# taz.de -- Grenzkontrollen in der EU: Flüchtlinge illegal abgewiesen? | |
> Brüssel will einigen Schengen-Ländern die Fortführung der Grenzkontrollen | |
> für drei weitere Monate erlauben. Pro Asyl beklagt illegale Pushbacks an | |
> der EU-Ostgrenze. | |
Bild: Junge Migranten protestieren bei eisigen Temperaturen in Serbiens Hauptst… | |
BRÜSSEL afp/taz | Die EU-Kommission will Deutschland und vier anderen | |
Schengen-Ländern erlauben, die wegen der Flüchtlingskrise eingeführten | |
Grenzkontrollen um weitere drei Monate bis Mitte Mai zu verlängern. „Trotz | |
einer allmählichen Stabilisierung der Lage“ sei der Zeitpunkt für eine | |
Rückkehr zur Reisefreiheit in Europa noch nicht gekommen, erklärte die | |
Behörde am Mittwoch. Nun müssen die EU-Staaten noch grünes Licht für die | |
Verlängerung geben. | |
Zwar seien maßgebliche Fortschritte hinsichtlich einer Aufhebung der | |
Kontrollen an den Binnengrenzen erzielt worden, erklärte der Vize-Präsident | |
der EU-Kommission, Frans Timmermans. Diese müssten „aber noch weiter | |
gefestigt werden“. Die Kommission empfehle deshalb, „dass die betroffenen | |
Mitgliedstaaten die befristeten Grenzkontrollen für weitere drei Monate | |
beibehalten dürfen“. | |
Deutschland hatte wegen der hohen Flüchtlingszahlen im September 2015 als | |
erstes Schengen-Land Kontrollen an der Grenze Bayerns zu Österreich | |
eingeführt. Es folgten Österreich, Dänemark, Schweden und Norwegen mit | |
eigenen Kontrollen an ihren Grenzen im Schengenraum, in dem normalerweise | |
ungehindertes Reisen möglich ist. | |
Die Kommission hatte im November nochmals einer Verlängerung um drei Monate | |
bis Mitte Februar zugestimmt und wollte danach die Kontrollen eigentlich | |
beenden. Insbesondere die Bundesregierung drängte aber auf eine weitere | |
Verlängerung. | |
„Diese Kontrollen können nicht für immer fortgesetzt werden“, warnte | |
EU-Innenkommissar Dimitris Avramopoulos am Mittwoch. Die Reisefreiheit im | |
Schengenraum sei „eine der größten Errungenschaften“ Europas und müsse | |
verteidigt werden. | |
Dem Schengenraum gehören 26 Länder an, darunter auch die Nicht-EU-Staaten | |
Norwegen, Island, Schweiz und Liechtenstein. Bürger können sich | |
normalerweise ohne Kontrollen zwischen den Mitgliedstaaten bewegen. Auch | |
die Wirtschaft profitiert: Güter können schneller und besser planbar zu | |
Abnehmern gebracht werden. | |
Zudem gab die Flüchtlingsorganisation Pro Asyl zusammen mit weiteren NGOs | |
[1][einen Bericht] heraus, in dem Zurückweisungen von Asylsuchenden an den | |
EU-Außengrenzen, sogenannte Pushbacks, beklagt werden, die rechtswidrig | |
sind. Darin genannt werden Polen, Ungarn, Bulgarien, der Prager Flughafen | |
in Tschechien, sowie Slowenien, das zwar keine EU-Außengrenze hat, aber ein | |
Gesetz plane, das die Abweisung von Asylsuchenden an der Landesgrenze | |
ermögliche. | |
25 Jan 2017 | |
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[1] https://www.proasyl.de/news/an-oestlichen-eu-aussengrenzen-immer-wieder-rec… | |
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