# taz.de -- Nach Betrug bei Abgastests: Luxemburg will durchgreifen | |
> Das Land ist bei Autoherstellern für Abgaszulassungen besonders beliebt. | |
> Doch nun geht der Verkehrsminister gegen Audi und VW vor. | |
Bild: Im Visier: die Automobilhersteller Audi und VW | |
LUXEMBURG taz | Angriff ist die beste Verteidigung, mag sich Luxemburgs | |
Transportminister François Bausch gedacht haben. Am Montag gibt er bekannt, | |
dass Luxemburg im VW-Abgasskandal Klage gegen unbekannt erheben wird. | |
Gänzlich ungezielt ist das Verfahren indessen nicht: Im Visier sind die | |
Automobilhersteller Audi und VW, die bei Abgastests betrogen haben. Konkret | |
geht es um den Einsatz von verbotenen Abschalteinrichtungen in einem | |
VW-Motor, den Audi drei Jahre lang in seine A1- und A3-Typen einbauen ließ. | |
Die Abgaseinrichtungen dieser Modelle wurden in Luxemburg zugelassen. | |
Unklar ist nun, ob Audi oder VW wegen Irreführung der Luxemburger Behörden | |
zur Rechenschaft gezogen werden können. „Durch die Klage wollen wir | |
herausfinden, ob Luxemburg Schaden erlitten hat und wer dafür | |
verantwortlich ist“, sagte Bausch der taz. | |
Als grüner Transportminister wünscht sich François Bausch kein „Dieselgate… | |
im eigenen Land. Es müsse „alles aufgeklärt und Konsequenzen gezogen | |
werden“. Er hat kurz nach Bekanntwerden des VW-Skandals im Herbst 2016 ein | |
internes Audit über die Luxemburger Zulassungsstelle SNCH in Auftrag | |
gegeben. Bausch tat dies vor dem Hintergrund, dass Luxemburg beim von | |
europäischen Automobilherstellern rege betriebenen Zulassungstourismus ein | |
besonders beliebtes Ziel ist. | |
Weshalb das so ist, wollte der deutsche EU-Abgeordnete Sven Schulze (CDU) | |
von Audi-Vertretern wissen, die im [1][Untersuchungsausschuss des | |
Europaparlaments zum VW-Skandal] gehört wurden. Für Gesamt-Typenzulassungen | |
wende man sich an die deutsche Zulassungsstelle, das Kraftfahrt-Bundesamt | |
(KBA); für Emissionszulassungen an die SNCH, so die Antwort. Neben deren | |
Kompetenz schätze man die „geografische Lage“. Doch die Nähe scheint nicht | |
nur geografisch zu sein: Zwei der drei Unternehmen, die im Auftrag der SNCH | |
Tests bei Automobilherstellern durchführen, werden von deutschen | |
Teilhabern, dem TÜV Rheinland und der Gesellschaft für Technische | |
Überwachung, dominiert. | |
Kurze Wege und eine weniger aufwändige Bürokratie werden als Pluspunkte für | |
Luxemburg genannt. Doch auch dies wirft Fragen auf. Wie schaffen es die | |
rund zehn Ingenieure der SNCH, die jährlichen 9.000 Typenzulassungen zu | |
erteilen, fragten Europaparlamentarier den SNCH-Leiter Claude Liesch, der | |
ebenfalls zu Gast im Untersuchungsausschuss war. „Unser | |
Bearbeitungsschlüssel entspricht etwa dem der deutschen KBA“, so Liesch. | |
Ein Blick in die Jahresberichte der beiden Behörden zeigt jedoch ein | |
anderes Verhältnis: Pro Arbeitstag bewältigen die rund 60 Mitarbeiter der | |
Kraftfahrt-Bundesamts rund 80 Zulassungen, die zehn Luxemburger schaffen 35 | |
am Tag – pro Kopf also rund dreimal so viele. Auch das Audit empfiehlt | |
darum dringend eine personelle Aufstockung. | |
6 Feb 2017 | |
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## AUTOREN | |
Danièle Weber | |
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