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# taz.de -- Das war die Woche in Berlin II: Komische Form der Profilierung
> Senator Geisel kündigt ein billigeres Sozialticket an, ohne Grüne und
> Linke zu fragen. Noch schlimmer: Er lehnt weitere Preissenkungen ab – mit
> seltsamer Begründung.
Bild: Wie teuer werden die Tickets für die U-Bahn unter Rot-Rot-Grün?
Gut möglich, dass sich Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD) am
Montag um sein Amt geredet hat. Da verkündete er ohne Not vor Journalisten,
seine Partei wolle künftig das Sozialticket billiger machen.
Transferleistungsempfänger sollen ab 2017 nur noch 25 statt 36 Euro zahlen
– so viel also, wie sie vom Jobcenter dafür erstattet bekommen. Das sei das
Mindeste, auf das sich SPD, Linke und Grüne in den Koalitionsverhandlungen
einigen müssten, erklärte Geisel.
Inhaltlich ist die Forderung kein Problem für Linke und Grüne – dennoch
wurde der Senator für sein Vorpreschen verbal derbe verprügelt. Denn
eigentlich haben die drei Parteien striktes Stillschweigen über die
Verhandlungen vereinbart. „Unprofessionell“ nannte die Linke Geisels
Auftritt; auch die Grünen wünschten sich, dass über die Position vorher
unter den dreien gesprochen worden wäre.
Geisel, ein enger politischer Freund von Michael Müller, hatte sich schon
im Wahlkampf nicht immer klug geäußert; zudem ist sein Senatorenamt, das
neben Stadtentwicklung Verkehr und Umwelt einschließt, auch bei den anderen
beiden potenziellen Koalitionspartnern heiß begehrt. Und da taugen solche
Eigentore natürlich prima als Argumente gegen eine Fortsetzung von Geisels
Arbeit.
Aber mehr noch als der platte Profilierungsversuch an sich sollte Linken
und Grünen eine weitere Aussage Geisels von Montag zu denken geben. Denn
der 50-Jährige hatte sich gleichzeitig gegen eine deutliche Senkung der
regulären Ticketpreise für U- und S-Bahn ausgesprochen.
Mit einem bemerkenswerten Argument: Würde etwa das Jahresabo dank
Subventionen viel billiger oder als verpflichtendes Bürgerticket gar nahezu
umsonst – wie es Konzepte von Grünen und Linken vorsehen –, dann würde das
die Kapazitäten im öffentlichen Nahverkehr sprengen, weil zu viele Menschen
auf Bus und Bahn umsteigen würden.
Eine politische Idee soll also nicht aufgegriffen werden, weil sie zu
erfolgreich wäre. Verrückt, oder? Oder anders gesagt: So klingt ein
verkehrspolitischer Aufbruch Marke SPD.
22 Oct 2016
## AUTOREN
Bert Schulz
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