# taz.de -- Klimafeindliche Energie-Nutzung: Moorburg durch die Hintertür | |
> Die Linke wirft der Umweltbehörde vor, sie nehme den Volksentscheid zum | |
> Rückkauf der Netze und klimafreundlichen Wärmeversorgung nicht ernst | |
> genug | |
Bild: BUND-Chef Manfred Braasch freut sich über den gewonnenen Volksentscheid:… | |
Die Linke hat dem Senat vorgeworfen, den Volksentscheid zum Rückkauf der | |
Energienetze nicht mit der nötigen Konsequenz umzusetzen. Wie zuvor schon | |
der Hamburger Energietisch, kritisierte der Bürgerschaftsabgeordnete | |
Stephan Jersch, dass die bisherigen Vorschläge für die Fernwärmeversorgung | |
zu sehr auf klimaschädliche fossile Brennstoffe setzten. Damit würde das | |
Ziel des Volksentscheids, „eine sozial gerechte, klimaverträgliche und | |
demokratisch kontrollierte Energieversorgung aus erneuerbaren Energien“ zu | |
schaffen, verfehlt. | |
Der Streit dreht sich um das Heizkraftwerk in Wedel, das den größten Teil | |
der Fernwärme liefert. Das Kraftwerk wird mit Steinkohle betrieben, ist | |
ineffizient und veraltet und soll deshalb abgeschaltet werden. Eine | |
Fernwärme-Auskoppelung aus dem neuen Kohlekraftwerk in Moorburg ist am | |
Widerstand gegen die dafür nötige Fernwärmeleitung unter der Elbe und durch | |
Altona gescheitert. | |
Im Energiebeirat, einem Gremium aus Vertretern von Parteien, Verbänden, | |
Kammern und der Wissenschaft, das die Umweltbehörde bei der Umsetzung des | |
Volksentscheids berät, sind sechs Szenarien diskutiert worden, wie sich die | |
Wärme aus Wedel ersetzen ließe. Dabei liegt der Anteil „grüner Wärme“ | |
bestenfalls bei 42 Prozent. | |
Und damit nicht genug: „Der Senat hat es geschafft, in zwei Szenarien | |
Moorburg zu verstecken“, kritisiert der Linken-Abgeordnete Jersch. In | |
beiden Szenarien würde von der Müllverbrennungsanlage Rugenberger Damm | |
(MVR) eine Fernwärmeleitung unter der Elbe hindurch nach Altona gebaut. | |
Jersch nennt sie „Moorburgtrasse light“. | |
Die Fernwärme, die die MVR in die Stadt liefern würde, fehlte dann im | |
Stadtteil Neuhof, was durch Fernwärme aus Moorburg ausgeglichen werden | |
müsste, so Jersch. In einem weiteren Szenario würde das Kohlekraftwerk | |
Moorburg sogar direkt Fernwärme zuliefern – eine Horrorvorstellung der | |
Initiatoren des Volksentscheids. „Moorburg muss so schnell wie möglich | |
verschwinden“, findet Jersch. | |
Was ihm und anderen vollends unverständlich scheint, ist das Fehlen eines | |
siebten Szenarios, das die bisher ungenützte Abwärme der Kupferhütte | |
Aurubis einbezöge. Die von dem grünen Senator Jens Kerstan geführte | |
Umweltbehörde begründe das „mit der – ungeprüft übernommenen – Behaup… | |
der Vattenfall Wärme Hamburg, das Fernwärmenetz müsste erst für einen | |
dreistelligen Millionenbetrag umgebaut werden, damit Abwärme von Aurubis in | |
den Hamburger Westen gelangen kann“, kritisiert der Energietisch. Unter | |
Einbeziehung von Aurubis läge der Anteil grüner Wärme einem Gutachten | |
zufolge bei 60 Prozent. | |
Kleine dezentrale Blockheizkraftwerke oder Solaranlagen, mit denen die | |
Grünen in der Umweltbehörde 2010 angetreten waren, spielen in den Szenarien | |
keine Rolle. Ganz abgemeldet sind sie jedoch nicht. Das | |
Kulturenergiebunker-Altona-Projekt (Kebap) werde von der Umweltbehörde | |
durchaus unterstützt, sagt dessen Initiator Mirco Beisheim. Wegen des | |
Zeitdrucks hält er es für legitim, Wedel durch große Einheiten zu ersetzen | |
und durch kleine zu ergänzen. Neubaugebiete sollten jedoch dezentral | |
versorgt werden. | |
13 Oct 2016 | |
## AUTOREN | |
Gernot Knödler | |
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