dem knappen Votum des Parteitags unter Druck. Sie | |
| soll nun bei der Union Nachbesserungen durchsetzen. | |
| Kommentar SPD-Abstimmung in Bonn: Hundert Jahre Kompromiss | |
| Die SPD wird an einer erneuten Großen Koalition nicht sterben. Sie dürfte | |
| aber weiter abmagern – zu einem Strich in der politischen Landschaft. | |
| SPD-Parteitag in Bonn: Knappe Mehrheit für Verhandlungen | |
| Der SPD-Parteitag stimmt nach langer Diskussion mit gut 56 Prozent für | |
| Koalitionsverhandlungen mit der Union. | |
| SPD-Parteitag in Bonn: Ein müder Applaus | |
| Vor der Abstimmung ringt die SPD um eine Haltung zu Koalitionsverhandlungen | |
| mit der Union. Die Parteispitze muss Kritik einstecken. | |
| Kommentar Tragödie der SPD: Die Irgendwie-Partei | |
| Werden die Sozialdemokraten wieder zum Stützrad der Union? Fürs Land wäre | |
| es nicht das Schlechteste – für die Partei schon. Längst herrscht | |
| Melancholie. | |
| SPD-Sonderparteitag in Bonn: Wer? Wie? Was? | |
| Wer fährt zum SPD-Parteitag nach Bonn? Wer darf abstimmen? Ein Überblick | |
| vor dem Votum, das über die künftige Bundesregierung entscheiden dürfte. | |
| Delegierter Schuster über Groko-Nein: „Kein Untergang bei Neuwahlen“ | |
| Der Bremer Delegierte Joachim Schuster will beim SPD Bundesparteitag gegen | |
| eine erneute Große Koalition stimmen. Das Sondierungsergebnis genügt ihm | |
| nicht. | |
| SPD streitet weiter um die Groko: Nahles wirft Juso-Chef Falsch-Infos vor | |
| In drei Tagen muss die SPD entscheiden, ob sie erneut mit der Union über | |
| eine GroKo verhandelt. Parteigrößen sind dafür, die Basis ist noch | |
| unentschlossen. | |
| Nach den Sondierungen: Warum die Groko scheitern könnte | |
| Nächsten Sonntag wird die SPD entscheiden, ob Koalitionsverhandlungen mit | |
| der Union aufgenommen werden sollen. Vier Gründe, es zu lassen. |