# taz.de -- Ökologische Fernwärme: Vattenfall bestreitet Mogelei | |
> In Altona bezahlen Bewohner für ökologische Fernwärme extra – daran, ob | |
> die Wärme auch eigens für die Gebäude produziert wird, gibt es Zweifel | |
Bild: In der Kritik: Die Fernwärmeversorgung der Neuen Mitte Altona | |
HAMBURG taz | Auf dem geräumten Gleisgelände am Bahnhof wachsen die ersten | |
Gebäude der Mitte Altona in die Höhe. Das neue Stadtviertel soll in puncto | |
Klimaschutz vorbildlich werden. Ob dem so ist, daran hat der Hamburger | |
Energietisch (HET) im vergangenen Jahr Zweifel geäußert. Einen Teil davon | |
versichert Vattenfall, ausräumen zu können. | |
Der Energietisch, der über die Umsetzung des Volksentscheids über den | |
Rückkauf der Energienetze wacht, kritisiert die geplante | |
Fernwärmeversorgung des neuen Stadtteils. Diese soll komplett von | |
Vattenfall Wärme Hamburg übernommen werden. | |
Um einen hohen Klimaschutzstandard zu erreichen, wird Vattenfall zu 60 | |
Prozent „Fernwärme Natur-Mix“ aus erneuerbaren Quellen liefern und zu 40 | |
Prozent konventionelle Fernwärme. | |
Die Wärme aus dem Natur-Mix werde möglicherweise doppelt vermarktet, | |
kritisierte der Energietisch. Denn dafür werde bloß erneuerbare Wärme, die | |
heute schon ins Netz gespeist werde, diesem Produkt zugeordnet, für das | |
Vattenfall dann auch noch einen Aufschlag von den Bewohnern verlange. | |
Zugleich fließe diese Ökowärme aber in die ökologische Klassifizierung der | |
gesamten Vattenfall-Fernwärme ein. Bisher gebe es keine klaren Regeln, mit | |
denen sich die Wärmeanteile sauber trennen ließen, warnte der ehemalige | |
Umweltstaatsrat Christian Maaß (Grüne). | |
Vattenfall verwahrt sich gegen den Vorwurf, mit dem Natur-Mix eine | |
Mogelpackung zu liefern. Die Wärme dafür komme aus Holz- und | |
Biogasverbrennungsanlagen in der Borsigstraße, die nicht auf die | |
konventionelle Fernwärme angerechnet würden. „Die Kapazitäten der beiden | |
neuen Produktionsanlagen sind noch nicht ausgeschöpft“, sagt | |
Vattenfall-Sprecherin Barbara Meyer-Buckow. Wenn die Mitte Altona fertig | |
sei, würden sie die nötige ökologische Fernwärme erzeugen. | |
Kritisch sieht der Energietisch auch, dass die Ökowärme mit anderen | |
Anforderungen der Energieeinsparverordnung (Enev) verrechnet werden kann. | |
„Im Prinzip gilt: Je ‚ökologischer‘ die Wärmeversorgung, desto weniger … | |
sind die Anforderungen an die Gebäudehülle“, bestätigt die Umweltbehörde. | |
Das gehe aber nicht beliebig weit nach unten, denn die Bauherren müssten | |
die Mindeststandards der Enev einhalten. | |
Trotzdem kann das unterm Strich für die Bewohner heißen: Sie zahlen mehr | |
für die Wärme und müssen mehr heizen. | |
26 Oct 2016 | |
## AUTOREN | |
Gernot Knödler | |
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