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# taz.de -- Kolumne German Angst: Selbst schuld
> Anschläge auf Jüdinnen und Juden sind keine Israelkritik. Wer Attentäter
> als Widerstandskämpfer darstellt, nimmt antisemitischen Terror nicht
> ernst.
Bild: Trauer: In Jerusalem tötete ein Palästinenser vier Soldaten, als er mit…
Sie denken, eine angezündete Synagoge stünde für Antisemitismus? Sie
täuschen sich. Nachdem im Sommer 2014 drei junge Männer einen Brandanschlag
auf die Wuppertaler Synagoge verübten, entschied das Amtsgericht Wuppertal
2015: [1][kein Antisemitismus].
Die Angreifer hätten auf den Gazakrieg aufmerksam machen wollen, die Mollis
waren Israelkritik. Komisch nur, dass die Synagoge nicht in Israel stand
und nicht Israelis hingingen, sondern JüdInnen. Ein Antrag auf Revision
wurde abgelehnt, das Urteil ist mitsamt der Begründung rechtskräftig: Wer
Synagogen ansteckt ist nun Israelkritiker.
Wer das verstanden hat, weiß auch, dass niemand JüdInnen töten will, nur
weil er einen Anschlag auf israelische SoldatInnen verübt. Nachdem am
Sonntag vor einer Woche der Palästinenser Fadi al-Kunbar vier Israelis mit
einem Lkw tötete und 17 verletzte, war es für viele KommentatorInnen ein
Leichtes, den Attentäter zu einem Typ zu machen, der nichts gemein hat mit
jenen in der Türkei, in Deutschland oder Frankreich: ein zu Recht
Verzweifelter („Tatsache, dass es Gründe gibt für die Verzweiflung“, taz)
oder sogar Widerstandskämpfer ([2][„Der Attentäter in Jerusalem … war
Palästinenser und hat israelische Soldaten angegriffen“], Wiener Zeitung).
Susanne Knaul [3][schrieb in der taz], während den einen, Anis Amri,
„einzig der Hass“ trieb, er „wahllos Zivilisten mordete …, zielte der
andere auf Soldaten und nahm in Kauf, selbst sterben zu müssen“. Der eine
plante, der andere handelte „offenbar spontan“ (er hatte zuvor allerdings
ein israelisches Nummernschild [4][geklaut]).
Es gibt viele Untersuchungen über die Schwierigkeit deutscher Medien, den
Terror in Israel als Terror zu benennen – siehe Perlen wie „Weiter Raketen
auf Israel, aber Waffenruhe hält“ (Focus) oder [5][„Israel erwidert trotz
neuer Waffenruhe Beschuss aus Gaza“] (Spon).
Egal, was passiert: Israel ist schuld. Beliebt ist „David (sic) gegen
Goliath“, oder die Angriffe der Hamas werden gleich mit dem
[6][„aussichtslosen Kampf der Indianer in Amerika“] (Jürgen Todenhöfer)
verglichen: Pfeile gegen die Militärmaschine mit US-Back-up; oder Messer,
Sprengstoffgürtel, Lkws und Raketen mit einer Reichweite von 150
Kilometern. Die „Überfahranschläge“ sind so effektiv, dass sie den
internationalen Terror inspirieren.
Die hiesigen IsraelkritikerInnen nehmen ihre Schützlinge schlicht nicht
ernst. Sie ignorieren, dass das Ziel der Hamas ein Land ohne Juden ist,
ignorieren die Strukturen, die den Terror gegen JüdInnen stützen: etwa die
Bundesregierung, [7][die 2015 162 Millionen Euro an die Palästinensische
Autonomiebehörde zahlte] – und so auch die „Märtyrerfonds“ finanzierte,…
Millionen an Attentäter und deren Angehörige ausschüttet.
Es gibt tatsächlich einen Unterschied zwischen al-Kunbar und den anderen
Attentätern: Er wurde gefeiert. Mehrere Tausend [8][feierten in Gaza] den
Schlag gegen die „Taten des zionistischen Feindes “ (Hamas-Führer Fathi
Hamad). Was den IsraelkritikerInnen dazu einfällt? Selbst schuld, warum
begegnet Netanjahu dem Terror nicht „konstruktiv“ (taz)?
19 Jan 2017
## LINKS
[1] /Archiv-Suche/!5021293&s=wuppertal+synagoge/
[2] http://www.wienerzeitung.at/meinungen/gastkommentare/867120_Die-Marke-islam…
[3] /!5372477/
[4] http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/lkw-anschlag-in-jerusalem-netanj…
[5] http://www.spiegel.de/politik/ausland/waffenruhe-zwischen-israel-und-hamas-…
[6] https://www.facebook.com/JuergenTodenhoefer/videos/10152354176605838/
[7] http://www.rbb-online.de/kontraste/archiv/kontraste-25-08-2016/wie-die-pala…
[8] http://www.jpost.com/Arab-Israeli-Conflict/Hamas-holds-rally-in-Gaza-to-cel…
## AUTOREN
Sonja Vogel
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