# taz.de -- Flüchtlingspolitik in Tunesien: Europäische Festung in Nordafrika | |
> Um Terrorismus abzuwehren baut die EU für Tunesien Grenzanlagen. Das Land | |
> sträubt sich aber, zum Auffanglager für Transitmigranten zu werden. | |
Bild: Ein ghanaischer Flüchtling an der libysch-tunesischen Grenze im Jahr 2011 | |
Natürlich sei die Grenze nach Libyen offen. Oder zumindest durchlässig. Das | |
wurde während der Recherche in Tunesien noch im Frühjahr 2015 sowohl von | |
Seiten der Politik als auch von zivilgesellschaftlichen Gruppen immer | |
wieder versichert. An den offiziellen Grenzübergängen gäbe es Kontrollen, | |
aber wenn man sich auskenne oder das nötige Geld parat habe, könne man die | |
größtenteils quer durch die Wüste verlaufende Landesgrenze relativ einfach | |
überqueren, wurde erklärt. | |
Die Politik der „offenen Tür“ galt unter den nordafrikanischen | |
Nachbarstaaten als eine Errungenschaft des „Arabischen Frühlings“. Niemand | |
wolle und könne den alltäglichen Grenzverkehr im Süden Tunesiens | |
unterbinden. Denn das würde der ohnehin schon armen lokalen Bevölkerung die | |
Existenzgrundlage entziehen. | |
Laut Aussagen von Mitarbeitern internationaler Organisationen wurde an den | |
kontrollierten Grenzübergängen unter der Hand in etwa 100 Dollar für die | |
Weiterfahrt nach Libyen verlangt. Syrer nutzten den Weg durch den Süden | |
Tunesiens auf ihrer Flucht nach Europa. Die Route durch die Türkei, von | |
dort mit dem Flugzeug nach Algerien über die Grenze nach Tunesien und | |
weiter nach Libyen, auf der Suche nach einem Boot, das sie über das | |
Mittelmeer bringen würde, galt Anfang 2015 als kostengünstige und | |
risikoärmere Alternative zur sogenannten Balkanroute durch Osteuropa. | |
Nach dem Anschlag auf das Bardo-Museum in der tunesischen Hauptstadt Ende | |
März 2015 änderte sich die Stimmung im Land schlagartig. Nach der | |
Revolution 2011 zeigten sich die Vertreter der verschiedenen tunesischen | |
Übergangsregierungen zunächst auffallend zurückhaltend gegenüber den | |
europäischen Bestrebungen, Tunesien stärker in die Ausweitung ihrer Grenz- | |
und Migrationskontrollen einzubeziehen. In der erstarkenden tunesischen | |
Zivilgesellschaft war die Hoffnung auf eine demokratische, an den | |
Menschenrechten orientierte Migrations- und Flüchtlingspolitik spürbar. | |
Diese Bemühungen wurden im Frühjahre 2015 quasi über Nacht wieder | |
nationalen Sicherheitsinteressen untergeordnet. Die Grenze zu Libyen wurde | |
aus Furcht vor dem Eindringen weiterer Terroristen geschlossen. Die | |
Attentate auf Touristen am Strand von Sousse im darauffolgenden Sommer | |
bekräftigten die abrupte Rückkehr zur repressiven Ausgestaltung der | |
tunesischen Grenz- und Migrationspolitik noch. | |
## Der Diktator als Grenzschützer | |
Die EU und ihre Mitgliedsstaaten unterstützen das sicherheitsorientierte | |
Comeback Tunesiens tatkräftig: Das Land solle als letzter verbleibender | |
demokratischer Hoffnungsträger der Region vor dem drohenden Chaos der | |
Nachbarstaaten bewahrt werden und in seinem Bestreben nach Demokratie und | |
freier Marktwirtschaft nach westlichem Vorbild unterstützt werden. Als | |
sicheres Transitland auf der zentralen Mittelmeerroute wird ihm zudem eine | |
Schlüsselrolle in der Restabilisierung des europäischen Grenzregimes | |
zugedacht. | |
Ein Rückblick: Als europäische Staaten in den 1990er Jahren begannen, ihre | |
Außengrenzen gemeinsam zu sichern, spielte die Kooperation mit Tunesien nur | |
eine untergeordnete Rolle. Denn Italien pflegte bereits gute Beziehungen | |
zum damaligen Diktator Ben Ali und band Tunesien durch ein bilaterales | |
Kooperationsabkommen effektiv in das expandierende europäische | |
Abschottungsregime ein. Auf europäischen Druck hin, verbot und | |
kriminalisierte das autoritäre Regime „irreguläre Migration“ seit 2004 per | |
Gesetz, kontrollierte seine Seegrenzen und sorgte so effektiv für die | |
vorverlagerte Migrationskontrolle im europäischen Sinne. | |
Erst mit dem Sturz von Präsident Ben Ali wurde Tunesien daher zu einem | |
grenz- und migrationspolitischen „Problem“ für Europa. Ein historisch | |
kurzer Moment reduzierter und unorganisierter Grenzüberwachung während der | |
Aufstände Anfang 2011 reichte aus, damit etwa 25.000 Migranten nach Italien | |
übersetzen konnten. Als der Krieg in Libyen ausbrach und Tausende vor | |
Gewalt und Instabilität zunächst ins Nachbarland Tunesien und dann weiter | |
nach Europa flohen, verdoppelten sich die Ankünfte in Italien beinahe. Dazu | |
kam die große Fluchtbewegung auf der Balkanroute. In Reaktion auf diese in | |
Europa sogenannte Migrationskrise verhängte Italien kurzfristig den | |
Notstand, Frankreich und Dänemark setzten das Schengenabkommen außer Kraft | |
und schlossen ihre nationalen Grenzen. | |
## Geld gegen Rückführung | |
Einig waren sich die europäischen Staaten darin, dass dieses Ausmaß an | |
unregulierter Migration nach Europa zukünftig unbedingt zu verhindern sei. | |
Trotz vielfach bekundeter humanitärer Betroffenheit und Beifall für den | |
demokratischen Umschwung, bot die EU jedoch keine nennenswert neuen | |
Antworten auf die migrationspolitischen Herausforderungen des „Arabischen | |
Frühlings“. Im Wesentlichen drängte sie die tunesische Übergangsregierung, | |
vor der Revolution bestehende Kooperationen in Sachen Rücknahme und | |
Grenzsicherung wiederaufzunehmen, um so das kurzzeitig brüchige Grenzregime | |
im Mittelmeer zu stabilisieren. | |
Die EU bot Tunesien dafür zunächst vor allem Geld. Laut EU haben sich die | |
Zahlungen an Tunesien seit 2011 somit insgesamt verdoppelt. Sie belaufen | |
sich bis 2016 auf insgesamt 3,5 Mrd. Euro. Die zahlreichen bi- und | |
multilateralen Abkommen, „Partnerschaften“ und „Dialoge“, die in dieser | |
Zeit mit Tunesien abgeschlossen wurden, setzen vor allem auf sogenannte | |
positive Anreize. Mehr europäische Entwicklungs- und Demokratiefördergelder | |
sollen Tunesien dazu bewegen mehr „irreguläre Migranten“ aus Europa | |
zurückzunehmen und sie zukünftig von ihrer Fahrt über das Mittelmeer | |
abzuhalten. | |
In Form zivil-militärischer Kooperationen, verstärkte die EU auf | |
italienischen Wunsch außerdem selbst den Grenzschutz im zentralen | |
Mittelmeer. Im Rahmen der Operation „Hermes“ versucht die europäische | |
Grenzschutzagentur Frontex dort seit 2011 irreguläre Grenzübertritte | |
aufzuspüren und zu verhindern 2015 wurde ihr Mandat im Rahmen der Operation | |
FrontexPlus erweitert. Während es bis heute kein offizielles Abkommen | |
zwischen Frontex und dem tunesischen Staat gibt, welches die operative | |
Zusammenarbeit formalisieren und die „Rettung“ von Migranten nach Tunesien | |
legitimieren würde, kommt es in der Praxis immer wieder zu direkten | |
Rückführungen, indem Frontex die Geflüchteten auf See dem tunesischen | |
Militär übergibt. | |
Ginge es nach Deutschland, soll diese bislang informelle Praxis zukünftig | |
zum offiziellen Prozedere des europäischen Grenzmanagements im Mittelmeer | |
werden. Das deutsche Engagement im tunesischen Sicherheitsbereich reicht | |
bereits bis ins Jahr 2004 zurück. Im Namen der „Terrorbekämpfung“ wurde es | |
2015 mit Ausbildungshilfen, technischem Equipment, einem Verbindungsbüro | |
der deutschen Polizei in Tunis und 100 Mio. Euro bekräftigt und auf die | |
Sicherung der Landgrenze zu Libyen fokussiert. 2016 folgten weitere | |
Ausbildungsmissionen, die Lieferung von Schnellbooten, einem | |
Dokumentenprüflabor, sowie teils militärische Ausrüstungsgeräte zur | |
Grenzsicherung, größtenteils produziert von Airbus. Aus deutscher Sicht, | |
sollen jedoch nicht nur Terroristen, sondern auch Flüchtlinge und Migranten | |
von den gesponserten Grenzschutzmaßnahmen aufgehalten werden. | |
## Zögerliche Umsetzung | |
Auch die EU weitet ihr Engagement für mehr Grenzsicherheit in Nordafrika im | |
Namen der „Bekämpfung des internationalen Terrorismus“ seit 2015 aus. Mit | |
Unterstützung der Internationalen Organisation für Migration (IOM) sowie | |
dem UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) und dem Internationalen Zentrum für | |
Migrationspolitikentwicklung (ICMPD) versucht sie, die gescheiterte Mission | |
zur Unterstützung des libyschen Grenzschutzes (EUBAM Libyen) nach Tunesien | |
zu verlagern. Im Rahmen von EUBAM Tunesien sollen in drei Jahren 23 | |
Millionen Euro für die Reform des tunesischen Sicherheitssektors | |
bereitgestellt werden. Über die Hälfte des Geldes ist für den Ausbau der | |
Grenzsicherung u.a. in Form von drei sogenannten Lagezentren an der Grenze | |
zu Algerien bzw. Libyen vorgesehen. | |
Tunesien nimmt das europäische Geld zwar dankend an, bleibt in der | |
Umsetzung seiner Kooperationsversprechen im Bereich der Migrationskontrolle | |
bislang aber zögerlich. Nach der Revolution 2011 waren die Vertreter der | |
verschiedenen Übergangsregierungen nicht länger gewillt, weiterhin den | |
„Türsteher“ Europas zu spielen. Sie zögerten insbesondere, den von der EU | |
forcierten sicherheitsorientierten Ansatz auch gegen den Willen einer | |
zunehmend selbstbewussten und organisierten Zivilgesellschaft umzusetzen. | |
So lehnt es Tunesien bis heute ab, zum offiziellen Hauptaufnahmeland für | |
die von der EU-Grenzschutzagentur Frontex und den europäischen | |
Mitgliedstaaten im Mittelmeer „geretteten“ Migranten zu werden. Auch die | |
Anzahl der auf Grund von bilateralen Vereinbarungen tatsächlich aus Europa | |
zurückgeführten Migranten ist überschaubar. | |
Was die Implementierung eines funktionierenden Asylsystems angeht, welches | |
mit Unterstützung des UNHCR seit 2012 erarbeitet werden soll, herrscht | |
Skepsis und Uneinigkeit. Viele befürchten, dies könnte die EU ermutigen, | |
Flüchtlinge und Migranten zukünftig nicht nur dorthin zurückzuführen, | |
sondern grundsätzlich dort aufzufangen. Vorschläge für sogenannte | |
Auffanglager, in denen Flüchtlinge in Nordafrika Asyl beantragen und ggf. | |
auf ihre Umsiedlung nach Europa warten sollen, gibt es in Europa immer | |
wieder. Der prominenteste geht auf eine deutsch-britische Initiative im | |
Jahr 2004 zurück. Dieser sogenannte Blair-Schily-Plan wurde in den | |
folgenden Jahren immer mal wieder aus der Schublade geholt, fand auf Grund | |
menschenrechtlicher und asylpolitischer Bedenken aber nie eine Mehrheit in | |
der EU. Wie sich solche Bedenken innerhalb der EU verändert haben, zeigt | |
der Abschluss des Türkei Abkommens im März 2016, in dem die Türkei für die | |
Rücknahme und „temporärere Schutzgewährung“ von syrischen Flüchtlingen … | |
6 Mrd. Euro und der Aussicht auf Visaerleichterungen für ihre eigenen | |
Staatsbürger entlohnt werden soll. | |
## Abschiebung in die Wüste | |
So weit ist es in Tunesien noch nicht. Denn solange es in Tunesien kein | |
funktionierendes Asylsystem gibt, haben dorthin „gerettete“ Menschen auf | |
der Flucht, kaum eine Chance, ihr Recht auf Asyl geltend zu machen und | |
angemessenen Schutz zu bekommen. Laut eines Berichts des Sondergesandten | |
der UN im Jahre 2013 können irreguläre Grenzübertritte und der Aufenthalt | |
in Tunesien weiterhin mit Haft bestraft werden. Nach der Revolution wurde | |
diese Praxis zwar zunächst ausgesetzt, das entsprechende Gesetzt von 2004 | |
aber nie abgeschafft. | |
In Bezug auf Migranten, die nach Tunesien gerettet oder zurückgeführt | |
werden, kommt es in willkürlicher Weise bis heute immer wieder zum Einsatz. | |
Die Betroffenen werden dann in einem der sogenannten Aufnahmezentren | |
inhaftiert. Dort sind auch meist aus Subsahara-Afrika stammende Migranten, | |
die ohne gültige Papiere in Tunesien aufgegriffen werden, eingesperrt. Für | |
ihre Abschiebung fehlt dem tunesischen Staat jedoch das Geld. Stattdessen | |
erhebt er für den Zeitraum des irregulären Aufenthalts im Land ein | |
Strafgeld, welches zusätzlich zu dem eigenen Flugticket von den Migranten | |
selbst beglichen werden muss, um sich quasi aus der Haft „freizukaufen“ und | |
„selbst abzuschieben“. Können die Migranten oder ihre Familien die schnell | |
wachsende Summen nicht zahlen, droht ihnen die unangekündigte Abschiebung | |
in die Wüste – früher nach Libyen, heute vermehrt nach Algerien. | |
Der tunesische Staat verdient an der irregulären, prekären Präsenz von | |
Migranten im Land und scheint es nicht eilig zu haben, die gesetzliche | |
Grundlage dieser willkürlichen, intransparenten Praktiken zu ändern. | |
Während eines Aufenthalts in Tunesien im Frühjahr 2015 war zu beobachten, | |
wie „irreguläre“ Migranten aus den Großstädten im Norden durch | |
Verhaftungen, Inhaftierungen und Abschiebungen aus der Nähe der Küste und | |
dem Blickfeld der internationalen Öffentlichkeit vertrieben werden. | |
Tunesien hält seine Seegrenzen dicht, ein Problem mit Migration gäbe es | |
nicht, lautete die Botschaft an Europa. Im Süden ließ der tunesische Staat | |
seine Landgrenzen dagegen durchlässig und Migranten in ihrer Mobilität | |
weitestgehend gewähren. Wissend, dass ihre einzige Perspektive der Weg über | |
Libyen und das Mittelmeer nach Europa ist, erhoffte man sich, das „Problem“ | |
so irgendwann loszuwerden. Die Umsetzung von der EU geförderter Maßnahmen | |
bedurfte es dafür nicht, nur ein selektives Wegschauen. | |
## Tunesien wird zum sicheren Drittstaat | |
Das tunesische Interesse an Migrations- und Grenzkontrolle änderte sich | |
jedoch grundlegend im Zuge der Terroranschläge 2015. Als bekannt wurde, | |
dass die Attentäter aus Libyen stammen bzw. dort ausgebildet wurden, | |
schloss Tunesien umgehend seine Grenze zum Nachbarstaat. Mit finanzieller | |
Unterstützung aus Deutschland und den USA begann die tunesische Regierung | |
im Herbst 2015 sogar mit dem Bau einer 168 km langen und 2 m hohen | |
„Sperranlage“ entlang der libyschen Grenze. Ob diese zukünftig, wie von | |
Deutschland und der EU erwartet, auch zur Abwehr von Flüchtlingen und | |
Migranten auf dem Weg nach Europa eingesetzt wird, bleibt abzuwarten. | |
In Reaktion auf die von der EU sogenannte Flüchtlingskrise 2015 haben ihre | |
Mitgliedsstaaten sich auf neue Initiativen geeinigt, mit deren Hilfe | |
Migrations- und Grenzkontrollen immer weiter auf dem afrikanischen | |
Kontinent ausgeweitet werden sollen. Um die Kooperation mit sogenannten | |
Drittstaaten zu stärken, sollen dabei nicht länger nur „positive Anreize“ | |
bereitgestellt werden, sondern auch „negative Sanktionen“ zum Einsatz | |
kommen, wenn ein Land nicht kooperiert. | |
Wie aus dem „Partnerschaftsrahmen für die Zusammenarbeit mit Drittländern“ | |
hervorgeht, verfolgt die EU damit erstens das Ziel Bedingungen zu schaffen, | |
um „Migranten und Flüchtlingen einen Verbleib nahe an ihrem Heimatort zu | |
ermöglichen und sie davon abzuhalten auf gefährlichem Weg nach Europa zu | |
gelangen“. Mit dem „Schutz- und Entwicklungsprogramm für Nordafrika“ hat | |
sie dafür bereits ein neues Finanzierungsinstrument geschaffen. Es soll die | |
IOM mit 10 Mio. Euro ausstatten, um in Nordafrika Kapazitäten im Bereich | |
Asyl aufzubauen und Migranten dort zukünftig besseren Schutz zu gewähren. | |
Das Ziel aktueller EU Politik gegenüber Tunesien ist damit nichts weniger, | |
als das Land zu einem „sicheren“ Aufenthalts- und Rückführungsort für | |
Migranten auf dem Weg nach Europa zu machen. | |
## Negative Anreize | |
Zweitens möchte die EU durch schnelle, reibungslose Rückführungen Migranten | |
vor der Überfahrt nach Europa abschrecken. Auch für dieses Vorhaben umwirbt | |
sie Tunesien kräftig. Im Oktober überraschte sie mit der Nachricht, die | |
seit 2011 eher zögerlich verlaufenden Verhandlungen über | |
eineMobilitätspartnerschaft wiederaufzunehmen. Im Kern verspricht das 2014 | |
unterzeichnete Abkommen Tunesien Visaerleichterungen vor allem für seine | |
hochqualifizierten Staatsbürger, wenn es im Gegenzug Migranten, die | |
irregulär über Tunesien in die EU eingereist sind, aus Europa zurücknimmt. | |
Praktisch wurde es bislang nicht umgesetzt. Die EU versucht die | |
Implementierung nun mit einem „flexiblem Ansatz“ voranzutreiben und die | |
beiden zentralen Aspekte der Rücknahme und der Visaerleichterungen | |
„parallel“, aber „separat“ zu verhandeln. Die Betonung zwei separater | |
Abkommen verschleiert dabei die ansonsten unverkennbare Ähnlichkeit zum | |
Abkommen mit der Türkei. | |
Sollte sich Tunesien weiter sträuben, bei der Rücknahme und Schutzgewährung | |
von Migranten mit der EU zu kooperieren, kann das zukünftig „negative | |
Folgen“ für die europäische Unterstützung des Landes haben. Tunesien ist | |
eins von 24 Schwerpunktländern, in denen die EU ihre Unterstützung in | |
sämtlichen Politikfeldern von der Kooperation bei der „Bekämpfung | |
irregulärer Migration“ abhängig machen will. Die Rücknahme eigener | |
Staatsbürger und Transitmigranten ist auch hierbei ein zentrales Element. | |
Konkret erwartet die EU, die Akzeptanz von ihr ausgestellter | |
Rückführungspapiere und die Einführung biometrischer Datenverarbeitung im | |
Grenzmanagement. Nach Jordanien und dem Libanon ist Tunesien das nächste | |
Land, mit dem die EU in diesem Kontext Sondierungen anstrebt. Es ist also | |
zu vermuten, dass dem Türkei-Deal bald ein Tunesien-Deal folgen wird. | |
Vieles deutet also daraufhin, dass Tunesien zukünftig eine Schlüsselrolle | |
in der europäischen Politik zur Verhinderung und Rückführung der Migration | |
über die zentrale Mittelmeerroute zugedacht ist. Bislang sträubt sich | |
Tunesien allerdings zum größten „Freiluftgefängnis“ Nordafrikas für Eur… | |
unerwünschte Migranten zu werden. In der Zivilgesellschaft regt sich | |
bereits Protest. | |
12 Dec 2016 | |
## AUTOREN | |
Inken Bartels | |
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