# taz.de -- Nach dem Anschlag in Berlin: Glühwein an Betonschutzwänden | |
> Der Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz, Ort des Attentats vom Montag, | |
> ist wieder offen. Das ist richtig, sagt der Pfarrer der Gedächtniskirche. | |
> Ein Besuch. | |
Bild: Hier soll kein Lkw mehr durchkommen: Betonpoller am wieder eröffneten Ma… | |
Breitscheidplatz, Donnerstag, 11.15 Uhr: Der Weihnachtsmarkt hat wieder | |
geöffnet. Die ersten Kunden begutachten glitzernde Dekosterne, kauen | |
Bratwurst oder laufen mit dem Handy vor der Nase an den Buden vorbei. | |
Auf der Tauentzien Straße entlädt ein Kranlaster des Technischen Hilfswerks | |
sogenannte Betonschutzwände. Die 3,5 Meter langen und einen Meter hohen | |
Klötze sollen rings um den Markt aufgestellt werden, erklärt ein Polizist. | |
100 bis 200 Stück davon habe die Polizei bestellt, ergänzt der Mann von der | |
Herstellerfirma: „Für hier, den Alex und einen Markt in Spandau.“ | |
Auf der anderen Seite des Marktes, zur Budapester Straße, stehen die Poller | |
bereits. Und auch die Budengasse ist wieder geöffnet, durch die am | |
Montagabend der Lkw raste. Die Spuren des Anschlags sind weitgehend | |
beseitigt, das Blut der Opfer weggewischt. Nur dass dort, wo das Fahrzeug | |
zahlreiche Stände zerstörte, nun Leerstellen sind, in deren Mitte je eine | |
Staffelei steht, darauf eine schwarz-weiße Luftaufnahme des Platzes mit der | |
Überschrift „Wir trauern“. Noch liegen und stehen davor nur wenige Blumen, | |
Kerzen und Grablichter, doch immer wieder legen Besucher etwas dazu. | |
Aufmerksam beäugt von Kameras. | |
Ja, die Medien. In der ersten Stunde der Wiedereröffnung scheinen sich fast | |
so viele JournalistInnen am Ort des Anschlags zu tummeln wie BesucherInnen. | |
Fernsehleute aus aller Herren Länder sprechen mit ernsten Gesichtern in | |
Mikrophone und befragen Besucher, wie sie sich fühlen. „Wir können uns doch | |
nicht einsperren“, erklärt eine junge Berlinerin dem BBC-Reporter. Auch | |
wenn sie „natürlich“ ein mulmiges Gefühl habe. „Es kommt eben näher“… | |
sie – ihre Freundin nickt. | |
Ist es richtig, den Markt wieder zu öffnen? Martin Germer, Pfarrer der | |
Gedächtniskirche, sagt ein klares „Ja“. Einmal wegen der Händler, „die | |
müssen ja davon leben“, dann aber auch „psychologisch“. Nicht in dem | |
platten Sinne eines „Das Leben geht weiter“, sondern des „Wir halten | |
zusammen“. | |
Als auf dem Weg zur Bushaltestelle plötzlich ein Martinshorn ertönt, | |
durchfährt mich ein Schreck. Dann sehe ich: Es ist nur ein Polizeiwagen, | |
der weitere Laster mit Betonschutzwänden eskortiert. | |
22 Dec 2016 | |
## AUTOREN | |
Susanne Memarnia | |
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