# taz.de -- Ignoranz der Autobauer für China: Elektrisch? Och nö | |
> China ist für die Autobranche der größte Markt. Doch die Regierungspläne | |
> für mehr Elektroautos sorgen für Widerstand. | |
Bild: Die Hoffnung auf Luft-Verbesserung durch E-Autos stirbt zuletzt. Passante… | |
PEKING taz | Wenn am heutigen Donnerstag der Genfer Autosalon seine Pforten | |
öffnet, dann wird das Land China im Fokus stehen, der weltweit größte | |
Absatzmarkt für Autos. Die Stimmung ist angespannt – die chinesische | |
Regierung setzt die Autobauer derzeit mächtig unter Druck. Erst im Herbst | |
veröffentlichte das chinesische Industrie- und | |
Informationstechnologieministerium Pläne, wonach es eine verpflichtende | |
Mindestquote für Elektroautos geben soll. | |
Je nach Rechenart sahen die Pläne vor, dass fast jedes vierte verkaufte | |
Fahrzeug mit einem Elektro- oder Hybridmotor ausgestattet sein muss. Und | |
zwar bereits ab 2018. Vor allem für die deutsche Automobilindustrie wäre | |
der vorgegebene Zeitplan nicht einzuhalten gewesen, monierte sie. Zwar hat | |
sich die erste Aufregung inzwischen gelegt. In Berlin ist vergangene Woche | |
durchgesickert, China sei bereit, die Schonzeit um ein weiteres Jahr zu | |
verlängern. Auch solle die Elektroquote nicht ganz so streng gehandhabt | |
werden wie vorgesehen. | |
Trotzdem verwunderte die Aufregung vom Herbst. Angesichts der extremen | |
Umweltbelastung in den meisten chinesischen Großstädten hatte Chinas | |
Führung schon 2013 das Ziel ausgegeben, die Zahl der Elektroautos bis 2020 | |
auf mindestens 5 Millionen zu erhöhen. Bisher hinkt China diesem Ziel weit | |
hinterher. Kein Wunder also, dass die Regierung über verschärfte Maßnahmen | |
nachdenkt. | |
China ist inzwischen der größte und wichtigste Markt für die weltweite | |
Autobranche. Insgesamt bei fast 22 Millionen lag die Zahl der verkauften | |
Fahrzeuge im vergangenen Jahr. Man sollte denken: Was die Regierung in dem | |
auch weiterhin streng regulierten Staat will, findet bei der | |
Automobilindustrie auch Gehör. | |
## Länger, breiter, mehr PS | |
Doch die meisten Autobauer, so macht es bei der Vorstellung ihrer neuen | |
Modelle den Eindruck, ignorieren die Zielvorgaben der chinesischen | |
Regierung weitgehend. Größer, luxuriöser und mit noch mehr Hubraum – das | |
ist stattdessen das Motto der meisten Aussteller beim Genfer Autosalon. Von | |
den 900 ausgestellten Fahrzeugen erfüllen gerade einmal 66 das für 2021 | |
ausgegebene CO2-Emissionsziel der EU-Kommission. | |
BMW will die Schweizer Bühne nutzen, um sein neues Modell, den 5er Touring, | |
vorzustellen. Mercedes präsentiert sein E-Klasse-Cabrio mit Allradantrieb. | |
Volkswagen zeigt den Arteon, eine Variante seines Passats, nur länger, | |
breiter und mit 280 PS. Sogar der Polo, traditionell der Kleinwagen von VW, | |
wird mit längerem Radstand präsentiert. Als GTI schafft er es auf über 200 | |
PS. Autos mit neuen Antriebsformen (NEV), wie Elektromotoren oder | |
Hybridautos, sind in Genf hingegen kaum zu sehen. | |
Dabei versucht Chinas Regierung bereits seit 2011 mit großzügigen | |
Subventionen den Verkauf von Elektro- und Hybridautos anzukurbeln. Für | |
Elektrofahrzeuge erhalten die Käufer einen Zuschuss von umgerechnet rund | |
9.000 Euro. Zudem bekommen Fahrer von Elektroautos sofort ein | |
Nummernschild. Wegen der hohen Verkehrsbelastung werden die Kennzeichen in | |
Städten wie Peking und Schanghai bei konventionellen Autos nur noch | |
verlost. Die Chance, ein Nummernschild zu ergattern, liegt derzeit bei 1 zu | |
80. | |
Daimler und VW haben mit ihren chinesischen Joint-Venture-Partnern zwar | |
Elektroautos für den chinesischen Markt entwickelt. Doch der Verkauf läuft | |
schleppend. „Die meisten ausländischen Autobauer versuchen die Entwicklung | |
von Elektromobilität bewusst hinauszuzögern“, vermutet He Lun, ein | |
führender chinesischer Autoexperte. | |
9 Mar 2017 | |
## AUTOREN | |
Felix Lee | |
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