| # taz.de -- Anti-Atom-Aktivistin vor Gericht: Füttern verboten | |
| > Die Beköstigung einer Atomkraft-Gegnerin wurde Irene T. zum Verhängnis. | |
| > Am Dienstag stand sie in Harburg vor Gericht. Die Polizei war auch vor | |
| > Ort | |
| Bild: Ketten sich auch in Hamburg immer mal wieder an die Gleise: Anti-Atom-Akt… | |
| HAMBURG taz | Die Anti-Atom-Aktivistin Irene T. soll an der Blockade eines | |
| Uranzuges mitgewirkt haben – indem sie eine an den Zug gekettete Aktivistin | |
| fütterte. Deshalb stand sie gestern in Harburg vor Gericht. Vorgeworfen | |
| wird ihr Nötigung und Störung öffentlicher Betriebe. Aus Sicht der | |
| Staatsanwaltschaft stellt das Reichen von Lebensmitteln an eine Aktivistin | |
| einen Tatbeitrag dar. | |
| Zum Prozessauftakt kamen Anti-Atom-AktivistInnen zur Unterstützung. Das | |
| Amtsgericht schien das nicht gerne zu sehen und orderte zahlreiche | |
| Polizeibeamte zum Gerichtsgebäude. Sechs Polizeibusse standen nach der | |
| Verhandlung direkt vor dem Eingang. | |
| Der Vorfall ereignete sich im Sommer 2014. AktivistInnen hatten stundenlang | |
| einen Güterzug belagert, der 50 Container mit Uranerzkonzentrat für die | |
| Brennelemente-Herstellung geladen hatte. Sie ketteten sich vor und hinter | |
| dem Zug an. Der Transport war im Hafen angekommen und stand dann einen Tag | |
| lang im Güterbahnhof Hamburg-Süd. | |
| ## Hamburg ist wichtiger Umschlagplatz | |
| Seit Jahren kritisieren Atomkraft-Gegner, dass Urantransporte per Schiff, | |
| LKW und Zug täglich durch ganz Deutschland führen – trotz des | |
| Atomausstiegs, der 2011 im Bundestag beschlossen wurde. Der Hamburger Hafen | |
| ist ein wichtiger Umschlagplatz. Mit den radioaktiven Stoffen werden | |
| Atomfabriken wie die Urananreicherungsanlage in Gronau und die | |
| Brennelementefabrik in Lingen versorgt, die nicht vom Atomausstieg | |
| betroffen sind. | |
| Etwa 15 AktivistInnen nutzten am Dienstag den Prozess, um ihrem Unmut | |
| Ausdruck zu verleihen: Die überwiegend jungen Leute hielten vor dem | |
| Amtsgericht Harburg Banner hoch. „Atomkraft? Nix da!“ stand auf einem. | |
| „Hallo geht's noch? Stoppt die Kriminalisierung von legitimem Widerstand“ | |
| auf einem anderen. | |
| „Ich finde das auf jeden Fall unterstützenswert“, sagte eine Aktivistin, | |
| die einen schneckenförmigen Holz-Ohrring trägt. „Es ist ein Unding, dass | |
| Urantransporte durch Hamburg fahren und das auch noch kaum bekannt ist.“ | |
| ## Alle Zuschauer durchsucht | |
| Die Angeklagte, die sich bereits seit 2010 in der Anti-Atomkraft-Bewegung | |
| engagiert und die am Dienstag einen Pullover mit der provokanten Aufschrift | |
| „trainstopping“ trug, sagt die Unterstützung sei „ein gutes Zeichen“. … | |
| Vorwürfe der Staatsanwaltschaft hält sie für absurd. „Das Aufgebot der | |
| Polizei zeigt mal wieder, für wie gefährlich wir gehalten werden.“ | |
| Die Wachleute im Gericht waren durch einen Internetaufruf, der zu der | |
| Verhandlung mobilisierte, alarmiert worden. „Da die Personen vor dem | |
| Amtsgericht sich auffällig verhalten haben, wurde die Polizei informiert“, | |
| erklärt Gerichtssprecher Kai Wentzel. Vor der Verhandlung wurden alle | |
| Zuschauer durchsucht. | |
| Zu dem Vorfall 2014 äußerte die Angeklagte sich – auch vor Gericht – nich… | |
| Sie bestätigte, dass sie Aktionen wie die Blockade von Transporten | |
| unterstütze. Während der Verhandlung trug sie lange Texte zur | |
| Anti-Atomkraft-Bewegung und der Geschichte Deutschlands als Endlager vor. | |
| Der nächste Verhandlungstermin ist für den 25. April geplant. | |
| 5 Apr 2017 | |
| ## AUTOREN | |
| Milena Pieper | |
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