| # taz.de -- Sozialdemokratische Tristesse: Markige Worte in schwerer Zeit | |
| > Ob Schulz, Scholz oder Stegner: Die SPD-Spitze sucht mit der Abfassung | |
| > vager Strategiepapiere einen Ausweg aus der tiefen Krise ihrer Partei. | |
| Bild: Vorwärts immer, rückwärts nimmer: Olaf Scholz und Martin Schulz suchen… | |
| Berlin taz | Rund einen Monat nach ihrem historischen Debakel bei der | |
| Bundestagswahl hat in der SPD die Auseinandersetzung um die künftige | |
| Ausrichtung und Aufstellung der Partei begonnen. Eine „fundamentale und | |
| tiefgreifende Erneuerung“ sei „unabdingbar“, schreibt SPD-Chef Martin | |
| Schulz in einem am Freitag [1][veröffentlichten Beitrag für das | |
| sozialdemokratische Portal vorwärts.de]. „Unser Neustart wird umfassend | |
| sein – organisatorisch, strukturell, strategisch“, kündigt er markig an. | |
| Was das konkret bedeutet, da beschränkt sich Schulz derzeit allerdings noch | |
| auf vage Andeutungen: Er wolle, „dass sich an diesem Erneuerungsprozess so | |
| viele Menschen wie möglich beteiligen“. Die SPD solle „wieder zu einer | |
| Mitmachpartei, ja zu einer Bewegung“ werden. Programmatische Korrekturen | |
| schlägt Schulz nicht vor. | |
| Ebenfalls am Freitag meldete sich SPD-Vize Olaf Scholz [2][mit einem | |
| eigenen Strategiepapier] zu Wort. Unter der Überschrift „Keine Ausflüchte! | |
| Neue Zukunftsfragen beantworten! Klare Grundsätze!“ fordert Hamburgs | |
| Bürgermeister darin von seiner Partei „eine schonungslose Betrachtung der | |
| Lage“. | |
| Die SPD habe „strukturelle Probleme“, konstatiert Scholz. Deswegen führten | |
| auch Debatten darüber nicht weiter, „ob der Kanzlerkandidat falsch beraten | |
| war oder etwas falsch gemacht hat“. Vielmehr werde die Partei „seit | |
| längerem als zu taktisch wahrgenommen“ und ihre Reformvorstellungen „als | |
| nicht ernstgemeint angesehen“. Um eine solche Wahrnehmung zu überwinden, | |
| seien „Konsistenz und Stringenz in der eigenen Haltung und der eigenen | |
| Politik“ erforderlich. Die SPD müsse „für mutige Reformen stehen, die | |
| vernünftig sind und an deren Umsetzung man glauben kann“, formuliert | |
| Scholz. | |
| ## Konkretes? Nein, Politprosa | |
| Seine Kernbotschaft: Sozialdemokratische Politik müsse „dafür einstehen, | |
| dass Weltoffenheit und Offenheit für den technischen Fortschritt | |
| einerseits, sozialer Friede und gerechte Lebensverhältnisse andererseits | |
| vereinbar sind“. | |
| Wenn es allerdings darum geht, wie sich seine Partei nun konkret zu | |
| verändern habe, belässt es Scholz bei Politprosa: „Stellt die SPD sich als | |
| progressive Volkspartei so auf, dass große Teile der Wählerschaft ihr das | |
| Land und die Führung der Regierung anvertrauen mögen, wird sie bei | |
| Bundestagswahlen auf neue Erfolge hoffen können.“ Ein Satz, dem in seiner | |
| Banalität niemand widersprechen dürfte. | |
| Nicht einmal Mit-Vize Ralf Stegner. Der hat bereits am Mittwoch [3][ein | |
| Papier zur „Großbaustelle SPD“] vorgelegt: „Vom Keller bis zum Dach muss | |
| saniert werden!“ Essenziell sei eine Erneuerung von Programm, Struktur und | |
| Organisation. Doch außer der Forderung nach einem neuen Grundsatzprogramm | |
| fehlt es bei dem Parteilinken ebenfalls an greifbaren | |
| Veränderungsvorschlägen. „Die SPD ist und bleibt eine tolle Partei, die | |
| vieles erreicht hat und noch mehr erreichen kann, wenn wir den | |
| Erneuerungsprozess als die Chance begreifen, der uns wieder zu politischen | |
| Erfolgen in der Zukunft führen wird“, schreibt Stegner stattdessen. | |
| Bis zum Bundesparteitag im Dezember dürften noch einige Papiere geschrieben | |
| werden. Ob sie der SPD dabei helfen werden, einen Ausweg aus ihrer Krise zu | |
| finden, ist offen. | |
| 27 Oct 2017 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.vorwaerts.de/artikel/martin-schulz-fundamentale-erneuerung-unse… | |
| [2] http://www.olafscholz.hamburg/main/pages/index/p/5/3211 | |
| [3] https://ralf-stegner.de/2017/10/25/grossbaustelle-spd-vom-keller-bis-zum-da… | |
| ## AUTOREN | |
| Pascal Beucker | |
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