# taz.de -- Arbeitskampf am Hamburger Hafen: Das Ende einer stolzen Werft | |
> Die Hamburger Traditionswerft Blohm+Voss soll verkleinert werden. Das | |
> erklärten Manager am Montag der Belegschaft. Die wird finanziell bluten | |
> müssen | |
Bild: Hamburger Werft mit Tradition: Blohm+Voss soll drastisch verkleinert werd… | |
HAMBURG taz | Die angeschlagene Hamburger Traditionswerft Blohm+Voss steht | |
vor massiven Veränderungen und Umstrukturierungen und wird drastisch | |
verkleinert. Zwei Drittel des Werftgeländes im Hafen in Hamburg-Steinwerder | |
sollen aufgegeben und für Industrieansiedlungen vermietet werden. Das haben | |
der Blohm+Voss-Geschäftsführer Dieter Dehlke und der Aufsichtsratschef | |
Klaus Borgschulte am Montag im Rahmen einer Gewerkschaftsversammlung der IG | |
Metall auf dem Werftgelände bekannt gegeben. | |
Die IG Metaller waren zusammengekommen, um sich von den beiden Beauftragten | |
die Zukunftspläne der neuen Blohm+Voss Eigentümerin, der Bremer | |
Werftengruppe Lürssen, für den Hamburger Standort erläutern zu lassen. | |
Lürssen erwartet Zugeständnisse von der Belegschaft und die Manager konnten | |
die gewerkschaftlich organisierte Beschäftigten offenbar überzeugen. Denn | |
bereits am Montagmittag traten Hamburger Vertreter der IG Metall mit dem | |
Management von Blohm+Voss in Tarifverhandlungen, um durch einen | |
Haustarifvertrag eine langfristige Rettung der Werft durch die neuen | |
Eigentümer zu erzielen. | |
Denn neben dem anvisierten Personalabbau von 300 der rund 1.000 | |
Arbeitsplätze, über den derzeit der Betriebsrat mit der Geschäftsführung in | |
Form eines Interessenausgleichs und Sozialplans verhandelt, verlangt das | |
Management parallel auch Zugeständnisse bei den bestehenden Tarifverträgen, | |
vor allem beim Weihnachts- und Urlaubsgeld. Angeblich alles, um Blohm+Voss | |
für die Zukunft wettbewerbsfähig aufzustellen. | |
Änderungen an den Tariflöhnen oder der 35-Stundenwoche werde es aber nicht | |
geben, erklärte der stellvertretende IG Metall-Bevollmächtigte Emanuel | |
Glass an. Im Gegenzug kündigte Blohm+Voss-Geschäftsführer Dehlke | |
Investitionen der Lürssengruppe in Hamburg an, „wo es notwendig und | |
sinnvoll ist, um die Potenziale unserer Werft gezielt zu modernisieren und | |
zu stärken“. Das betreffe vor allem moderne Fertigungsstrukturen. | |
Bei Blohm+Voss soll künftig das Reparaturgeschäft von luxuriösen Yacht-und | |
Kreuzfahrtschiffen der Lürssengruppe konzentriert werden. Von der | |
Bundesmarine erhofft sich Lürssen zudem den Auftrag von mehreren Korvetten | |
und zwei Fregatten. Millionenaufträge, die für mehrere Jahre Auslastung | |
bringen könnten. | |
Vom der einstmals stolzen Schiffsbautradition, von der Konstruktion über | |
den Rumpfbau bis zur Innenausstattung, muss sich Blohm+Voss nach den | |
Lürssen-Plänen allerdings verabschieden. Bis Anfang Juni sollen die | |
Haustarif-Verhandlungen abgeschlossen sein. „Das ist auch zu schaffen, aber | |
nur, wenn die Bedingungen der Belegschaft erfüllt werden“, sagte | |
Gewerkschafter Glass. Die IG Metall-Mitglieder müssen dem Haustarifvertrag | |
zustimmen. | |
Die Lürssengruppe, führender Schiffsbauer für Luxusyachten in Deutschland, | |
hatte die Blohm+Voss-Werft im November 2016 vom britischen Finanzinvestor | |
Star Capital erworben und „ein langfristiges Engagement“ angekündigt. Doch | |
die erste Bestandsaufnahme der Werft sei ernüchternd ausgefallen, sagte der | |
Aufsichtsratsvorsitzende Borgschulte im Februar. | |
9 May 2017 | |
## AUTOREN | |
Kai von Appen | |
## TAGS | |
Hamburger Hafen | |
Arbeitskampf | |
IG Metall | |
Lürssen | |
Schifffahrt | |
Schiffbau | |
Welthandel | |
Hamburger Hafen | |
Anti-Atom-Bewegung | |
Lürssen | |
Kreuzfahrt | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Panne beim Lürssen-Brand: Organisierte Unzuständigkeit | |
Messergebnisse zum Brand der Lürssen-Werft legen nahe, dass die Feuerwehr | |
vorschnell entwarnt hat. Für Fehlentscheidungen will niemand zuständig | |
sein. | |
Krise bei Nord- und Ostsee-Werften: Wirtschaft der speziellen Art | |
Wachsende Verluste machen den vier Genting-Werften an Nord- und Ostsee zu | |
schaffen. Unternehmen beschwichtigt, Gewerkschaft ist noch hoffnungsvoll | |
Schiffbau und Umweltschutz: Dreckschleudern auf hoher See | |
Deutsche Werften sind wirtschaftlich erfolgreich, ihre Schiffe aber ein | |
ökologischer Albtraum. Sie fordern von der Regierung Förderprogramme. | |
Welthandel und Hamburger Hafen: Megafrachter im Nadelöhr | |
Das weltgrößte Containerschiff kommt auch ohne Elbvertiefung nach Hamburg. | |
Nabu hält die deshalb für überflüssig, Hafenfirmen hoffen auf volle Ladung. | |
Neue Häfen-Konkurrenz: Die Zukunft schwimmt im Mittelmeer | |
Europas Handelszentrum wird sich künftig von der Nordsee ins Mittelmeer | |
verlagern. Vor allem Hamburg und Bremerhaven stellt das vor | |
Herausforderungen. | |
Anti-Atom-Aktivistin vor Gericht: Füttern verboten | |
Die Beköstigung einer Atomkraft-Gegnerin wurde Irene T. zum Verhängnis. Am | |
Dienstag stand sie in Harburg vor Gericht. Die Polizei war auch vor Ort | |
300 Werft-Arbeitsplätze entfallen: Kahlschlag bei Blohm+Voss | |
Bei der Hamburger Traditionswerft soll ein Drittel der 1.000 Arbeitsplätze | |
wegfallen. Wegen der kritischen Lage will man nun Kriegsschiffe bauen. | |
Konjunktur der schwimmenden Dreckschleudern: Kreuzfahrer kommen in Scharen | |
Die Saison der Luxusliner im Norden beginnt, und es werden Rekorde | |
erwartet. Das Geschäft boomt, doch viel sauberer sind die Schiffe immer | |
noch nicht. |