| # taz.de -- Klaus Theweleit über mordende Männer: „Körperliche Lust nur du… | |
| > Nizza, Würzburg, München, Ansbach: Immer haben junge Männer gemordet. | |
| > Warum? Die Täter eint eine Grundstörung, sagt Kulturtheoretiker Klaus | |
| > Theweleit. | |
| Bild: Narzissmus? „Der Begriff ist völlig fehl am Platz“, sagt Klaus Thewe… | |
| taz.am wochenende: Herr Theweleit, Ihr letztes Buch handelt unter anderem | |
| von Anders Breivik, Sie erstellen darin ein „Psychogramm der Tötungslust“. | |
| Der Amokmann von München, so wurde ermittelt, verehrte Breivik – wofür? | |
| Klaus Theweleit: Breivik war kein Amokmann. Der Münchener Killer auch | |
| nicht. Wer sich ein Jahr vorbereitet, läuft nicht „Amok“. Der Terminus ist | |
| zwar in Mode, bei de Maizière und anderen medialen Öffentlichkeitsbebetern, | |
| er ist aber komplett falsch für die meisten dieser Fälle. Er wird wohl | |
| benutzt, weil man auf dieser Schiene über die Täter nicht viel | |
| herausbekommt. Das ist wohl das Ziel. Die offiziellen ministerialen | |
| Lösungsvorschläge lauten ja auf „schnellere Abschiebung kleinkriminell oder | |
| anders auffällig gewordener Flüchtlinge“ – obwohl der Münchener Attentä… | |
| mit Flüchtlingen nichts zu tun hat. Mit der psychisch-körperlichen Lage von | |
| ihnen und auch der der Killer will sich niemand – so gut wie niemand – | |
| befassen. | |
| Was käme heraus, wenn man sich doch befassen würde? | |
| Dass es menschliche Körper sind, die töten. | |
| Körper – nicht aufgeputschte junge Männer, die von Ideologien oder | |
| militanten Religionsmeistern aufgestachelt sind? | |
| Nein. Hierher gehört der Begriff der Grundstörung. Er stammt aus der | |
| Psychoanalyse kindlicher Störungen. Diese wurde von Psychoanalytikerinnen | |
| wie Margaret Mahler, Melanie Klein und einigen anderen seit den dreißiger | |
| Jahren entwickelt. Man könnte – würde man sich damit befassen – eine | |
| Kenntnis von Körperzerstörtheiten haben. Die Tötungen, um die es hier geht, | |
| werden ausgeübt von zerstörten Körperlichkeiten, begangen von meist jungen | |
| Menschen, die in ihrem Leben an einen Punkt gekommen sind, an dem sie aus | |
| ihren verschiedenen Konfliktlagen keinen anderen Ausweg mehr sehen, als das | |
| Leben anderer um sie herum auszulöschen. Sie entscheiden sich fürs Töten. | |
| „Entscheiden sich“ klingt sehr nach einem bewusstem Akt. | |
| Es ist ein bewusster Akt, auch wenn das Morden selbst später in eher | |
| tranceartigen Zuständen durchgeführt wird. Aber die Entscheidung lautet: | |
| „Ich“ – was immer das sei – will morden. Dann beginnt, in den meisten | |
| Fällen, die Planung und materielle Vorbereitung des Akts. | |
| Was erkannte der Münchener David S. in Breivik? Womit hat er sich | |
| identifiziert? | |
| Die Formel von der Identifizierung passt nicht. Der psychische Vorgang der | |
| Identifizierung setzt eine bestimmte Entwicklungsstufe der Instanz des | |
| „Ich“ voraus. Diese Stufe ist bei den Tätern, mit denen wir es zu tun | |
| haben, nicht gegeben. Grundstörungsleute entwickeln kein „Ich“ im | |
| Freud’schen Sinne, also auch nicht den psychischen Mechanismus der | |
| Identifizierung. Für sie muss es eher heißen: Sie ahmen jemanden nach, | |
| beziehungsweise etwas prosaischer, sie schreiben ihre Begründungsdekrete | |
| von jemandem ab – wie Anders Behring Breivik es in seinem | |
| 1.500-Seiten-Internetmanifest ja vorgemacht hat. | |
| Das heißt? | |
| Die armen Schlucker, die hier und anderswo sich und andere spektakulär in | |
| die Luft – und sich dabei in den Himmel – sprengen, schreiben in den | |
| letzten paar Tagen oder auch Monaten vor ihren Tötungsaktionen eifrig die | |
| Begründungen zusammen, die ihnen am greifbarsten sind, Breivik-Manifest, | |
| IS-Verlautbarungen, „Allahu akbar“, ohne je religiös gewesen zu sein; | |
| völlig egal. Sie sind an den Punkt gekommen, wo getötet werden muss. Dies | |
| aber mit dem größtmöglichen Donner, dem größtmöglichen Polizeiaufmarsch u… | |
| dem zugehörigen Medientheater. Dazu taugt Breiviks Morden als „Vorbildtat“ | |
| allerbestens. | |
| Was genau ist gemeint mit einer „Grundstörung“? | |
| Margaret Mahler beschreibt in ihrem Buch „Symbiose und Individuation“ das | |
| Verhältnis vom Babykörper zum ersten lebenserhaltenden Körper – das ist | |
| meistens der der Mutter – als entscheidend für den Weg zur | |
| Selbstständigkeit des Kleinkindkörpers. Zur sogenannten Individuation. | |
| Entscheidend ist, wie die Trennung aus der frühen Symbiose, in der wir alle | |
| zunächst heranwachsen, gelingt. Unter negativen Umständen – geprügelt | |
| werden, psychisch abgelehnt werden, Hunger leiden, traumatisiert werden | |
| durch Kriegshandlungen und Flucht und viele weitere möglichen Gründe – | |
| gelingt diese Trennung nicht. Das Kind und später der Jugendliche verbleibt | |
| in einem Körper, der geplagt wird von übermächtigen Angstzuständen. Ein | |
| „Ich“, das seine Libido lustvoll auf die Außenwelt richtet, entsteht dabei | |
| nicht. Es kann nicht entstehen. | |
| Dann besteht die Grundstörung darin, kein liebendes Verhältnis zur | |
| Außenwelt herstellen zu können? | |
| Und auch kein liebendes Verhältnis zur eigenen Körperlichkeit. Schon von | |
| daher ist der Begriff des „Narzissmus“, der gern von kommentierenden | |
| Analytikern ins Spiel gebracht wird, völlig fehl am Platz. Es sind | |
| Verzweifelte, Angstgetriebene. | |
| Margaret Mahler entdeckte bei ihren jugendlichen Patienten zwei | |
| Grundverhaltensmuster, die sie Entdifferenzierung und Entlebendigung | |
| nannte. Entdifferenzierung: „Alles außen um mich herum ist ein und dieselbe | |
| Scheiße. Nichts und niemand hilft mir.“ Entlebendigung: „Diese Scheiße und | |
| die Menschen, die sie verursachen, gehören aus der Welt geschafft.“ Dies | |
| ist eine bei Hunderttausenden von malträtierten Jugendlichen anzutreffende | |
| Grundeinstellung gegenüber „der Welt“. Daher genießen die Täter eine | |
| gewisse Sympathie. | |
| „Ich hasse die Menschen“, schrie einer der Attentäter der letzten Tage | |
| Zeugenberichten zufolge, als er schoss. Er schießt für die anderen mit, die | |
| den Schritt zum offenen Morden nicht mitvollziehen. Wahrscheinlich, weil | |
| sie in der eigenen Umgebung etwas mehr Glück haben, mehr Rettendes um sich | |
| haben – als jene, die den Weg ins Töten und in die Selbstauslöschung | |
| wählen. | |
| Ihr Buch heißt „Das Lachen der Täter“. Sie betonen darin, dass viele Tät… | |
| ihre Morde unter exzessivem Gelächter durchführen. Sie sagen, das sei eine | |
| Art Selbstverlebendigung. | |
| Ja, auch wenn diese Selbstverlebendigung in den Fällen der Amoktäter nur | |
| die Erfahrung einiger Minuten oder Stunden ist. Ich habe diesen Vorgang | |
| zuerst beschrieben an deutschen Freikorpssoldaten und anderen Soldaten auf | |
| der ganzen Welt, die durchaus nicht vorhatten, in den nächsten Minuten ihr | |
| Leben zu lassen. Die vielmehr auf einen eigenen Machtzuwachs aus waren und | |
| auf das Erleben einer gesicherteren Körperlichkeit in der eigenen | |
| Männer-Killer-Gruppe. Diese „Neugeburt“ einer eigenen gesicherten | |
| Körperlichkeit feiern sie mit Gelächter, mit einer Art Gelächterzwang, | |
| unter dem sie in die Welt „erlaubter göttlicher Kriminalität“ eintreten. | |
| Hat der Münchener Attentäter gelacht? | |
| Wissen wir nicht genau. Die es von Nahem gehört und gesehen hätten, sind | |
| tot. Anderes Lachen ist dokumentiert. Der Killer von Orlando hat gelacht, | |
| als er angeschossenen Opfern, die am Boden lagen und um Gnade flehten, aus | |
| kürzester Distanz in den Kopf schoss, wie Breivik. Der Killer von Dallas | |
| hat gelacht. Die Killer vom Bataclan; der von Charleston, North Carolina, | |
| grinst in die Kamera bei der Festnahme, und viele andere. | |
| Wichtig dabei: das Lachen als Ausdruck einer eruptiven körperlichen | |
| Befreiung durch das Töten. Ich habe – schon in „Männerphantasien“ – d… | |
| vorherrschende Wahrnehmungsformen der Killer benannt: „leerer Platz“, | |
| „blutiger Brei“ und „Blackout“. Sie sind auch bei den modernen Attentä… | |
| feststellbar. | |
| Was nehmen die Killer wahr bei diesen Tötungsformen, die Sie „tranceartig“ | |
| nennen? | |
| „Leerer Platz“: Man ballert in eine Menge, und der Platz leert sich | |
| schlagartig. Alles rennt und verbirgt sich, ein paar Leichen bleiben liegen | |
| und bezeugen den Erfolg der eigenen Aktion. Dieser Vorgang, oft bezeugt und | |
| beschrieben, führt bei den Schützen zum Ausbruch zwanghaften Gelächters: | |
| Alles Bedrohliche ist wie fortgeblasen. | |
| „Blutiger Brei“: Herzustellen durch Schüsse aus nächster Nähe, durch | |
| Körperaufschlitzen, Axthiebe, Bajonette, Messerattacken. Das Ziel ist, das | |
| im eigenen Körper angenommene beziehungsweise befürchtete | |
| undifferenzierte Organinnere, ein Matschkonglomerat aus Blut und Kot, | |
| außerhalb des eigenen Körpers, im gemordeten Anderen herzustellen – und es | |
| auf die Weise zu beherrschen. Der Killer, insbesondere der Killerverbund, | |
| lacht. | |
| Und „Blackout“? | |
| Im Krieg zu erreichen durch Nahkampf mit einem gleichwertigen Gegner, in | |
| dem beide das Bewusstsein verlieren und den nur einer überlebt. Der | |
| Überlebende erwacht aus schwarzen Schleiern in einer gesteigerten | |
| Heldenkonfiguration. Der Selbstmordattentäter erwartet dieses „Erwachen“ im | |
| paradiesischen Jenseits. Alle Formen sind in den heutigen Attentaten gut zu | |
| erkennen. Wir bekommen sie außerdem ständig vorgeführt im | |
| Killerhelden-Kino. | |
| Sie sagen, die jeweilige Ideologie der Täter spiele keine Rolle. Sie diene | |
| nur einer ideologischen Rechtfertigung gegenüber der Außenwelt. | |
| Genau. Keinen anderen Sinn haben die Allahu-akbar-Rufe jetziger sogenannter | |
| IS-Täter. Zum Ersten entheben sie sie jeder Eigenverantwortung. Sie töten | |
| im Namen oder sogar auf Aufforderung einer höheren „göttlichen Macht“. Od… | |
| im Auftrag des jeweiligen höchsten Anführers oder im Auftrag höherer Rasse, | |
| wie die SS gegenüber den Juden, wie die deutsche Wehrmacht gegenüber dem | |
| „menschlichen Ungeziefer“ im Osten. | |
| Grundlegend bleibt das Verlangen, töten zu wollen. Wir haben es jeweils mit | |
| Menschen zu tun, in denen die eigene Deformation einen Grad erreicht hat, | |
| in dem es ihnen nicht mehr möglich ist, körperliche Lust anders als durch | |
| Gewaltausübung gegen andere Lebende zu erfahren. | |
| Was eint Amokmenschen und – aktuell – IS-Attentäter? | |
| Sehr oft sind die Killer junge Männer in schwierigen Pubertätsphasen, in | |
| denen ihnen jeder gesicherte gesellschaftliche und personelle Boden | |
| abhanden kommt. Dazu Unsicherheiten über die eigene Sexualität, über die | |
| Position in der Arbeitswelt, über die Position den Eltern gegenüber und | |
| deren – oft verschiedene – Religiosität; außerdem keine Gruppe | |
| verlässlicher Freundschaften, die sie tragen würde. Der Münchener | |
| Attentäter wird beschrieben als „ohne Freunde“, mit zunehmender Isolierung | |
| von der Umwelt. Er las, in seinem Zimmer allein, das Buch „Amok im Kopf. | |
| Warum Schüler töten“ von Peter Langman und studierte die dort versammelten | |
| zehn Amok- und anderen Tötungsfälle jugendlicher Täter. | |
| Was trennt sie, was macht ihre Taten – aus Sicht der Täter – | |
| unterschiedlich? | |
| Unterschiedlich könnte, von den Tätern aus gesehen, die Zusammensetzung der | |
| Opfergruppe sein. Der Münchener Attentäter David S. hat offensichtlich | |
| gleichaltrige Jugendliche aus einer ähnlichen Migrationslage wie seiner | |
| eigenen als Opfer gesucht: Via Facebook versuchte er solche zu Mc Donald’s, | |
| zum „Meggie“, wie er schreibt, am Olympiazentrum zu locken. Das | |
| Durchschnittsalter der acht von ihm getöteten Jugendlichen beträgt 16 | |
| Jahre, dazu eine 45-jährige Frau – fast alle mit einer | |
| Migrationsgeschichte. Das ähnelt der Opferauswahl der Amokläufer an | |
| Schulen: Ehemalige Mitschüler und Lehrkräfte sind die Ziele. | |
| Demgegenüber scheint die Opferauswahl der meisten IS-Attentate beliebiger: | |
| Es kann buchstäblich jeden treffen, wie etwa der Mordakt von Nizza zeigt. | |
| Ziel: möglichst viele Opfer, möglichst unerwartet, möglichst spektakulär. | |
| Große Vorausmeldung nach Walhall beziehungsweise in die Paradiese | |
| muslimischer Jungfräulichkeiten. | |
| Warum laufen Frauen nicht Amok, weshalb gibt es nur wenige IS-Kämpferinnen? | |
| Sind Amokläufe und Terrorattentate gelebte Männerfantasien? | |
| Absolut. Erster Grund: Die etwa 14.000 Jahre alte unterschiedliche | |
| Zurichtung weiblicher und männlicher Kinder- und Erwachsenenkörper in | |
| unserer Kultur – darüber können sich alle, die das genauer wissen wollen, | |
| in der vorhandenen Literatur orientieren. Richtung: körperliche | |
| Gewaltausübung und Krieg sind Männersache. | |
| Zweite, aktuellere Antwort: Das Erleben der Tötungslust bei den | |
| Mordexzessen, besonders bei denen in männlichen Gruppen, ist ein männliches | |
| Privileg. Die Tätermänner wollen, besonders da, wo Vergewaltigungen zum | |
| Gewaltexzess gehören – wie in den jugoslawischen Zerfallskriegen oder beim | |
| Mord an den Tutsi in Ruanda – keineswegs ihre eigenen Frauen und Töchter | |
| als Zeugen dabei haben. Sie wollen heimkehren als siegreiche Kriegshelden, | |
| die ihr „Vaterland“ oder etwas Ähnliches verteidigt oder befreit haben. Mit | |
| einem Orden vorm Sack. Nicht mit dem Abzeichen: „Geprüft erfolgreicher | |
| Vergewaltiger, Menschenschlächter, Frauenschlächter“. Das stört dann den | |
| Alltag. | |
| Sind die Attentäter der letzten Tage nicht auch alle Suizidkandidaten? | |
| Durchaus möglich. Der „erweiterte Suizid“, der besonders aus der | |
| Jugendlichenpsychiatrie bekannt ist, hat durch seine überdimensionalen | |
| medialen Verbreitungsformen gewiss an Attraktivität gewonnen. Dass alle | |
| Formen von Alltagskränkungen beitragen können zum letztendlichen | |
| Mordentschluss, ist schon gesagt. Es sind eben solche Dinge – und nicht | |
| eine bestimmte Sure des Koran. | |
| Lassen sich die Motive von IS-Tätern mit ihrer Herkunft erklären? | |
| Immer auch unterschiedlich im Einzelfall, der angesehen werden muss. Eine | |
| Zuordnung zu spezifischen Kulturen ist aber keinesfalls möglich. Die | |
| Tötungsformen von Männern mit der beschriebenen „Grundstörung“ sind | |
| weltweit sehr ähnlich, sind universal. Und geschehen momentan – das hat | |
| politische Gründe – überwiegend im Nahen Osten. Der Kommentar irakischer | |
| Flüchtlinge zu den jüngsten Attentaten in Deutschland lautet: „Das haben | |
| wir in Bagdad jeden Tag.“ | |
| Der Sozialforscher Jan Philipp Reemtsma sagt, salopp formuliert, dass | |
| Islamisten – wie in Paris, Brüssel, jetzt Würzburg oder Ansbach – sich | |
| omnipotent fühlende Personen sein möchten. Die genau das wollen, was sie | |
| tun. | |
| Wie meistens liegt Jan Philipp Reemtsma ein bisschen richtig und | |
| überwiegend nicht so richtig. Die Killer wollen sein, was sie sind, | |
| d’accord: Killer, von denen man Notiz nimmt. Mörder, die die Welt aufregen | |
| und die dafür gefälligst in den Himmel zu kommen haben. Sie wollen genau | |
| das sein, was sie dann werden. So weit stimme ich zu. Mit | |
| Omnipotenzgefühlen hat das aber wenig zu tun. Die gehören psychoanalytisch | |
| zu einer ganz anderen Persönlichkeitsstruktur. Da reichen Reemtsmas | |
| Psychoanalysekenntnisse schlicht nicht hin. | |
| Warum interessiert Sie dieses Thema so brennend? Was treibt Sie, sich in | |
| diese psychischen Muster einzufühlen? | |
| Mich „treibt“ gar nichts. Und keineswegs interessiert mich dieses Thema | |
| „brennend“. Ich habe tausend schönere Sachen zu tun, es interessiert mich | |
| notgedrungen. Und dieses Interview kommt ja allein auf Ihre Initiative | |
| zustande, nicht auf meine. So viel zum Punkt „Triebe“. | |
| Und zweitens, woher kommt Ihre Ansicht, ich wollte mich in die Psyche | |
| dieser Täter „einfühlen“? Die Sache liegt grundsätzlich anders: Ich weiß | |
| etwas von deren desolaten Körperzuständen – und zwar aus gut fünfzig Jahren | |
| Beschäftigung mit männlichen Körperstrukturen, die Gewalt ausüben wollen | |
| beziehungsweise müssen, um zu einem Gefühl eigener Lebendigkeit zu kommen. | |
| Das gehört, durch die deutsche Nazivergangenheit, zu meinem historischen | |
| Gepäck. | |
| Einfühlung? Ein bestimmter Grad von Einfühlung ist überall notwendig, wo | |
| man etwas Brauchbares herausbekommen will. Eine besondere Empathie für die | |
| Killer sehe ich bei mir nicht am Werk. | |
| Kann eine solche Gewalttat verhindert werden, erkennt man Täter wie | |
| Breivik? | |
| Nein. Sie verbergen sich ja geschickt. Und wenn sie über einen bestimmten | |
| Punkt hinaus sind, gelandet sind beim Tötungsentschluss, ist das | |
| irreversibel. Der Münchener Attentäter war vorher allerdings in | |
| psychiatrischer Behandlung. Warum die nichts gefruchtet hat, wäre | |
| interessant zu erfahren. | |
| 30 Jul 2016 | |
| ## AUTOREN | |
| Jan Feddersen | |
| ## TAGS | |
| Männer | |
| Terrorismus | |
| Amoklauf | |
| Psychologie | |
| Würzburg | |
| Innenminister Thomas de Maizière | |
| Thomas de Maizière | |
| Innenminister | |
| Schwerpunkt Rassismus | |
| Norwegen | |
| Amoklauf | |
| Ansbach | |
| Amoklauf | |
| Ansbach | |
| Terrorismus | |
| München | |
| Ansbach | |
| Terrorismus | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Messerangriff in Würzburg: „Eine entsetzliche Nachricht“ | |
| In Würzburg tötet ein Mann mit einem Messer drei Menschen und verletzt | |
| weitere. Das Motiv ist noch unklar – außer für die AfD. | |
| Maßnahmenkatalog zur Terrorabwehr: Schneller, härter – abschieben | |
| Innenminister Thomas de Maizière will das Aufenthaltsrecht weiter | |
| verschärfen. Für die Sicherheitsbehörden plant er tausende neue Stellen. | |
| Kommentar Terrorabwehr: Die AfD lässt grüßen | |
| Die CDU will ihre Wähler mit neuer Härte begeistern. Hoffentlich sind sich | |
| wenigstens die Grünen dafür zu schade. | |
| Unions-Innenminister zu Terrorabwehr: Mehr Überwachung, mehr Polizei | |
| Die Minister fordern drastische Gesetzesverschärfungen: mehr Waffen und | |
| Abschiebungen sowie ein Burka-Verbot. Die ärztliche Schweigepflicht soll | |
| aufgeweicht werden. | |
| Trauer um Opfer von München: Es kann eben nicht jeden treffen | |
| Bei den Gedenkfeiern für die Opfer des Münchner Attentats sagte nur | |
| Oberbürgermeister Reiter, worum es wirklich ging: um rassistische Gewalt. | |
| Fünf Jahre nach dem Massaker von Utøya: Breivik – Terrorist oder Einzeltät… | |
| Nach dem Massaker auf Utøya galt der Mörder Breivik schnell als „einsamer | |
| Wolf“. Mit seinen politischen Motiven befasste man sich viel zu wenig. | |
| Historie des Amok in den USA: Ein Symbol der Finsternis | |
| 50 Jahre ist die erste medial verbreitete Massenschießerei am Campus in | |
| Texas her, da tritt ein Gesetz in Kraft, das Waffen an Unis legalisiert. | |
| Geflüchtete nach den Attacken: „Wir lassen unser Leben nicht klauen“ | |
| Die Angriffe in Würzburg, Ansbach und Reutlingen verändern das Leben von | |
| Flüchtlingen mehr als das der Deutschen. Drei von ihnen erzählen. | |
| Waffenbilder auf Instagram-Account: Tatrelevante Fotos | |
| Ein User dokumentiert auf der Newsseite „reddit“ einen Fund, der in | |
| Verbindung mit der Gewalttat von München steht. Was danach geschah. | |
| Anschlag in Ansbach: Die Tage nach dem Knall | |
| Es war das erste islamistische Selbstmordattentat in Deutschland. Nun sucht | |
| man in Ansbach Antworten – dabei gibt es nur Fragen. | |
| Mediale Darstellung des Terrorismus: Bilderverbote machen nur heiß | |
| „Le Monde“ und „Zeit“ verzichten darauf, Bilder von terroristischen Tat… | |
| zu zeigen oder setzen sie hinter zarte Nebelschleier. Wem dient diese | |
| Geste? | |
| Kommentar Ermittlungen in München: Das Problem, nach rechts zu schauen | |
| Die Ermittler zur Münchener Mordtat legten sich früh auf eine Amoktat fest | |
| – zu früh. Die Möglichkeit rechtsradikalen Terrors wurde ausgeblendet. | |
| Gewaltforscher über Terror: „Mit Anschlägen umgehen lernen“ | |
| Nach den Anschlägen ist die Gesellschaft verunsichert, sagt Gewaltforscher | |
| Andreas Zick. Wir müssen solche Situationen daher einüben. | |
| Kolumne Knapp überm Boulevard: Die Anrufung des IS | |
| Der IS bietet die Möglichkeit, den Amoklauf zu einer „politischen Aktion“ | |
| zu machen. Damit schafft er es, aus Sinnlosigkeit Mehrwert zu schöpfen. |