# taz.de -- taz-Adventskalender (4): „Kraft finde ich bei Bach“ | |
> Die taz präsentiert in ihrem Adventskalender BerlinerInnen, die für etwas | |
> brennen. Hinter Türchen Nummer vier: Privatisierungskritikerin Ulrike von | |
> Wiesenau. | |
Bild: Ob der Weihnachtsmann auch schon privatisiert ist? | |
„Privatisierung kommt vom lateinischen privare, das heißt: berauben. Die | |
Privatisierung der öffentlichen Daseinsvorsorge, seien es die Autobahnen | |
auf Bundesebene oder jetzt in Berlin die Schulbauten, die der rot-rot-grüne | |
Senat in eine privatrechtliche GmbH überführen will, bedeutet genau das: | |
die Veruntreuung von öffentlichem Gemeingut. | |
Das ist ein elementarer Vertrauensverlust in die Politik, den die Bürger da | |
erfahren. Die öffentliche Daseinsvorsorge ist ja nichts weniger als das | |
Kronjuwel der Demokratie: Besitz bedeutet Teilhabe, Mitbestimmung – | |
Autobahnen mögen manchem ja vielleicht noch egal sein, aber spätestens, | |
wenn es um die Schulen geht, kann man nicht mehr schweigen. | |
Ich glaube, die Diskussion darüber in der Stadt kommt trotzdem so schwer in | |
Gang, weil jeder so sehr in seinem Alltag gefangen ist. Dazu ist es kein | |
leichtes Thema: Was bedeutet das, eine formale Privatisierung von | |
Schulgebäuden? Aber es ist eine wichtige Debatte, weil sie uns alle | |
betrifft. | |
Selbst im Parlament hat es bisher keine ernsthafte Diskussion zu der | |
Schulbau-GmbH nach den Plänen des Finanzsenators [Matthias Kollatz-Ahnen | |
(SPD), d.Red.] gegeben. Was mich sehr empört: dass ausgerechnet die Linke | |
das Projekt mitträgt, obwohl man mit dem Verkauf der | |
Wohnungsbaugesellschaft GSW schon schlechte Erfahrungen gemacht hat. | |
Die Privatisierungsbremse, die die Linke nun in der Berliner | |
Landesverfassung verankern will, ist in meinen Augen nur eine Nebelkerze, | |
mit der der Parteivorstand die Kritiker ruhigstellen will. Jedenfalls ist | |
die Basis durchaus nicht zufrieden mit der Überführung von Schulen in eine | |
GmbH: In den Kreisverbänden realisiert man erst jetzt, was da passiert. Ich | |
bin optimistisch, dass die Debatte noch an Fahrt aufnimmt. | |
Natürlich kostet es Kraft, sich so zu engagieren – vor allem, wenn der | |
Gegner übergroß scheint. Ich glaube, es sind vor allem Wut und oft auch ein | |
Schuss Hybris, die mich antreiben. Dazu die Selbstvergewisserung, dass man | |
sich nicht alles gefallen lässt. | |
Ich bin Pianistin, die Kraft zum Weiterkämpfen finde ich bei Bach. In | |
seinen großen Fugen ist der Horizont weit. Denn manchmal ist es zum | |
Verzweifeln: Selbst wenn man die besseren Argumente hat, hat der Gegner | |
vielleicht die stärkere Lobby. Aber das letzte Wort ist noch nicht | |
gesprochen. An die Rekommunalisierung der teilprivatisierten Berliner | |
Wasserbetriebe, die wir 2011 mit dem Wasser-Volksentscheid erkämpft haben, | |
haben bis zuletzt auch nur wenige geglaubt. Protokoll: Anna Klöpper | |
4 Dec 2017 | |
## AUTOREN | |
Anna Klöpper | |
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