# taz.de -- Bauprojekt in Köln: Oper ganz oben dabei | |
> Kölns neuer Bauskandal ist amtlich: Die Opernsanierung wird mehr als | |
> doppelt so teuer und zieht sich noch Jahre hin. | |
Bild: Das Bürgerbegehren verhinderte den Abriss im Jahr 2010, doch um Schuldzu… | |
Als wenn das Desaster um die Kölner Oper nicht schon dramatisch genug wäre! | |
Ganz ins Dunkel getaucht ist das sogenannte Kleine Haus auf der Baustelle | |
der Kölner Bühnen am Offenbachplatz, nur die städtischen Vertreter sind von | |
oben hart angestrahlt. In Köln hat man offenbar Sinn für theatralische | |
Effekte. Wenn schon Desaster, dann soll es auch was hermachen. | |
Die Verkünder des Skandals sind Henriette Reker, ihre Kulturdezernentin | |
Susanne Laugwitz-Aulbach, der geschäftsführende Direktor der Bühnen Patrick | |
Wasserbauer und Bernd Streitberger. Er gilt zugleich als Retter und | |
Schreckensbote. Als man vergangenes Jahr zugeben musste, dass gar nichts | |
mehr ging, wurde der einstige Kölner Baudezernent zum Technischen | |
Betriebsleiter der Bühnen ernannt. Nur noch ihm traute man zu, das Chaos zu | |
bändigen. | |
Ein halbes Jahr brauchte er, sich einen Überblick zu verschaffen. Die | |
Sanierung des gesamten Architektur-Ensembles mit Oper und Schauspielhaus, | |
dazu die neue Kinderoper und die Opernterrassen werden mehr als doppelt so | |
teurer wie geplant: bis zu 570 Mio. Euro. Eine Eröffnung wird es frühestens | |
2023 geben – wenn ab jetzt alles glattläuft. Bis dahin bleibt der | |
Offenbachplatz eine Dauerbaustelle. Jedes Jahr fallen Millionen an, um die | |
Ersatzspielstätten zu finanzieren. | |
Reker erzählt von ihrer letzten Besichtigung der Baustelle, von den | |
„gravierenden Mängeln in Planung und Ausführung“, und dass sie auch | |
„zornig“ sei. Die Zahlen seien eine große Bürde, doch sie seien das | |
Ergebnis der neuen Transparenz in der Stadtverwaltung. So lässt sich der | |
Skandal als Neuanfang umdeuten. Doch jeder fragt sich: Wer ist eigentlich | |
schuld am Desaster? Wer die Baustelle gesehen hat, weiß: eine | |
vernunftgesteuerte Projektleitung kann es nicht gegeben haben. | |
## Kölscher Katastrophenstolz | |
Ins Visier ist nun Kulturdezernentin Laugwitz-Aulbach geraten. Sie hat 2015 | |
wenige Monate vor der geplanten Eröffnung den Termin absagen müssen. Ihre | |
Krisen-PR gilt als miserabel, ihr Ton ist oft schnodderig. Ihre Rede liest | |
sie steif ab, sie spricht von der Zukunft, die Frage nach ihrer Rolle in | |
dem Desaster klammert sie aus. | |
Irgendwie schmeichelt das alles aber auch dem kölschen Katastrophen-Stolz. | |
Wenn hier schon nichts klappt, dann aber auch mit Schmackes! | |
Hauptstadtflughafen? Elbphilharmonie? Jetzt wissen wir: Köln kann durchaus | |
mithalten, wenn es um desaströse Großprojekte geht. | |
Eigentlich sollte die Oper saniert und das benachbarte Schauspielhaus | |
abgerissen und neu gebaut werden. Doch ein Bürgerbegehren verhinderte den | |
Abriss 2010. Die »Initiative Mut zu Kultur« rechnete damals sogar vor, das | |
käme billiger. 50.000 Kölner unterschrieben das. | |
Streitbergers Rechnung und Prognosen mögen seriös sein, aber niemand wird | |
darauf wetten, dass es nicht doch noch länger dauert und teurer wird. Eine | |
Aufarbeitung des Skandals hat bislang nicht stattgefunden. Der Kölner | |
Rechnungsprüfungsausschuss hat zwar ein Gutachten in Auftrag gegeben. Doch | |
das kommt nicht wie angekündigt am Donnerstag, sondern erst nach der | |
Sommerpause. Und schon jetzt wird betont, es gehe nicht um | |
Schuldzuweisungen. | |
Unterdessen plant Köln munter weiter: Vor dem Dom soll es eine neue | |
Historische Mitte geben mit drei Neubauten – darunter fährt die Kölner | |
U-Bahn. | |
4 Jul 2017 | |
## AUTOREN | |
Bernd Wilberg | |
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