# taz.de -- Krisentreffen zu Geflüchteten in Libyen: Lager sollen evakuiert we… | |
> Die Bilder von Sklavenauktionen in Libyen haben die internationale | |
> Gemeinschaft aufgeschreckt. Nun soll den dort gestrandeten Menschen | |
> geholfen werden. | |
Bild: „Stoppt die Sklaverei“: Protest in Frankreich gegen die Zustände in … | |
Abidjan dpa | Angesichts der dramatischen Menschenrechtslage in Libyen und | |
[1][Berichten über Fälle von Sklavenhandel] haben sich Teilnehmer des | |
EU-Afrika-Gipfels auf einen Evakuierungsplan geeinigt. Der libysche | |
Ministerpräsident Fajis al-Sarradsch stimmte nach Angaben aus deutschen | |
Regierungskreisen am Mittwochabend bei einem Krisentreffen in Abidjan zu, | |
dem UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR und der internationalen Organisation für | |
Migration (IOM) Zugang zu den Lagern in seinem Machtbereich zu gewähren. | |
Dies soll es ermöglichen, ausreisewillige Migranten außer Landes zu | |
bringen. | |
Ab wann mit der Umsetzung begonnen werden kann, blieb vorerst offen. Es | |
handelte sich zunächst um einen Plan, dessen Details noch ausgearbeitet | |
werden müssen. Zudem blieb unklar, wie viele Migranten in Teilen Libyens | |
festsitzen, die nicht von der international anerkannten Regierung | |
kontrolliert werden. | |
An dem Treffen hatten Kanzlerin Angela Merkel, der französische Präsident | |
Emmanuel Macron sowie Vertreter von UN, EU und Afrikanischer Union | |
teilgenommen. Die afrikanischen Staaten hätten sich nach CNN-Berichten über | |
Sklavenauktionen in Libyen bereit erklärt, nun selbst stärker als bisher | |
die Initiative zur Verbesserung der teils menschenunwürdigen Lage der | |
Migranten in Libyen zu ergreifen, hieß es aus Regierungskreisen. | |
Ein militärisches Eingreifen in Libyen, das Macron zuvor in einem Interview | |
ins Spiel gebracht hatte, sei während des Treffens nicht zur Sprache | |
gekommen, hieß es aus den Regierungskreisen. | |
Nach dem beschlossenen Plan soll die IOM Migranten dabei helfen, in ihre | |
Herkunftsländer zurückzukehren. Die bisher schon in geringem Umfang | |
stattfindenden Rückführungen sollen demnach künftig deutlich ausgeweitet | |
werden. Die AU werde dabei eine Führungsrolle übernehmen und etwa bei der | |
Identifizierung der Herkunftsländer sowie bei der Erstellung der | |
notwendigen Reisedokumente mitwirken. Die EU-Staaten wollen dafür sorgen, | |
dass die Migranten ohne Gesichtsverlust in ihre Heimatländer zurückkehren | |
können. Dafür sind die Europäer bereit, Start- und Rückkehrhilfen zu | |
zahlen. | |
## Flüchtlinge sollen nach Tschad oder Niger gebracht werden | |
Merkel hatte der IOM bereits im August einen zusätzlichen zweistelligen | |
Millionenbetrag zugesagt. Die Finanzierung der Transporte soll demnach zum | |
Großteil von afrikanischen Staaten übernommen werden. | |
Schutzbedürftige, die vor politischer Verfolgung oder Bürgerkrieg geflohen | |
sind, sollen den Plänen zufolge unter Federführung des UNHCR zunächst in | |
den Tschad oder den Niger gebracht werden. Von dort aus ist dann eine | |
weitere Umsiedlung in aufnahmewillige Staaten geplant, in die EU oder | |
andere Staaten außerhalb Europas. | |
Die dramatische Situation in Libyen überschattete den EU-Afrika-Gipfel. | |
Eigentlich sollte es bei den Beratungen der Staats- und Regierungschefs | |
angesichts des rasanten Bevölkerungswachstums vor allem um die Verbesserung | |
der Zukunftschancen für Afrikas Jugend gehen. Doch auch am Donnerstag, dem | |
zweiten und letzten Tag des Gipfels in der westafrikanischen | |
Elfenbeinküste, zeichnete sich die illegale Migration von Afrika über die | |
Sahara und das Mittelmeer erneut als dominierendes Thema ab. Merkel und | |
Macron reisten am späten Mittwochabend ab. | |
30 Nov 2017 | |
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