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# taz.de -- Muslimen-Bann in den USA: Journalisten ausgesperrt
> Das Einreiseverbot für Muslime in die USA trifft auch zahlreiche
> Journalisten. Oft sind es Doppelstaatler mit iranischem Pass.
Bild: Der BBC-Journalist Ali Hamedani nach seiner Untersuchung in Chicago. Ein …
Berlin taz | Das Einreiseverbot für Bürger mehrheitlich muslimischer
Staaten betrifft jetzt auch Journalisten. Sie arbeiten für internationale
Medien, genauso wie für US-Medien. Häufig trifft es iranische Staatsbürger.
Die Radioreporterin des bayerischen Rundfunks Shahrzad Osterer ist
eingeladen nach Los Angeles. Ihre Cousine heiratet dort am 13. Mai. Sie
kommen aus Australien, dem Iran und aus Deutschland. Die Hochzeit der
Cousine sollte die Familie wieder zusammenbringen. Seit über zehn Jahren
habe sie alle nicht mehr gesehen, sagte Osterer der taz. Insgesamt können
jetzt acht Familienmitglieder wegen Trumps Einreiseverbot nicht zur
Hochzeit erscheinen.
Osterer traut sich aktuell nicht ein Visum zu beantragen. Ihre Flugtickets
für die USA hatte die junge Familie aus Deutschland schon vor acht Monaten
gekauft. Jetzt wollen sie mit dem Visum dreißig Tage warten, in der
Hoffnung, dass sich die Situation verändert. Osterer hat aber auch Angst,
trotz gültiger Visa im Mai am Flughafen Los Angeles festgehalten zu werden.
Die Hochzeit findet nun wahrscheinlich ohne die junge Familie aus
Deutschland statt.
Die Moskau-Korrespondentin der ARD, Golineh Atai ist gebürtig aus dem Iran.
Als ihre Eltern vor 36 Jahren den Iran verließen, taten sie dies in der
Hoffnung, im Westen Freiheit, Frauenrechte und Sicherheit vor der
Gewaltherrschaft zu finden, [1][schreibt sie auf Twitter]. Ihre Familie ist
seit der Revolution auf vielen Kontinenten beheimatet, die meisten
Verwandten wanderten in die USA aus. Seit zwanzig Jahren hat sie die
deutsche Staatsbürgerschaft. Allerdings entlässt der Iran seine Bürger
nicht aus der Staatsbürgerschaft. Deshalb muss Atai beide Pässe haben.
Bis vor einem Jahr konnte Atai mit ihrem deutschen Pass ohne größere
Probleme in die USA einreisen. 2016 brauchte sie plötzlich ein Visum. Bei
der amerikanischen Botschaft in Moskau hat sie nach einem komplizierten
bürokratischen Prozess ein Besuchervisum bekommen, das für 10 Jahre gültig
ist. Doch jetzt kann Atai auch damit nicht mehr einreisen, dabei hatte sie
geplant, demnächst ihre Familie in den USA zu besuchen. Der taz sagte Atai,
sie befürchte, das Einreiseverbot werde länger in Kraft bleiben.
## Ausnahmen bei doppelter Staatsbürgerschaft
Besonders bekannt wurde am Wochenende der Fall von Ali Hamedani. Wie er auf
Twitter berichtet, wurde er am Sonntag am Flughafen in Chicago
festgehalten. Sein Gepäck wurde durchsucht und sein Pass wurde ihm
weggenommen. Auch in seinem Handy durchsuchten die Beamten des Foreign
Office Chatverläufe und seine Social-Media-Kanäle nach seiner politischen
Einstellung. Wie Hamedani der BBC im Interview sagte, sei er gefragt
worden, ob er vom iranischen Militär ausgebildet worden sei und wann er das
letzte Mal in den Iran geflogen sei. Nach zwei Stunden wurde er
freigelassen und durfte in die USA einreisen.
Beim Verlassen des Flughafengebäudes warteten rund 50 Menschen auf ihn. Man
habe ihn in die Arme geschlossen, ihn Willkommen geheißen und ihm gesagt,
sie seien das wahre Amerika. Im Anschluss an die Aktion setzte sich der
britische Außenminister mit der Regierung der USA in Verbindung.
Staatsbürger aus dem Vereinigten Königreich, die eine doppelte
Staatsbürgerschaft haben, sind seit Montag nicht vom Einreiseverbot
betroffen. Für Bürger anderer Staaten gibt es eine solche Regelung bisher
nicht.
30 Jan 2017
## LINKS
[1] http://twitter.com/GolinehAtai/status/825571583985065984
## AUTOREN
Christoph Kürbel
## TAGS
Einreiseverbot
USA
Journalist
Sigmar Gabriel
Hollywood
USA
antimuslimischer Rassismus
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