Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Linke kämpft um Stammwähler: Genossen an die Stammtische
> Die Linke müsse um ihre zur AfD abgewanderten Wähler kämpfen, fordert
> Fraktionsvize Jan Korte. Er plädiert für eine einfachere Ansprache.
Bild: Bodo Ramelow sucht die Nähe zur Arbeiterklasse
Berlin taz | Die Linkspartei soll alltagstauglicher und stammtischfähiger
werden, fordert der Vizefraktionsvorsitzende der Partei im Bundestag, Jan
Korte. In einem [1][Diskussionspapier] geht Korte der Frage nach, wie man
ehemalige Wähler*innen, die zur AfD abwanderten, sowie Nichtwähler*innen
zur Linkspartei holt. Seine Antwort: Die Linke dürfe sie „nicht einfach
abschreiben, sie gar verachten, sondern [wir] müssen darum kämpfen, sie
zurückzugewinnen“.
Bei den Landtagswahlen in Mecklenburg-Vorpommern und in Sachsen-Anhalt
hatte die Linkspartei herbe Einbrüche hinnehmen müssen und Zehntausende
Wähler*innen an die AfD verloren. Die AfD ist überdurchschnittlich
erfolgreich bei Arbeitern und einfach Gebildeten.
Die Linke habe ihre Rolle als Repräsentantin von Teilen der unteren
Mittelschicht und der gesellschaftlich Abgehängten teilweise verloren,
analysiert Korte. „Das hat viel mit der Art und Weise zu tun, wie wir
Politik machen und wie wir sprechen. Es hat etwas damit zu tun, an
Alltagstauglichkeit und Stammtischfähigkeit eingebüßt zu haben“, schreibt
er. Er fordert seine Partei auf, sich stärker der Lebensrealität der
Menschen zuzuwenden: „weniger abstrakt, sondern eine Stimme sein, die eine
Peilung von der Lebensrealität hat“.
Als Beispiel führt Korte die Paketbot*in an. „Die Linke sollte die Partei
sein, die die Zusteller*innen kennt und ihre Arbeit thematisiert.“ Dabei
warnt er vor „Arbeitertümelei“ und einem „Zurück zur Nation“ – wie …
zuweilen bei Fraktionschefin Sahra Wagenknecht anklingt.
## Menschen zusammenbringen
Nun hat die Linkspartei zwar Stimmen in Arbeitermilieus verloren, und zwar
auch wegen ihrer flüchtlingsfreundlichen Haltung, aber bei jungen
Akademiker*innen zugelegt, die sich oft in solchen Projekten engagieren.
Wie aber bringt man die Studentin mit dem „Refugees welcome“-Button mit dem
Supermarktkassierer zusammen? „Ich bin dafür, dass wir hier den Spagat
wagen“, sagt Korte der taz. In seinem Papier plädiert er dafür, „das eine
zu tun, ohne das andere zu lassen. […] Es ist daher eben anzuerkennen, dass
wir Menschen vertreten, die im Alltag nicht zusammenkommen.“
Keine leichte Aufgabe für eine Partei, die gerade in den ostdeutschen
Flächenländern mehr Mitglieder an die Bestattungsinstitute abgibt, als sie
dazugewinnt. Korte schlägt zielgenaue Ansprachen vor – „Vielleicht brauchen
wir in Zukunft keine tausendseitigen Landtagswahlprogramme“ – und eine
Politik, „die die kleinen Träume der Menschen in den Mittelpunkt stellt“.
Kortes Papier ist ein Beitrag zur derzeitigen Debatte in der Linkspartei
über die inhaltliche und strategische Ausrichtung. Diese befindet sich in
einer vorgezogenen Midlifecrisis und sucht nach einer Strategie für die
Bundestagswahl 2017. Während die Parteivorsitzenden Bernd Riexinger und
Katja Kipping sich ein klares Bekenntnis zu einem möglichen rot-rot-grünen
Regierungsbündnis wünschen, betonen die Fraktionsvorsitzenden Wagenknecht
und Dietmar Bartsch die Notwendigkeit eines eigenständigen Wahlkampfes.
Riexinger bekräftigte am Montag erneut den Wunsch nach einer gemeinsamen
Bundespräsidentenkandidat*in als Signal für einen Politikwechsel. Wer sich
durchsetzt, ist offen. Bundesgeschäftsführer Matthias Höhn hatte ein
Strategiepapier präsentiert, das im Parteivorstand durchgefallen war, es
fokussiert zu stark auf Rot-Rot-Grün.
27 Sep 2016
## LINKS
[1] http://www.rosalux.de/publication/42618
## AUTOREN
Anna Lehmann
## TAGS
Arbeiterklasse
Schwerpunkt AfD
Die Linke
Strategie
Schwerpunkt AfD
Schwerpunkt AfD
Schwerpunkt Bundestagswahl 2025
Schwerpunkt Rot-Rot-Grün in Berlin
Lesestück Meinung und Analyse
Schwerpunkt Landtagswahlen
Schwerpunkt Landtagswahlen
Schwerpunkt Landtagswahlen
Schwerpunkt AfD
## ARTIKEL ZUM THEMA
Das AfD-Problem der Linkspartei: Von lechts nach rinks
Die AfD kommt bei einigen Wählern der Linkspartei gut an. Wie gewinnt man
diese zurück? Nicht alle teilen den Nähe-Kurs von Sahra Wagenknecht.
Interview mit Wagenknecht und Petry: Ein rechtes Konsensgespräch
Sahra Wagenknecht und Frauke Petry haben der „FAS“ gemeinsam ein Interview
gegeben. Bei vielen Themen klingen die Positionen sehr ähnlich.
Streit um Linken-Spitzenkandidatur: Wagenknechts Machtanspruch
Die Parteiführung überrumpelt: Wagenknecht und ihr Co-Fraktionschef Bartsch
wollen als Duo die Linkspartei in den Bundestagswahlkampf führen.
Rot-rot-grüne Planungen im Bund: Größere Lockerungsübung
SPD, Linke und Grüne planen einen „Trialog für eine progressive Politik“.
Klingt steif, könnte aber der Anfang von R2G im Bund werden.
Den Aufstieg der Rechten aufhalten: Brauchen wir Linkspopulismus?
Es ist keine gute Idee, die Rechtspopulisten mit ihren eigenen Mitteln
schlagen zu wollen. Die Linke muss sich den Abgehängten zuwenden.
Nach der Berlin-Wahl: Gruseln macht stark
Müssen die etablierten Parteien Angst vor dem Nicht-mehr-Nichtwähler haben?
Und kippt die AfD das Gleichgewicht? Lehren vom Sonntag.
Gregor Gysi über Rot-Rot-Grün: „Wir müssen fordernder werden“
Der ehemalige Fraktionschef der Linkspartei über die
Koalitionsmöglichkeiten in Berlin und im Bund – und die zu wenig
konservative CDU.
Rot-Rot-Grün auf Bundesebene: Plötzlich wieder möglich
Im Bund gibt es ein klares Bekenntnis zu Rot-Rot-Grün nur von Teilen der
Linkspartei. Vor allem die SPD hält sich noch bedeckt.
Debatten-Reihe „Warum AfD?“ – Teil 1: Taktisch AfD wählen?
Die Linke muss Liberalität und Soziales wieder zusammen denken, wenn sie
den Aufstieg der Rechtspopulisten verhindern will.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.