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# taz.de -- Trumps Forderungen zu Clinton-Mails: Putins Mann fürs Weiße Haus
> Donald Trump fordert Russland auf, die noch fehlenden Mails von Hillary
> Clinton zu veröffentlichen. Was sagt das über sein Verhältnis zum Kreml?
Bild: Er schätzt, wie Putin Russland wieder stark gemacht hat: Donald Trump
Berlin taz | Vielleicht hat es Donald Trump wirklich als Scherz gemeint.
Während die Demokraten am Mittwoch, dem dritten Tag ihres Parteikonvents in
Philadelphia, weitere Starpower aufbrachten, um die Qualitäten ihrer
Kandidatin Hillary Clinton ins Bewusstsein zu bringen und die gespaltene
Partei zu einen, gab ihr Gegner Trump in Florida eine Pressekonferenz. Ein
Thema: die gehackten und von Wikileaks veröffentlichten E-Mails des
Democratic National Comittee und die Frage, ob Russland hinter deren
Veröffentlichung steht. Das hatten zuvor zahlreiche Medien unter Berufung
auf Experten und Geheimdienstkreise berichtet. Trumps Antwort schockierte
alle. „Russland, wenn du mir zuhörst: Ich hoffe, du findest die 30.000
E-Mails, die noch fehlen. Ich glaube, unsere Presse wird das sehr
schätzen.“
Trump bezieht sich dabei auf 30.000 E-Mails des privaten Servers, den
Hillary Clinton während ihrer Zeit als US-Außenministerin benutzt hatte.
Diese E-Mails hatte sie nicht dem FBI übergeben, weil sich darin laut
eigener Aussage keine dienstlichen Inhalte befanden.
Dass ein US-Präsidentschaftskandidat eine ausländische Macht auffordert,
durch illegale Aktivitäten in die US-Wahl einzugreifen, ist nun tatsächlich
neu. Trump hat es damit in die Schlagzeilen geschafft, was einem Kandidaten
während des Parteitags der gegnerischen Partei normalerweise kaum gelingt.
Doch die Reaktionen auf seine Äußerung fielen verheerend aus. Quer durch
das politische Spektrum verurteilten Kommentatoren Trumps Äußerungen als
„Aufruf zum Verrat“, als neuen Tiefpunkt politischer Kultur.
Trump hat es zwar in die Nachrichten geschafft, aber er hat gleichzeitig
auch den Demokraten in die Hände gespielt. Die waren am Wochenende nur
allzu froh, mit der mutmaßlichen Spur nach Russland vom Inhalt der
inkriminierten E-Mails ein wenig ablenken zu können: dem unfairen Spiel des
zur Neutralität verpflichteten Demokratischen Parteivorstands zugunsten
Hillary Clintons und gegen ihren Rivalen Bernie Sanders.
## Trumps Positionen passen ins Schema
Und so bestimmten am Mittwochabend nicht nur die Berichte über die
kämpferischen Reden Barack Obamas und Joe Bidens die Medien, sondern auch
die Fragen nach dem Verhältnis des Kandidaten Donald Trump zu Russlands
Präsident Wladimir Putin.
Immerhin hat Putin eine lange Geschichte der Unterstützung
rechtspopulistischer Parteien in ganz Europa, und keine Pegida-Demo in
Deutschland kommt ohne russische Fahnen aus. Die Spaltung der EU und der
Nato sind unmittelbares russisches Interesse. Trumps – wenig kohärente –
außenpolitische Positionen passen da wunderbar ins Schema. Insbesondere die
Ansage, den baltischen Staaten im Fall einer russischen Intervention nicht
beizustehen, sollten sie ihre Nato-Beiträge nicht bezahlt haben, würde die
US-Politik der Zeit nach dem Kalten Krieg auf den Kopf stellen.
Trump bejubelt den Brexit und liegt in seiner Antiflüchtlings- und
Antiislam-Rhetorik mit Putins politischen Freunden in Ost- und Westeuropa
exakt auf einer Linie. Auch dass Trump in der gleichen Pressekonferenz
versicherte, er würde sich überlegen, die Krim als russisches Territorium
anzuerkennen und die Wirtschaftssanktionen aufzuheben, dürfte in Moskau gut
ankommen.
## Die ominöse Steuererklärung
Schon früher hatte Trump mehrfach betont, er schätze die Art, wie Putin
Russland wieder starkgemacht habe – er sei jedenfalls ein deutlich besserer
Führer als Barack Obama.
Wie genau ist also das Verhältnis von Trump zu Putin zu verstehen? In der
Presse mehren sich Spekulationen, Trump weigere sich deshalb seit Monaten,
seine Steuererklärungen zu veröffentlichen – wie es für
Präsidentschaftskandidaten üblich ist – weil daraus Geschäftsbeziehungen
zum russischen Staat hervorgehen könnten. Nein, er habe „null Investitionen
in Russland“, sagte Trump am Mittwoch. Aber vielleicht, spekulierten
Kommentatoren, habe Russland in Trump investiert?
Noch befindet sich die US-Debatte über Trump und Putin im Stadium heftigen
Geschnatters, beeinflusst durch beiderseitiges Spinning im Wahlkampf. Für
Trump-Anhänger klingen die Anschuldigungen wie bloße Verschwörungstheorien,
gesteuert von Demokraten, die von ihren eigenen Skandalen ablenken wollen.
Für demokratische Wähler hingegen stärkt das Thema die Furcht vor einem
Präsidenten Trump. Der US-Wahlkampf 2016 wird immer unberechenbarer.
28 Jul 2016
## AUTOREN
Bernd Pickert
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