Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Neues Album von Solange Knowles: Aus dem Schatten der Schwester
> Wie Beyoncé beschäftigt sich auch Solange auf der LP „A Seat at the
> Table“ mit der #BlackLivesMatter-Bewegung. Sie wird dabei aber viel
> konkreter.
Bild: Der Teppich, auf dem Solange ihre Stimme drapiert, ist grober als der von…
Am Freitag landete „A Seat at the Table“, das neue Album von Solange, auf
Platz eins der US-Charts. Lange als mindertalentierte jüngere Schwester von
Beyoncé Knowles belächelt, schafft es Solange damit endlich aus dem
Schatten des übermächtigen Popstars zu treten.
Der ständige Vergleich mit Beyoncé nervt zwar, aber entkommen kann sie
ihrer erfolgreichen Schwester nicht, auch wenn ihr Werk inzwischen auch
beeindruckend ist. Solange Knowles veröffentlichte bereits zwei Alben und
[1][eine von der Kritik hochgelobte EP namens „True“] (2012). Man bemisst
den Wert von Pop nie nur nach kommerzieller Verwertbarkeit. Aber „A Seat at
the Table“ ist nun das herausragende und erfolgversprechende Album, etwas,
das der 30-Jährigen bis jetzt gefehlt hat.
Sie beschäftigt sich darin mit der Protestbewegung [2][#BlackLivesMatter]
und Polizeigewalt, cultural appropriation und der Mainstreamisierung
afroamerikanischer Schönheitsideale als überzeichnetes Meme durch Figuren
wie Kim Kardashian. Während Beyoncé – die auf ihrem letzten Album
„Lemonade“ ähnliche Themen verhandelte – dabei abstrakt und oberflächli…
blieb, erzählt Solange mit „A Seat at the Table“ anscheinend mitten aus
ihrem Leben. Dem Leben einer Mutter, die einen 11-jährigen Sohn in einem
Land großzieht, das unschuldige Schwarze von rassistischen Polizisten auf
offener Straße erschießen lässt. Wie bringt man seinem Kind bei, dass es
sich bei Polizeikontrollen vorsichtig verhalten muss? Was macht das mit ihm
und dem Verhältnis zum gesellschaftlichen System, in dem es aufwächst?
Auf musikalischer Ebene zeigt sich der Unterschied zum Sound der Schwester
ebenso deutlich: Der Teppich, auf dem Solange ihre Stimme drapiert, ist
grober, weniger glatt ausproduziert. Wo Beyoncé für jeden Song eine Armada
an Komponisten und Produzenten auffährt, arbeitet Solange allein und
komponierte die Songs auf dem Klavier. In Kooperation mit dem Produzenten
und Kollegen Raphael Saadiq, der etwa für The Roots tätig war, übertrug sie
die Rohfassungen in eine minimalistische Mischung aus Soundcloud-R&B und
dessen Vorläufern aus den Neunzigern.
## Knowles transportiert Oldschool in die Jetztzeit
Janet Jacksons experimentierfreudiges Album „Velvet Rope“(1997), aber auch
die frühen Alben von Erykah Badu und D’Angelo sind Referenzen. Durch Spoken
Word-Skits zwischen den Songs, bei denen die musikalischen Themen der
vorherigen Songs weitergesponnen werden, bekommt das Album einen roten
Faden. So gibt es mehrere Intermezzi des Rap-Moguls Master P, ein Skit mit
dem queeren schwarzen Pop-Sänger Dev Hynes alias Blood Orange, einen mit
Solanges Mutter Tina Knowles und einen mit ihrem Vater, dem Manager Matthew
Knowles. Dieses Personal sorgt für spannende Perspektivwechsel mit
autobiografischer Färbung.
Wichtiger Bezugspunkt ist auch die R&B-Ära Ende der Neunziger, für die
Musikjournalisten seinerzeit das fragwürdige Etikett „NeoSoul“ erfanden.
Solange Knowles transportiert die Oldschool elegant in die Jetztzeit. „A
Seat at the Table“ klingt nach gestern und nach heute, nach den
Soulquarians und nach Soulection. Dafür verzichtet sie gern auf
weichgespülte Radio-Hits. Gleich zwei Videoclips, „Cranes In The Sky“ und
„Don’t Touch My Hair“, flankierten die Albumveröffentlichung.
Das wirkte, als könnte die Künstlerin nicht recht entscheiden, auf welchen
Song sie setzen wolle, um sich zu vermarkten. Das wäre gar nicht nötig
gewesen. „A Seat at the Table“ ist ein mutiges, ein musikalisch
vielfältiges Statement, das sich mit relevanten gesellschaftlichen Themen
wie Selbsthass beschäftigt, dabei auch zentrale Fragen des Feminismus und
Identitätsfragen der African-American Community abbildet.
In „Don’t Touch My Hair“, einem tollen Duett mit dem aufstrebenden London…
Künstler Sampha, warnt Solange: „Don’t test my mouth, they say the truth is
my sound.“
13 Oct 2016
## LINKS
[1] /Archiv-Suche/!5074847&s=solange+knowles/
[2] https://twitter.com/search?f=tweets&vertical=default&q=%23BlackLive…
## AUTOREN
Stephan Szillus
## TAGS
Beyoncé
Soul
USA
Solange
Popmusik
HipHop
Schwerpunkt Rassismus
Feminismus
Feminismus
HipHop
Musik
Neues Album
## ARTIKEL ZUM THEMA
Neues Album von Solange Knowles: Sie ist das Superhirn
Zeitgemäßes Rollenverständnis: Die afroamerikanische Künstlerin Solange
Knowles brilliert auf ihrem neuen Album „When I get home“.
Australische Soul-Sängerin Nai Palm: Pop mit Ureinwohnern
Die Songs von Nai Palms „Needle Paw“ sind inspiriert von bulgarischen
Frauenchören, türkischem Psychedelic und Aborigines-Klagegesang.
Weltklasse-Talent Sampha: Das Klavier kennt ihn am besten
Der britische Produzent Sampha saß für viele Stars am Mischpult. Nun
veröffentlicht er sein eigenes gefühlvolles Debütalbum „Process“.
US-Rapper über „Black America Again“: „Eine neue Geschichte schreiben“
Der Chicagoer Rapper Common will die Gesellschaft in den USA einen. Er ist
überzeugt, dass afroamerikanische Musik dabei hilfreich sein kann.
Popfeminismus und Pubertät: Der geilste Gedanke der Welt
Sie lieben Beyoncé. Sie nerven ihre Eltern. Sie wollen ein besseres Leben.
Wie drei Teenagerinnen den Feminismus für sich entdecken.
Debatte Feminismus in Deutschland: Raus aus dem Mädchenmodus
Deutsche Feministinnen machen auf harmlos und teilen gleichzeitig heftig
aus. Sie sollten mehr Stärke zeigen und sich selbst ermächtigen.
US-Rapszene und Polizeigewalt: Den Frust in Worte fassen
Die Polizeigewalt gegen Afro-Amerikaner hat die US-HipHop-Community
repolitisiert. Sie reagiert mit Songs – und ihrer Social-Media-Power.
Neues Album von Janelle Monáe: Ärsche lügen einfach nie
Eine Zeitreise durch alle revolutionären Stadien der Great Black Music:
Jetzt erscheint „The Electric Lady“, das neue Album der Sängerin Janelle
Monáe.
Drittes Album von Solange Knowles: Leiden kann ja so schön sein
Mit ihrem gelungenen Album „True“ hat sich die Singer-Songwriterin Solange
Knowles vom großen Namen ihrer Schwester Beyoncé emanzipiert.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.