# taz.de -- Trump rechtfertigt Einreiseverbot: Wieder mal sind die Medien schuld | |
> US-Präsident Trump verteidigt sein Einreiseverbot: Es handele sich nicht, | |
> wie die Medien behaupten, um einen Muslim-Bann. Proteste gegen das Verbot | |
> nehmen zu. | |
Bild: Protest in der Empfangshalle des Flughafens von Pittsburgh | |
Washington ap | Angesichts massiven Widerstands gegen das jüngste | |
Einreiseverbot für Bürger aus sieben muslimisch geprägten Ländern hat | |
US-Präsident Donald Trump seinen Erlass verteidigt. „Es geht nicht um | |
Religion – es geht um Terror und darum, unser Land sicher zu halten“, | |
teilte Trump mit. Es handele sich „nicht um einen Muslimen-Bann.“ Dass ein | |
solcher Eindruck entstanden sei, sei die Schuld der Medien, erklärte Trump. | |
Im ganzen Land gingen die Proteste gegen seine Exekutivanordnung indes am | |
Wochenende weiter, auch aus den Reihen der Republikaner kam Kritik. Etliche | |
Demokraten im Kongress wollen ein Gesetz einbringen, das das Dekret | |
aushebeln soll. | |
Trump hatte am Freitag verfügt, dass Staatsbürger aus den sieben | |
mehrheitlich muslimischen Ländern Irak, Syrien, Iran, Sudan, Libyen, | |
Somalia und Jemen drei Monate lang nicht in die USA einreisen dürfen. Der | |
US-Präsident setzte ferner das gesamte Regierungsprogramm zur Aufnahme von | |
Flüchtlingen für vier Monate aus. Flüchtlinge aus Syrien dürfen für | |
unbestimmte Zeit gar nicht mehr einreisen. | |
In einer Stellungnahme betonte Trump, „außerordentliches Mitgefühl“ mit d… | |
Menschen zu haben, die vor dem blutigen Bürgerkrieg in Syrien flüchteten. | |
Er wolle aber „Wege finden, um all jenen zu helfen, die leiden.“ Später | |
berichtete das Weiße Haus von Telefonaten Trumps mit dem saudi-arabischen | |
König Salman und Scheich Mohammed bin Sajed Al Nahyan, dem Kronprinz von | |
Abu Dhabi. Beide hätten sich bereit erklärt, Sicherheitszonen für | |
Flüchtlinge zu unterstützen. Details dazu gab es nicht. | |
Auf Flughäfen auf der ganzen Welt herrschte Verwirrung in der Frage, wie | |
Trumps Dekret umzusetzen sei. Zur Unsicherheit trug auch die juristische | |
Unklarheit bei. Zwischenzeitlich hieß es, dass auch Inhaber einer Green | |
Card aus den betroffenen Länder nicht mehr einreisen dürften. Dann wurde | |
das vom Weißen Haus wieder revidiert. | |
## Teilaspekt außer Kraft gesetzt | |
Eine Notfallverordnung einer Bundesrichterin stoppte zudem einen Teilaspekt | |
des Trump-Erlasses. Menschen aus den betroffenen Ländern, die US-Boden | |
erreicht haben und ein gültiges Visum oder einen genehmigten | |
Flüchtlingsantrag vorweisen können, dürfen demnach nicht mehr abgeschoben | |
werden. Wer allerdings aus den betroffenen Staaten stammt und gar nicht | |
erst in ein Flugzeug gelassen wird, darf weiterhin nicht einreisen. Das | |
Heimatschutzministerium betonte indes, das jüngste Gerichtsurteil werde die | |
Gesamtumsetzung des Dekrets nicht schmälern. | |
Der Mehrheitsführer im Senat, Mitch McConnell, mahnte die Regierung jedoch | |
zur Mäßigung. Er sei zwar für strenge Sicherheitsprüfungen, doch gehörten | |
Muslime für die USA zur „besten Quelle im Krieg gegen Terror“, sagte er. | |
Die erfahrenen Senatoren John McCain und Lindsey Graham, beide | |
Republikaner, schlugen in eine ähnliche Kerbe. Durch Trumps Order drohe die | |
Gefahr, dass sich die USA „im Kampf gegen den Terrorismus selbst“ | |
schadeten. So sende der Erlass „das Signal, ob beabsichtigt oder nicht, das | |
Amerika keine Muslime im Land haben will.“ Dadurch würde eher die | |
Terroristen-Rekrutierung befeuert als die Sicherheit verbessert, schrieben | |
McCain und Lindsey. | |
Trump schoss später per Twitter zurück und nannte das Duo „traurig schwach | |
in Sachen Migration.“ | |
Besorgt sind auch US-Unternehmen über das von Trump verhängte | |
Einreiseverbot. Howard Schultz, der Chef der Kaffeehauskette Starbucks, | |
wandte sich in der Nacht zum Montag mit „tiefer Besorgnis“ auf der | |
Firmen-Website an die Mitarbeiter. Er bezeichnete Trumps Erlass als | |
verwirrend und kündigte Pläne an, um in den nächsten fünf Jahren 10.000 | |
Flüchtlingen Jobs bei Starbucks anbieten zu können. | |
## „Nicht der beste Weg“ | |
„Viele Menschen, die negativ von dieser Politik betroffen sind, sind starke | |
Unterstützer der USA“, twitterte Tesla-Chef Elon Musk. „Sie haben das | |
Richtige getan, nicht das Falsche, und sie verdienen es nicht, | |
zurückgewiesen zu werden.“ Das Einreiseverbot für Staatsangehörige einiger | |
überwiegend muslimischer Länder sei „nicht der beste Weg“, um mit den | |
Herausforderungen des Landes umzugehen. | |
Uber-Chef Travis Kalanick bezeichnete das Dekret in einem Facebook-Post als | |
„verkehrt und ungerecht“. General-Electric-Chef Jeff Immelt erklärte in | |
einem Firmen-Blog, aus dem verschiedene US-Medien zitierten, er teile die | |
Sorgen seiner Mitarbeiter. Immelt versprach, GE werde den betroffenen | |
Angestellten zur Seite stehen und versuchen, mit der Trump-Administration | |
an Lösungen zu arbeiten. | |
Zuvor hatte es bereits Kritik und Reaktionen etwa von Google, Facebook, | |
Microsoft und Twitter gegeben. Die Tech-Konzerne setzen besonders stark auf | |
Experten aus dem Ausland. Google rief noch vor dem Inkrafttreten des | |
Erlasses über 100 Mitarbeiter, die aus muslimischen Ländern stammen und | |
sich gerade im Ausland aufhielten, in die Vereinigten Staaten zurück. | |
Auch die größte US-Bank JPMorgan Chase richtete sich im Zuge von Trumps | |
Entscheidung laut US-Medienberichten an ihre Mitarbeiter. Vorstandschef | |
Jamie Dimon versprach demnach in einem Statement allen Angestellten, die | |
von dem Einreiseverbot betroffen sein könnten, dass sich das Unternehmen | |
standhaft für sie einsetzen werde. | |
30 Jan 2017 | |
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