# taz.de -- Wahl in Bulgarien: Ein Kopf-an-Kopf-Rennen | |
> Bulgarien wählt am Sonntag ein neues Parlament. Bürgerliche und | |
> Sozialisten liegen Kopf an Kopf. Beklagt werden Einflussnahmen aus der | |
> Türkei und aus Russland. | |
Bild: Bulgarische Nationalisten blockieren den Grenzübergang Kapitan Andreewo-… | |
Sofia dpa | Bulgarien wählt an diesem Sonntag ein neues Parlament. Der | |
Ausgang wird nach monatelanger politischer Krise mit Spannung erwartet. Zum | |
Abschluss des Wahlkampfes an diesem Freitag zeichnete sich ein | |
Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den beiden großen Parteien ab – der bisherigen | |
bürgerlichen Regierungspartei GERB und den oppositionellen Sozialisten | |
(Ex-KP). Die politische Krise in dem ärmsten EU-Land wurde durch den | |
Rücktritt der Mitte-Rechts-Regierung wegen des Scheiterns der | |
GERB-Kandidatin bei der Präsidentenwahl im November 2016 ausgelöst. | |
Umfragen zufolge kommen die GERB und auch die Sozialisten bei der | |
vorgezogenen Parlamentswahl auf rund 30 Prozent der Stimmen. Beobachter und | |
Soziologen erwarten ein stark zersplittertes Parlament, da bis zu fünf | |
weitere Parteien oder Bündnisse die Vier-Prozent-Hürde schaffen könnten. | |
Unter ihnen ist das Wahlbündnis der Nationalisten, Vereinte Patrioten, dem | |
mehr als zehn Prozent der Stimmen eingeräumt werden. | |
Der innenpolitisch zugespitzte Wahlkampf wurde von Spannungen mit der | |
Türkei überschattet. Der bulgarische Präsident Rumen Radew und die | |
Nationalisten warfen Ankara vor, sich im Wahlkampf zugunsten einer kleinen | |
Partei der türkischen Minderheit in Bulgarien eingeschaltet zu haben. Diese | |
Splitterpartei der etablierten bulgarischen Türkenpartei DPS soll dem | |
türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan nahestehen. | |
Bulgarische Nationalisten blockierten am Freitag erneut den größten | |
Übergang zur Türkei und organisierten Proteste an den anderen Grenzpunkten, | |
um die Einreise von Bussen mit Wählern aus der Türkei zu verhindern. In | |
Bulgarien sind etwa zehn Prozent der 7,2 Millionen Einwohner ethnische | |
Türken aus der Zeit des Osmanischen Reiches. Rund 300.000 von ihnen | |
wanderten vor dem Fall des Kommunismus, zum Teil unter Zwang, in die Türkei | |
aus. | |
Diese Türken haben doppelte Staatsbürgerschaft und damit auch ein Wahlrecht | |
in Bulgarien. Bei allen bisherigen Wahlen kamen Dutzende Busse mit diesen | |
Wählern nach Bulgarien. Das Problem spitzte sich jetzt wegen der Rivalität | |
zwischen den Türkenparteien weiter zu. | |
Auch Russland wird Einflussnahme auf die Wahlen in dem einstigen Bruderland | |
nachgesagt. Der frühere pro-westliche bulgarische Präsident Rossen | |
Plewneliew (2011-2016) warf außer der Türkei auch Russland vor, politische | |
Parteien in Bulgarien zu unterstützen. „Es gibt genug Gründe zu sagen, dass | |
bulgarische politische Parteien von der Türkei finanziert werden, und es | |
gibt außerdem auch viele, die von Russland finanziert werden“, sagte | |
Plewneliew im Fernsehsender bTV in Sofia eine Woche vor der Wahl. | |
25 Mar 2017 | |
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