# taz.de -- Kolumne Nullen und Einsen: Vibrator mit künstlicher Intelligenz | |
> Auf dem Markt gibt es immer mehr ferngesteuerte Vibratoren. Modelle mit | |
> Kamerafunktion wurden allerdings schon gehackt. | |
Bild: Noch ohne eingebaute Kameras: Sexspielzeug auf einer Erotikmesse in Berlin | |
Nehmen wir an, Sie haben einen Stabmixer gekauft – einen smarten. Sie | |
können die verschiedenen Pürierstufen mit Ihrem Smartphone steuern. Zudem | |
zeichnet er auf, wie lange sie ihn nutzen, auf welcher Stufe Sie mixen und | |
auch, welche Temperatur das Essen hat. Dann würden Sie doch von einem | |
smarten, 150 Euro teuren Gerät erwarten, dass es etwas Kluges mit diesem | |
Wissen macht, wie etwa heiße Suppen nicht auf der obersten Stufe zu | |
pürieren, damit Sie sich nicht an den Spritzern verbrennen. | |
Aber das Einzige, was dieser Stabmixer mit Ihren Daten macht, ist, sie an | |
den Hersteller zu senden. So einen nutzlosen Stabmixer würden Sie niemals | |
kaufen. Doch was, wenn der smarte Mixer ein Vibrator wäre? | |
Bisher versteht man unter „smarten“ Vibratoren normale Vibratoren mit einer | |
Smartphone-Fernbedienung. Sie können nicht viel mehr als die | |
Konventionellen, außer dass man ihn über eine App eben teilweise auch über | |
größere Distanzen hinweg steuern kann – und neue Sensoren einsetzen kann. | |
Der Paarvibrator „We Vibe 4 Plus“ beispielsweise erfasste nicht nur den | |
Vibrationsmodus während der Benutzung, sondern auch die Temperatur des | |
Gerätes. | |
## Hacker steuern Vibratoren von außen | |
Man könnte doch von einem smarten Gerät erwarten, dass es etwas Klügeres | |
mit diesen Daten macht, als sie lediglich an den Hersteller zu senden. | |
Leider nicht. Gehackt wurde der Vibrator auch schon. Auf der | |
Hackerkonferenz Def Con zeigten zwei Australier vergangenes Jahr, dass sie | |
nicht nur Daten wie die Intensitätsstufe einsehen, sondern auch das Gerät | |
von außen steuern können. Möglich war das, weil der Bluetoothchip alle | |
Daten zwischen Vibrator und Smartphone unverschlüsselt sendet und empfängt. | |
Nutzer*innen in den USA, die belegen können, Vibrator und App genutzt zu | |
haben, haben nun Anspruch auf 10.000 Dollar Schadensersatz. Auch beim | |
Svakom Siime Eye, einem Vibrator mit eingebauter Endoskopkamera, wurden | |
kürzlich gravierende Sicherheitslücken entdeckt. Sowohl Vibrator als auch | |
die Videofunktion ließen sich einsehen und fernsteuern. Spätestens hier | |
versteht vielleicht auch die letzte Ich-habe-nichts-zu-verbergen-Nutzer*in, | |
dass es um Informationen geht, die man nicht teilen will. | |
Nun will der durch Crowdfunding finanzierte Hum der erste wirklich smarte | |
Vibrator mit künstlicher Intelligenz sein. Sensoren sollen merken, welche | |
Programme der*dem Nutzer*in gefallen und diese ausbauen. Zudem soll er | |
selbst programmiert werden können. Die selbst geschriebenen Programme | |
werden via Bluetooth übertragen. Ob das Konzept funktioniert und wie viel | |
Wert das Start-up auf Datenschutz legt, wird man sehen. Momentan kann man | |
Hum beim Hersteller vorbestellen. | |
Also stellen Sie sich weiterhin vor, Sie kaufen irgendwann einen smarten | |
Stabmixer. Der sich nicht nur Ihren Mixgewohnheiten anpasst, den sie selbst | |
programmieren können, der nur mit einer sicheren Verbindung mit anderen | |
Geräten interagiert und von dem Sie wissen, welche Daten er an den | |
Hersteller schickt – im besten Fall nämlich gar keine. So einen | |
emanzipatorischen Stabmixer würde man gerne kaufen. | |
26 Jul 2017 | |
## AUTOREN | |
Svenja Bednarczyk | |
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