# taz.de -- Ermittlungen zum Anschlag in Berlin: Amris Fingerabdrücke am Lkw | |
> Die Hinweise auf den Verdächtigen erhärten sich: Nachdem Spuren an der | |
> Fahrertür gefunden wurden, hat die Bundesanwaltschaft einen Haftbefehl | |
> erwirkt. | |
Bild: Spurenträger: der Lkw | |
BERLIN dpa | Innenminister Thomas de Maizière (CDU) hat bestätigt, dass die | |
Fingerabdrücke des gesuchten Tatverdächtigen Anis Amri im Führerhaus des | |
Lastwagens gefunden wurden, der am Montagabend in eine Menschenmenge gerast | |
war. Die Bundesanwaltschaft hat einen Haftbefehl gegen den Gesuchten | |
erwirkt. | |
Unterdessen erhöhten die Ermittler den Fahndungsdruck. So gab es in | |
Nordrhein-Westfalen Polizeieinsätze. Dabei wurden in Dortmund nach | |
WDR-Informationen mehrere Personen – offensichtlich aus der Islamistenszene | |
– mitgenommen, um befragt zu werden. Festnahmen im direkten Zusammenhang | |
mit dem Berliner Anschlag gab es nach Angaben der Bundesanwaltschaft jedoch | |
nicht. | |
Außerdem hat die Bundespolizei ihre Kontrollen an den | |
nordrhein-westfälischen Grenzübergängen zu Belgien und den Niederlanden | |
verstärkt. Das teilte ein Sprecher der Bundespolizeiinspektion Aachen am | |
Donnerstag mit. Dabei seien der Polizei am Mittwoch zwei von der | |
Staatsanwaltschaft gesuchte Männer ins Netz gegangen, die aber nichts mit | |
dem Anschlag zu tun haben. | |
Auch durchsuchten Beamte eine Flüchtlingsunterkunft in Emmerich im Kreis | |
Kleve (NRW), wo Amri laut Spiegel online offiziell gemeldet war. | |
## Immer mehr Details | |
Über den dringend Tatverdächtigen, der 2015 über Freiburg ins Land | |
einreiste, werden immer mehr Details bekannt. So hatten die | |
Sicherheitsbehörden nach Spiegel-Informationen vor Monaten vage Hinweise | |
darauf, dass er sich im Chat mit einem Hassprediger als möglicher | |
Selbstmordattentäter anbot. Entsprechende abgefangene Äußerungen von Amri | |
seien aber so verklausuliert gewesen, dass sie nicht für eine Festnahme | |
gereicht hätten. | |
Nach dpa-Informationen gibt es bisher keine Hinweise auf enge Kontakte von | |
Amri zu dem kürzlich verhafteten Salafisten-Prediger Abu Walaa. Amri habe | |
zwar in Salafistenkreisen verkehrt und sei auch in entsprechenden Wohnungen | |
gewesen, hieß es aus Sicherheitskreisen. Ein wichtiges Teil eines | |
salafistischen Netzwerkes sei er aber wohl nicht gewesen. | |
Der Salafist habe offenbar vergeblich versucht, an automatische Waffen zu | |
kommen. Nach einem Bericht der New York Times soll sich Amri im Internet | |
auch über den Bau von Sprengsätzen informiert haben. Wann das war, wurde | |
nicht genannt. Medienberichten zufolge wurde Amri zudem in Italien und | |
Tunesien bereits zu langen Haftstrafen verurteilt. | |
## Als „Gefährder“ überwacht | |
Von März bis September war Amri als sogenannter Gefährder – damit sind | |
unter anderem radikale Islamisten gemeint, denen schwere Straftaten | |
zugetraut werden – von den Sicherheitsbehörden überwacht worden. Beweise | |
für konkrete Anschlagspläne konnten die Ermittler aber nicht finden. Eine | |
Abschiebung nach Tunesien scheiterte, weil er keinen Pass hatte. Seit | |
Dezember gilt Amri als untergetaucht. Die Terrormiliz „Islamischer Staat“ | |
(IS) hat sich zu dem Berliner Anschlag zwar bekannt, ob der IS tatsächlich | |
Verbindungen zu Amri hatte, ist aber unbewiesen. | |
CDU-Bundesvize Armin Laschet kritisierte die Arbeit der | |
Sicherheitsbehörden. Sie hatten Amri, der mit verschiedenen Namen vor allem | |
in Nordrhein-Westfalen und Berlin agierte, monatelang auf dem Radar, | |
konnten ihm aber nichts nachweisen. „Die Informationen, die wir seit | |
gestern bekommen, die können einen nur erschüttern, wie Behörden hier | |
gearbeitet haben“, sagte Laschet im Deutschlandfunk. | |
Auch FDP-Chef Christian Lindner sprach von „katastrophalen Fehlern“ und | |
kritisierte den nordrhein-westfälischen Innenminister Ralf Jäger (SPD). „Es | |
liegt offenbar ein Staatsversagen vor, das nicht toleriert werden kann“, | |
sagte Lindner der Deutschen Presse-Agentur. Gefährder müssten künftig | |
lückenlos überwacht werden, notfalls mit elektronischen Fußfesseln. | |
Der Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), Rainer Wendt, wies | |
Vorwürfe gegen die Behörden zurück. „Ich finde es schändlich, im Fall des | |
Anis Amri von Behördenversagen zu sprechen. Erst recht, wenn es Politiker | |
wie Armin Laschet tun“, sagte Wendt der Rheinischen Post (Freitagausgabe). | |
## „Nicht unterkriegen lassen“ | |
Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) mahnte bei einem Besuch | |
der Bundeswehr in Afghanistan einen entschlossenen Kampf gegen den Terror | |
an. „Sie stehen dafür ein, dass wir uns nicht unterkriegen lassen vom | |
Terror, dass wir uns wehren, gegen diejenigen, die die Menschen | |
terrorisieren“, sagte sie vor Soldaten auf einem Weihnachtsmarkt im | |
Feldlager von Masar-i-Scharif. | |
Auf die Spur von Amri kamen die Ermittler, als sie im Lastwagen seine | |
Duldungspapiere fanden. Das passierte aber erst am Dienstag, weil die | |
Fahrerkabine zunächst versiegelt worden war. | |
Der Sattelschlepper war am Montagabend auf den Weihnachtsmarkt an der | |
Gedächtniskirche gerast. Zwölf Menschen wurden getötet, rund 50 teils | |
lebensbedrohlich verletzt. Unter den Todesopfern sind neben dem | |
eigentlichen Lkw-Fahrer aus Polen auch eine israelische Frau sowie eine | |
Italienerin. Ein zunächst festgenommener Pakistaner kam wieder frei. Am | |
Donnerstag wurde der Weihnachtsmarkt auf dem Breitscheidplatz wieder | |
geöffnet. Zum Schutz der Besucher wurden schwere Betonblöcke aufgestellt. | |
22 Dec 2016 | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Anschlag auf Berliner Weihnachtsmarkt | |
„Islamischer Staat“ (IS) | |
Terrorismusbekämpfung | |
Schwerpunkt Anschlag auf Berliner Weihnachtsmarkt | |
Schwerpunkt Anschlag auf Berliner Weihnachtsmarkt | |
Schwerpunkt Anschlag auf Berliner Weihnachtsmarkt | |
Schwerpunkt Anschlag auf Berliner Weihnachtsmarkt | |
Lesestück Meinung und Analyse | |
Schwerpunkt Anschlag auf Berliner Weihnachtsmarkt | |
Schwerpunkt Anschlag auf Berliner Weihnachtsmarkt | |
Polizei Berlin | |
Schwerpunkt Anschlag auf Berliner Weihnachtsmarkt | |
Schwerpunkt Anschlag auf Berliner Weihnachtsmarkt | |
Schwerpunkt Anschlag auf Berliner Weihnachtsmarkt | |
Union | |
Schwerpunkt Anschlag auf Berliner Weihnachtsmarkt | |
Schwerpunkt Anschlag auf Berliner Weihnachtsmarkt | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Streit um Facebook-Fahndung: Justizsenator muss sich stellen | |
FDP und CDU werfen Senator Steffen vor, die Polizei bei der Fahndung nach | |
dem mutmaßlichen Berlin-Attentäter behindert zu haben. Der Justizausschuss | |
soll es klären | |
Das war die Woche in Berlin I: Sorge vor dem Rechtsruck | |
Nach dem Anschlag äußern BerlinerInnen in aller Öffentlichkeit | |
fremdenfeindliche Dinge. Ganz selbstverständlich, ohne jede Scheu. | |
Was passiert mit Flüchtlingen ohne Asyl?: Ablehnung, Duldung, Abschiebung | |
Können Flüchtlinge ohne Papiere nicht zurückgeschickt werden? Der Fall von | |
Anis Amri beleuchtet eine schwierige Rechtslage. | |
Nach dem Berliner Anschlag: Anis Amri in Mailand erschossen | |
Der Tatverdächtige ist bei einer Schießerei getötet worden. Er hatte bei | |
einer Kontrolle eine Schusswaffe gezogen. Die Polizei erwiderte das Feuer. | |
Ermittlungen nach dem Berliner Anschlag: Was für ein Fiasko | |
Die Sicherheitsbehörden hatten den mutmaßlichen Attentäter über Monate im | |
Visier – und verloren seine Spur. Die Politik reagiert fassungslos. | |
Verdächtiger nach Berliner Anschlag: Der lange Weg des Anis Amri | |
Er saß auf Sizilien in Haft. In Deutschland wurde er als Gefährder | |
observiert, fiel aber nur als Kleindealer auf. | |
Innenpolitiker über Sicherheitspolitik: „Videoüberwachung wird überschätz… | |
Muss die Linke jetzt ihre Kritik an Kameras überdenken? Der Innenpolitiker | |
Frank Tempel war früher Kriminalbeamter – und sagt trotzdem „nein“. | |
Nach dem Anschlag in Berlin: Glühwein an Betonschutzwänden | |
Der Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz, Ort des Attentats vom Montag, ist | |
wieder offen. Das ist richtig, sagt der Pfarrer der Gedächtniskirche. Ein | |
Besuch. | |
Rätselhafter Tweet von Lutz Bachmann: Polizei weist Spekulationen zurück | |
Pegida-Gründer Lutz Bachmann behauptet, dass Polizeibeamte ihm kurz nach | |
dem Anschlag in Berlin Informationen zum möglichen Täter gesteckt haben. | |
Kommentar Terror und Flüchtlinge: Wende ohne Ende | |
Eine verschärfte Flüchtlingspolitik hat den Anschlag in Berlin nicht | |
verhindert. Wer nun noch mehr Härte fordert, bestätigt das Kalkül des IS. | |
Rechte Aktionen nach Berliner Anschlag: Stille Nacht und Hurensöhne | |
Nazis in Berlin tun sich mit ihrer „Trauer“ schwer: Drei Aktionen | |
mobilisieren nur wenige. Und viele Demonstranten stellten sich ihnen | |
entgegen. | |
Nach dem Anschlag in Berlin: Die Sicherheitsdebatte wird schärfer | |
Niemand sollte versuchen, die Tat für eigene politische Zwecke zu | |
instrumentalisieren, sagt der Justizminister. Und was geschieht? | |
CDU und CSU zum Anschlag in Berlin: Dirty Horst hat das Wort | |
Seehofer fordert die „Neujustierung“ der Zuwanderungs- und | |
Sicherheitspolitik. Prompt tritt der Konflikt zwischen CDU und CSU offen | |
zutage. | |
Nach Anschlag in Berlin: Die Suche geht weiter | |
Seit Mittwochabend fahnden die Ermittler europaweit öffentlich nach dem | |
Verdächtigen Anis Amri, einem Tunesier. Vieles ist noch unklar. | |
Kundgebung der AfD am Kanzleramt: Und kaum einer kommt | |
Beim Protest der Rechtspopulisten am Mittwochabend gab es keine Reden. Nur | |
der ehemalige Pfarrer Wawerka hielt eine Predigt. |