# taz.de -- Krise in Mali: UNO bereitet Sanktionen vor | |
> Gewalt im Norden und politische Instabilität rufen den UN-Sicherheitsrat | |
> auf den Plan. Wer den Frieden gefährdet, kommt auf eine Sanktionsliste. | |
Bild: Unter Druck: Demonstration gegen Malis Regierung in Bamako, 15. Juli | |
Berlin taz | Wer den Friedensprozess in Mali behindert, muss zukünftig mit | |
UN-Sanktionen rechnen. Der UN-Sicherheitsrat beschloss am Dienstag in New | |
York in seiner Resolution 2374 die Einsetzung eines Mali-Sanktionskomitees, | |
das eine Liste von Personen oder Organisationen erstellen soll, gegen die | |
Reiseverbote und Finanzsanktionen verhängt werden können. | |
Auf die Liste kommt jeder, der das Friedensabkommen von Algier aus dem Jahr | |
2015 zwischen Malis Regierung und den wichtigsten bewaffneten Gruppen des | |
Landes bricht, einen Unterzeichner des Abkommens oder die internationalen | |
Truppen in Mali angreift. | |
Kämpfe zwischen der Tuareg-Rebellenfront „Koordination der | |
Azawad-Bewegungen“ (CMA) und ihren in der „Plattform“ zusammengeschlossen… | |
Gegnern haben sich in den letzten Monaten im Norden Malis verschärft. | |
Dieser Krieg, in dem Malis Regierungsarmee sowie die UN-Blauhelmtruppe Mali | |
(Minusma) meist hilflose Zuschauer sind, hat nicht nur Hunderte Tote | |
produziert, sondern auch die im Friedensabkommen von 2015 vorgesehene | |
Rückkehr der Staatsverwaltung in den Norden Malis verhindert. | |
Konflikte zwischen Milizen haben sich auch in andere Landesteile | |
ausgedehnt. Malis Präsident Ibrahim Boubacar Keita („IBK“), der am Montag | |
sein viertes Amtsjubiläum feierte, kam zuletzt immer stärker unter Druck, | |
und viele Beobachter hatten begonnen, daran zu zweifeln, dass er bis zu den | |
nächsten Wahlen 2018 durchhält. | |
Der UN-Sicherheitsrat droht bereits seit 2015 regelmäßig mit Sanktionen | |
gegen „Störer“ in Mali. Er hatte sie bisher nicht auf den Weg gebracht, | |
weil Malis Regierung das nicht wollte. Eine förmliche Bitte aus Bamako vor | |
einigen Wochen brachte die Kehrtwende. | |
Für Malis Regierung ist der Zeitpunkt der UN-Resolution ausgesprochen | |
günstig. Denn am 23. August unterzeichneten CMA und Plattform eine | |
befristete Feuerpause, um sich auf Modalitäten zur Rückkehr zum Frieden zu | |
einigen. Die UN-Resolution kommt genau zum Ablauf der Feuerpause. | |
Diese ist zwar nicht formell verlängert, aber wer sie bricht, setzt sich | |
damit ab sofort dem Risiko von Strafmaßnahmen aus. | |
Der nächste Schritt besteht darin, die bewaffneten Gruppen dazu zu bringen, | |
die Einsetzung von Vertretern des Zentralstaates im Norden Malis nicht | |
länger zu behindern. So wurde im August ein neuer Gouverneur von Kidal | |
ernannt, das von Tuareg-Rebellen kontrolliert wird; er muss sein Amt aber | |
erst noch vor Ort aufnehmen. | |
Ob die Strategie aufgeht, Mali mit Drohungen zu befrieden, ist allerdings | |
keineswegs sicher. Am Mittwoch früh empörten sich Tuareg-Rebellen in der | |
von ihnen gehaltenen Stadt Menaka, dass Regierungssoldaten auf dem Markt | |
einkaufen wollten, und griffen sich das Auto der Soldaten. Im | |
anschließenden Feuergefecht starb ein Soldat. | |
Am Vorabend starben zwei UN-Blauhelme, als ihr Auto bei Aguelhoc im Bezirk | |
Kidal auf eine Mine fuhr. | |
6 Sep 2017 | |
## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
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