# taz.de -- Senat prüft zwei Varianten für Fernwärme: Wärmewende mit Fallst… | |
> Hamburgs Umweltsenator lässt Szenarien prüfen – ohne das Kohlekraftwerk | |
> Moorburg. Sein politisches Schicksal hängt davon ab, ob ihm die | |
> Klimaschützer glauben. | |
Bild: Soll zumindest keine Fernwärme an Haushalte liefern: Kohlekraftwerk Moor… | |
HAMBURG taz | Die Fernwärme für die Hamburger Haushalte könnte in Zukunft | |
vor allem aus klimafreundlichen Quellen südlich der Elbe kommen. Dafür | |
müsste aber, wie schon einmal geplant, eine Fernwärmeleitung unter der Elbe | |
gebaut werden. Im Gegensatz zu den früheren Planungen soll diese aber keine | |
Wärme aus dem Kohlekraftwerk Moorburg transportieren, verspricht jedenfalls | |
Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne). Ob ihm die Klimaschützer das abkaufen, | |
dürfte über sein politisches Schicksal entscheiden. | |
Wie der Senator am Dienstag mitteilte, hat die Gesellschafterversammlung | |
von Vattenfall Wärme Hamburg (VWH) sechs Millionen Euro für die Planung von | |
zwei Szenarien freigegeben. Im Nordszenario käme die Hälfte der Wärme in | |
Spitzenzeiten aus einem Gasheizwerk am Haferweg in Altona-Nord, im | |
Südszenario der Großteil aus Abwärme und erneuerbaren Quellen im Hafen. | |
Zu den Gesellschaftern von VWH gehört mit einem Anteil von 25,1 Prozent | |
neben Vattenfall die Stadt. 2019 wird die Stadt das | |
Vattenfall-Fernwärmenetz komplett übernehmen und damit den Volksentscheid | |
zum Rückkauf der Netze für Strom, Gas und Wärme von 2013 umsetzen. Dieser | |
sieht eine „sozial gerechte, klimaverträgliche und demokratisch | |
kontrollierte Energieversorgung aus erneuerbaren Energien“ vor. | |
Kerstan bevorzugt unter Verweis auf das diesjährige Klimaschutzabkommen von | |
Paris das Südszenario: „Wir sind der Überzeugung, dass der Ersatz von Kohle | |
durch Gas zu kurz springt“, sagte er. Deshalb wolle der Senat gleich in | |
großem Stil in erneuerbare Energie einsteigen und deren Potenzial liege nun | |
mal im Süden. „Das bedeutet auch, dass wir neue Wege gehen müssen“, sagte | |
Kerstan. Was unter technischen, regulatorischen und ökonomischen | |
Gesichtspunkten machbar ist, soll die jetzt beschlossene | |
Alternativenplanung erweisen. | |
Die Grünen waren schon zu Zeiten des schwarz-grünen Senats angetreten, eine | |
dezentrale Fernwärmeversorgung aus erneuerbaren Energien aufzubauen und das | |
klimaschädliche Steinkohlekraftwerk Moorburg, das Fernwärme auskoppeln | |
kann, außen vor zu halten. Die Partei unterstützte den Volksentscheid zum | |
Rückkauf der Energienetze mit dem Argument, eine umweltfreundliche | |
Fernwärmeversorgung aus kleinen dezentralen Anlagen in Bürgerhand schaffen | |
zu wollen. | |
Das Südszenario hat aus Sicht des Hamburger Energietischs, der die | |
Umsetzung des Volksentscheids kritisch begleitet, eine doppelte Schwäche: | |
Zum einen sieht es vor, Wärme aus der Müllverbrennungsanlage Rugenberger | |
Damm statt zu den Ölwerken Schindler in die Stadt zu leiten. Die Ölwerke | |
bekämen ihre Fernwärme dann aus Moorburg. Zum anderen ermögliche es | |
netztechnisch eine Durchleitung der Fernwärme aus Moorburg in die Stadt. | |
Kerstan versicherte: „Das Kraftwerk Moorburg spielt in unseren Szenarien | |
keine Rolle und war auch kein Gegenstand von Diskussionen oder Beschlüssen | |
im Aufsichtsrat.“ „Wenn es einen neuen Senat gibt, ist das nicht das Papier | |
wert, auf dem es gedruckt worden ist“, sagte Gilbert Siegler vom | |
Energietisch. Seien die erneuerbaren Anlagen erst mal gebaut, werde auch | |
ein CDU-FDP Senat diese nicht abreißen, nur damit Vattenfall seine Wärme | |
loswerde, hielt Kerstan dagegen. | |
Der Umweltverband BUND, der den Volksentscheid unterstützte, sieht drei | |
Möglichkeiten, Moorburg auszuschließen: das Kraftwerk nicht mit der Leitung | |
in die Stadt zu verbinden; langfristige Lieferverträge für erneuerbare | |
Wärme zu schließen oder ein Wärmegesetz, das Kohle in der | |
Fernwärmeerzeugung verbietet. | |
„Wenn die Option Moorburg nicht ausgeschlossen werden kann, ist der Protest | |
programmiert“, warnte BUND-Landesgeschäftsführer Manfred Braasch. Um die | |
Szenarien bewerten zu können, müsse der Senat jetzt seine Gutachten | |
veröffentlichen und eine genaue CO2-Bilanz vorlegen. | |
13 Dec 2016 | |
## AUTOREN | |
Gernot Knödler | |
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