| # taz.de -- Friedenskonferenz in Mali: Kein gutes Omen | |
| > In Mali sollen 300 Teilnehmer über den Frieden reden. Doch die | |
| > Tuareg-Gruppen wollen fernbleiben. Sie sind für die Stabilität im Norden | |
| > unverzichtbar. | |
| Bild: Malische Soldaten und ehemalige Rebellen patrouillieren gemeinsam in Gao | |
| Bamako taz | Es ist Baba Akhib Haïdara letztendlich doch gelungen, den | |
| malischen Friedensfahrplan einzuhalten. Als Médiateur de la Republique – | |
| höchster Ombudsmann Malis – war er in den vergangenen Wochen für die | |
| Organisation der Konferenz der nationalen Einigung verantwortlich. Im Land | |
| selbst glaubte lange Zeit fast niemand mehr daran, dass diese überhaupt | |
| stattfinden wird und schon gar nicht wie vorgegeben im März beginnt. | |
| Doch ab Montag sollen noch bis kommenden Sonntag in der Hauptstadt Bamako | |
| 300 Teilnehmer über Frieden, Versöhnung und die Einheit des Landes, in dem | |
| rund 17,5 Millionen Menschen leben, sprechen. So heißt es zumindest | |
| öffentlich. Die Erwartungen an die Ergebnisse sind schon vor Beginn täglich | |
| deutlich weniger geworden. | |
| Nach zahlreichen Spekulationen haben die wichtigsten Tuareg-Gruppierungen, | |
| die CMA (Koordination der Azawad-Bewegungen) sowie die oppositionelle | |
| Platforme, verkündet, gar nicht erst mitmachen zu wollen. Auch die | |
| Opposition will nicht kommen. Ein Grund lautet „schlechte Vorbereitung“. | |
| Tatsächlich war der Termin erst vor wenigen Tagen bekannt gegeben worden. | |
| Zuvor hatte es Regionalkonferenzen gegeben. | |
| Dabei gehörte gerade die CMA zu den wichtigen Unterzeichnern des Abkommens | |
| von Algier im Juni 2015, mit dem das instabile Land zur Ruhe kommen sollte. | |
| Die heute beginnende Konferenz ist eins der Ergebnisse gewesen. Mit den | |
| zahlreichen Absagen verliert sie jedoch schon vor Beginn immer mehr an | |
| Glaubwürdigkeit, denn es sieht fast so aus, als ob die Regierung nun | |
| alleine am Verhandlungstisch sitzen könnte. | |
| ## Wichtig für die Vereinten Nationen | |
| Im Norden Malis hätte das Thema schon in den vergangenen Tagen viele | |
| Menschen nicht gewundert, eine Konferenz zur nationalen Einigung? Auch | |
| viele Vertreter aus der Zivilgesellschaft hatten von ihr, wenn überhaupt, | |
| nur aus dem Radio gehört. Die Befürchtungen sind so wie schon vor vielen | |
| Jahren: In der weit entfernten Hauptstadt wird verhandelt, ohne wirklich zu | |
| schauen, was im eher oppositionellen Norden passiert. | |
| Vor Ort sieht der Friedensprozess jedenfalls völlig anders aus. Weite Teile | |
| des Nordens gelten weiterhin als unsicher und instabil. Große Anschläge, | |
| wie der auf die Truppen der MOC – das sind gemischte Patrouillen aus | |
| Regierungssoldaten und ehemaligen Rebellengruppen –, bei dem im Januar in | |
| Gao mindestens 70 Menschen starben, sind zwar die Ausnahme. Vor gut einer | |
| Woche wurde jedoch Medienberichten zufolge der Chef der Tuareg-Bewegung | |
| Gatia in seinem Haus in Menaka ermordet. | |
| Wichtig ist das Versöhnungstreffen allerdings auch für die Vereinten | |
| Nationen. In Mali läuft die UN-Mission Minusma. Der Rieseneinsatz mit bis | |
| zu 11.000 Soldaten aus 50 Nationen – darunter sind bis zu 1.000 | |
| Bundeswehrsoldaten – soll den Norden stabilisieren. Die Konferenz galt | |
| bisher als ein wichtiger Teil dieser Stabilisierung und hätte ein Indikator | |
| dafür sein können, ob die Minusma mit ihrem Ansatz auf dem richtigen Weg | |
| ist. | |
| „Der Médiateur de la Republique ist jemand, der sehr respektiert wird“, | |
| versucht Koen Davidse, stellvertretender Minusma-Repräsentant, in Bamako | |
| noch einigermaßen hoffnungsfroh zu klingen. | |
| 26 Mar 2017 | |
| ## AUTOREN | |
| Katrin Gänsler | |
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