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# taz.de -- Online-Portal wenigermiete.de: Die Bremse ziehen
> Das Gesetz zur Eindämmung der Neuvermietungspreise ist wirkungslos. Eine
> Webseite hilft, überhöhte Mieten zu erkennen – und zu senken.
Bild: Ist die Miete vielleicht zu hoch?
Berlin taz | Zu den wichtigsten Gründen, aus denen Gesetze nicht beachtet
werden, gehören Unwillen und Unkenntnis. Bei der im Juni 2015 eingeführten
[1][Mietpreisbremse] kommt beides zusammen: Vermieter, die wissentlich
Wohnungen zu überhöhten Mieten offerieren sowie Mieter, die von ihren
Rechten nichts wissen. Die Macher der neuen Plattform [2][wenigermiete.de]
wollen das ändern. In mehr als 300 Städten und Gemeinden mit angespannten
Wohnungsmärkten gilt: Bei Neuvermietungen darf die Miete den ortsüblichen
Satz nur um maximal zehn Prozent übersteigen.
Praktisch hat die Regelung jedoch so gut wie [3][keine Wirkung]. Eine
Studie des Deutschen Mieterbundes in vier deutschen Großstädten sieht bis
zu 95 Prozent der angebotenen Wohnungen über dieser Grenze. Die Mieter
beanstanden die Abzocke kaum – dabei müssen zu hohe Mieten auch nach
Unterzeichnung des Mietvertrages reduziert werden.
Wibke Werner vom Berliner Mieterverein sagt: „Viele Mieter sind froh, wenn
sie eine Wohnung gefunden haben und scheuen die Konfrontation mit dem
Vermieter.“ Dabei stehen die Chancen gut: Die wenigen Fälle, die bislang
vor Gericht landeten, endeten für die Mieter erfolgreich.
Der Berliner Anwalt Daniel Halmer spricht von einem „Gesetz, das nicht
angewandt wird“. Zusammen mit einem Partner bietet er seit Januar online
eine Möglichkeit zur Überprüfung der eigenen Miete und der Durchsetzung
einer Mietsenkung. Durch einen automatisierten Abgleich mit dem jeweiligen
Mietspiegel können Mieter in Berlin, Hamburg und München – und bald auch in
anderen Großstädten – herausfinden, ob sie zu viel Miete zahlen.
Wer nach Einführung des Gesetzes am 1. Juni 2015 in eine 70 qm große
Altbauwohnung in Berlin-Neukölln gezogen ist, mit einfacher Ausstattung wie
Heizung und gefliestem Bad, für eine Nettokaltmiete von 650 Euro, zahlt
monatlich etwa 220 Euro zu viel. In nicht wenigen Fällen jedoch dürften
bereits die Vormieter mehr bezahlt haben – dann muss der Vermieter die
Miete auch nicht mehr senken.
## Rüge für den Vermieter
Das Angebot von wenigermiete.de geht noch weiter. Mit wenigen Klicks kann
man die Seitenbetreiber autorisieren, ein Schreiben an den Vermieter zu
versenden. Darin wird dieser auf seine Auskunftspflicht hinsichtlich der
Vormiete und einer möglichen Modernisierung hingewiesen – beides
Tatbestände, die den errechneten Mietpreis noch nach oben korrigieren
können. Darüber hinaus enthält das Schreiben die Rückforderung der zu viel
gezahlten Miete.
Halmer betont ihre Rolle als professioneller Dienstleister: „Wir stehen für
ein Entemotionalisieren des Verfahrens.“ Sein Idealbild: Die Nutzer der
Seite klicken sich durch, geben den Auftrag für das Schreiben raus und
vergessen das Ganze, bis ein, zwei Monate später eine Erfolgsmeldung kommt.
Die kann auch in einem Vergleich enden, etwa wenn der Vermieter angegebene
Wohnungsmerkmale anzweifelt. „Wir wollen eine Einigung ermöglichen“, sagt
Halmer.
Aber auch der Gang vor Gericht ist eine Option. Das Angebot ist für die
Mieter kostenfrei, bis es gelingt, die Miete dauerhaft zu senken. Dann
verlangt das Portal eine Gegenleistung: die Mietersparnis von vier Monaten.
8 Feb 2017
## LINKS
[1] /Diskussion-um-steigende-Mieten/!5201607/
[2] https://www.wenigermiete.de/
[3] /!5302706/
## AUTOREN
Erik Peter
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