# taz.de -- Protest in Hamburg: Getrennt gegen G 20 | |
> Am 8. Juli will ein linkes Bündnis in Hamburg gegen den G-20-Gipfel | |
> demonstrieren. Eine Woche vorher gibt es eine Aktion mit ganz anderer | |
> Stoßrichtung. | |
Bild: Schon im Dezember liefen sich die Protestler in Hamburg warm | |
Berlin taz | Es könnten [1][die größten Gipfel-Proteste] werden, die | |
Deutschland seit Langem erlebt hat. Zum G-20-Treffen, das am 7. und 8. Juli | |
dieses Jahres in Hamburg stattfindet, reisen mit [2][Donald Trump, Recep | |
Tayyip Erdoğan und Wladimir Putin] drei besonders umstrittene | |
Staatsoberhäupter an. Doch wer gegen die Politik dieser und der übrigen | |
Staats- und Regierungschefs der 19 wirtschaftlich stärksten Staaten und der | |
EU demonstrieren will, kann sich zwischen mehreren Protestaktionen | |
entscheiden. Denn die deutschen G-20-Kritiker können sich nicht auf eine | |
gemeinsame Großaktion einigen. | |
Ein Bündnis aus Vertretern linker und linksradikaler Gruppen ruft zu einer | |
Großdemonstration am Samstag, dem 8. Juli auf – dem zweiten Tag des | |
Gipfeltreffens. „Wir werden unsere Ablehnung der kalten und grausamen Welt | |
des globalen Kapitalismus deutlich machen, wie sie von den G 20 | |
repräsentiert und organisiert wird“, heißt es [3][im Demo-Aufruf], der am | |
Donnerstag veröffentlicht wurde. | |
Daran mitgewirkt haben unter anderem Mitglieder des | |
globalisierungskritischen Netzwerks Attac, der Interventionistischen | |
Linken, der Linkspartei, autonomer Gruppen, der Gewerkschaft Verdi und der | |
Grünen Jugend. Formell unterzeichnet wurde er von diesen Organisationen | |
aber bisher nicht. | |
## Kritik am Neoliberalismus, nicht am Treffen | |
Ein weiterer Massenprotest findet bereits eine Woche vorher statt: Am 2. | |
Juli will das Aktionsnetzwerk Campact gemeinsam mit großen Umwelt- und | |
Entwicklungsorganisationen auf die Straße gehen. Der Entwurf für einen | |
Aufruf, der von Campact und den Naturfreunden erarbeitet und an andere | |
Organisationen verschickt wurde, setzt einen grundlegend anderen Akzent: | |
„In Zeiten des zunehmenden Nationalismus ist internationale Kooperation | |
nötiger denn je – auch im Rahmen der G 20“, heißt es darin. Kritisiert wi… | |
nicht das Treffen selbst, sondern die „neoliberale Politik“ der darin | |
vertretenen Staaten. | |
Um diese zu ändern, formuliert der Aufruf konkrete Forderungen an die G 20, | |
etwa eine veränderte Handels- und Klimapolitik. Der Aufruf soll am 9. | |
Februar mit anderen Organisationen, etwa dem BUND und Oxfam, diskutiert | |
werden. Dabei könne er durchaus noch verschärft werden, sagte Uwe Hiksch | |
vom Bundesvorstand der Naturfreunde der taz. | |
Um den Eindruck einer direkten Konkurrenz zu vermeiden, bezeichnen die | |
Organisatoren ihre geplanten Proteste nicht mehr als „Demonstration“. | |
Stattdessen spricht Campact-Geschäftsführer Christoph Bautz von einer | |
„bundesweiten Großaktion“. Angedacht sind eine Menschenkette oder mehrere | |
Kundgebungen rund um die Alster, die später auf dem Heiligengeistfeld | |
zusammengeführt werden. Faktisch wird die „Aktion“, zu der laut Hiksch | |
mindestens 50.000 Menschen erwartet werden, damit von einer Demonstration | |
wohl kaum zu unterscheiden sein. | |
Der Sprecher der Demonstration am 8. Juli, Werner Rätz von Attac, freut | |
sich dennoch, dass es nun offiziell keine zwei Demonstrationen gibt. Dass | |
es mehrere Protestaktionen gibt, hält er durchaus für sinnvoll. „Wenn wir | |
unterschiedliche Einschätzungen haben, liegt es nahe, diese zu | |
unterschiedlichen Zeitpunkten zu artikulieren“, sagte er der taz. | |
## Polizei hat harten Kurs angekündigt | |
[4][Das Spektrum], das zum 8. Juli aufruft, werde breiter sein als jenes, | |
das beim G-8-Gipfel in Heiligendamm im Jahr 2007 zur Großdemonstration nach | |
Rostock mobilisiert hatte, sagte Rätz. Damals hatten rund 50.000 Menschen | |
gegen den G-8-Gipfel protestiert. Nach der bunten Demo kam es am Rande der | |
Abschlusskundgebung allerdings zu gewaltsamen Zusammenstößen mit der | |
Polizei – mit Steinwürfen von Autonomen und einem massivem Tränengaseinsatz | |
der Polizei, der auch Unbeteiligte traf. | |
Auch die Erinnerung an diese Bilder dürfte bei den Organisatoren der | |
Vorab-Aktion am 2. Juli eine Rolle spielen. Denn auch in Hamburg hat die | |
Polizei für die Zeit des eigentlichen Gipfels einen harten Kurs angekündigt | |
und bereitet sich logistisch bereits auf Massenfestnahmen vor. | |
3 Feb 2017 | |
## LINKS | |
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[2] /!5378739/ | |
[3] http://g20-demo.de/ | |
[4] /!5355690/ | |
## AUTOREN | |
Malte Kreutzfeldt | |
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