Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Das war die Woche in Berlin II: Hier singen nur die Baumaschinen
> Die Staatsoper soll im Oktober öffnen – aber nur ein bisschen. Im
> Dezember könnte es dann richtig losgehen. Es ist fraglich, ob das klappen
> kann.
Bild: So sieht die Baustelle der Staatsoper aus. Noch Fragen?
Es ist genau ein Jahr her, da beendete der „2. Untersuchungsausschuss
Staatsoper“ seine Arbeit. Bekannt ist, dass der Vorsitzende Wolfgang Brauer
(Linke) ein niederschmetterndes Resümee zog: Das Rote Rathaus sei bei der
Sanierung „voll auf Risiko“ gegangen und baulich, zeitlich sowie finanziell
„gescheitert“. Wir erinnern uns: Fehlplanungen, sieben Jahre Bauzeit, 400
statt 240 Millionen, Größenwahn Schmitz/Wowereit.
Dass man am Montag beim Baustellenrundgang durch die „fast fertige“
Staatsoper Unter den Linden das Gefühl nicht loswurde, es geht hier weiter
mit vollem Risiko, hat damit was zu tun, dass es in einigen Ecken der Oper
noch ziemlich nach Rohbau aussah.
Zugleich spielten die Bauherren wieder mit dem altbekannten
Hin-und-Her-Trick: Am Gedenktag 3. Oktober 2017 soll das Haus eröffnet
werden, so die Bauverwaltung und Opernintendant Jürgen Flimm. Dann sei
wieder Schluss wegen Nacharbeiten. Der richtige Spielbetrieb gehe im
Dezember los. Und so weiter.
Wenn es bei Dezember bliebe, wäre das trotz allem eine gute Nachricht. Ein
lebendiges Opernhaus ist besser als jedes Baudesaster. Zu befürchten ist
jedoch, dass den Ankündigungen weitere Erklärungen folgen werden. Sind doch
die Termine offenkundig weniger fachlich als vielmehr politisch gesetzt und
persönlich gewünscht.
Intendant Jürgen Flimm („Ich will jetzt da rein!“) und sein Musikdirektor
Daniel Barenboim haben das ewige Verschieben satt. Kanzlerin Merkel, wenn
Sie’s dann noch ist, will am symbolischen 3. Oktober Schumann hören und
repräsentieren.
Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher (Linke) und Baudirektorin
Regula Lüscher war der Druck beim Baurundgang anzumerken. Sie gaben sich
vorsichtig optimistisch. Man sprach von der „Zielgeraden“ und „dem guten
Weg“, auf dem sich die Sanierung befinde. Aber vom Teufel, der im Detail
steckt, war ebenso die Rede. Was angesichts der dröhnenden Baumaschinen
gleich nebenan und der Geschichte des Skandals nur mehr einleuchtend
klingt.
Lompscher und Lüscher ist ein erneuter Schaden nicht zu wünschen. Es wäre
aber klüger gewesen, sich nicht weiter in den Risikomodus zu begeben. Denn
es ist ihr Risiko.
29 Apr 2017
## AUTOREN
Rolf Lautenschläger
## TAGS
Staatsoper Unter den Linden
Sanierung
Bauskandal
Staatsoper Unter den Linden
Bauskandal
Staatsoper Unter den Linden
Klavier
Staatsoper Berlin
## ARTIKEL ZUM THEMA
Staatsoper Unter den Linden: Der kleine BER macht auf
Nach sieben Jahren Sanierung und vielen Skandalen eröffnet am 3. Oktober
die Staatsoper. Es ist trotz allem ein schönes Opernhaus dabei
herausgekommen.
Bauprojekt in Köln: Oper ganz oben dabei
Kölns neuer Bauskandal ist amtlich: Die Opernsanierung wird mehr als
doppelt so teuer und zieht sich noch Jahre hin.
Sanierung der Staatsoper in Berlin: Premiere auf der Baustelle
Richtig los geht’s in der Lindenoper im Dezember. Im Oktober wird feierlich
eröffnet, aber gleich wieder geschlossen – bei einer siebenjährigen
Verspätung ist das fast egal.
Pianistin Elena Bashkirova über Musik: „Wir alle lieben, was wir tun“
Der Vater ist ein berühmter Musiker, der Ehemann Daniel Barenboim. Doch
Elena Bashkirova hat selbst ein funkelndes Talent.
Verkorkste Großprojekte: Erst denken, dann bauen
Grünes Fazit aus den Untersuchungsausschüssen zu BER und Staatsoper: Es
muss klarere Zuständigkeiten geben – und vor allem mehr Information.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.