Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Anhörung zum Angriff auf US-Konsulat: Hillary Clinton ist nicht zu…
> Die Republikaner wollen Clinton ein persönliches Versagen nachweisen.
> Doch sie geht als Gewinnerin aus der Bengasi-Anhörung hervor.
Bild: Elf Stunden Anhörung konnten ihrer guten Laune wenig anhaben: Hillary Cl…
New York taz | Ginge es um Durchhaltevermögen, hätte Hillary Clinton am
Donnerstagabend nach der Bengasi-Anhörung eine Medaille verdient. Elf
Stunden lang beantwortete sie die immer gleichen Fragen der Republikaner.
Dabei blieb sie ruhig und höflich, lächelte manchmal und feixte selten
auch. Erst kurz vor Schluss bekam sie einen Hustenanfall.
Im Zentrum der 32. Anhörung, die über weite Strecken wie ein Verhör klang,
standen nicht etwa potenzielle Lehren aus dem Angriff auf die Außenstelle
der US-Botschaft vom 11. September 2012, bei dem vier US-Amerikaner,
darunter Botschafter Christopher Stevens, ums Leben kamen. Vielmehr
konzentrierten sich die Fragen auf die E-Mails der Ex-Außenministerin sowie
auf die Suche nach ihrem Versagen im Vorfeld oder während des Angriffs.
Auch die widersprüchlichen Darstellungen des Geschehens aus Washington in
den ersten Stunden danach waren Thema.
„Wir haben nichts Neues gelernt“, stellte das demokratische Mitglied des
Komitees, Adam Schiff, nach acht Stunden Gezerre in der Anhörung fest: „Wir
haben alles bereits diskutiert.“ Nach neun Stunden erinnerte das
demokratische Komiteemitglied Elijah Cummings dann daran, dass bereits fünf
Millionen Dollar Steuergelder in die Anhörungen über Bengasi geflossen sind
und dass selbst zu den Terroranschlägen vom 11. September 2001 nur 22
Anhörungen stattgefunden haben.
Nach zehn Stunden beglückwünschte der Republikaner Ted Cruz seine
demokratische Rivalin im Run auf das Weiße Haus per Tweet. Sie habe,
schrieb er anerkennend, bereits länger durchgehalten, als seine sämtlichen
Filibuster-Reden zusammengerechnet andauerten. Doch der Vorsitzende des
Komitees, Trey Gowdy, dessen eigenes Gesicht bereits seit Stunden
unvorteilhaft glänzte, ließ nicht locker. Erst um 9 Uhr abends beendete er
die um 10 Uhr morgens begonnene Sitzung.
## Republikaner wollen Clintons Glaubwürdigkeit aushölen
Selbst republikanische Kongressabgeordnete, wie Kevin McCarthy, haben
durchblicken lassen, dass die Hauptfunktion des Bengasi-Komitees die
Aushölung der Glaubwürdigkeit von Clinton ist. Bei der Anhörung ist das die
Hauptstoßrichtung der Fragen von Gowdy und anderen Republikanern. Wie schon
in den zurückliegenden 17 Monaten Komitee-Arbeit wollen sie der ehemaligen
Außenministerin ein persönliches Versagen in dem Angriff von Bengasi
nachweisen.
Weil sie die Außenstelle der Botschaft nicht genügend abgesichert ha. Weil
das Außenministerium mit einer libyschen Sicherheitsgruppe
zusammengearbeitet hat, die bei dem Angriff kläglich versagte. Weil sie
E-Mails, die der Botschafter lange vor dem Angriff schickte, nicht
persönlich bearbeitet hat und weil sie sich Rat bei einem ehemaligen
Mitarbeiter holte, als der bereits als Privatunternehmer – unter anderem in
Libyen – tätig war. Bei dem republikanischen Komiteemitglied Peter Roskam
verdichtet sich all das zu einer Verschwörungstheorie. Demnach wollte
Clinton vor dem Angriff vom 11. September 2012 nicht zugeben, wie prekär
die Sicherheitslage in Libyen war, weil das ihre „Clinton Doktrin“
ausgehölt hätte.
Die wenigen Fragen nach praktischen Lehren aus dem Angriff kamen von
Demokraten – also von Abgeordneten, die kein Interesse am Zustandekommen
dieses Komitees hatten. So erkundigte sich die Abgeordnete Tammy Duckworth
nach diplomatischen und sicherheitstechnischen Konsequenzen, die seither
gezogen worden sind.
Hillary Clinton, verstärkt durch eine Reihe von Mitarbeitern, die während
der Ausschusssitzung hinter ihr saßen und ihr Emails, Zeitungsartikel und
Memoranden reichten, blieb gefasst. Höflich überging sie die Aufforderung
zahlreicher Republikaner: „Antworten Sie mit Ja oder Nein“. Und sie
bestritt, dass sie als Außenministerin für die Reaktion von
Sicherheitsleuten am Tag des Angriffs verantwortlich gewesen sei. Auch für
die Sicherung der US-Diplomaten im Vorfeld sei nicht sie persönlich,
sondern das Verteidigungsministerium und Sicherheitsexperten im
Außenministerium zuständig gewesen.
Allerdings übernahm sie die Verantwortung für das, was 2012 diplomatisch
und politisch zwischen den USA und Libyen lief – inklusive der Entsendung
von Botschafter Christopher Stevens. Das, was ihm am 11. September 2012 in
Bengasi geschah, nennt sie eine „Tragödie“. Für die Republikaner hingegen
ist es ein Versagen.
Am Ende des elfstündigen Anhörungs-Marathons, der per Livestream in die
Welt hinausging, hat Clinton zwar ein paar mehr Falten als am Vormittag.
Aber sie verlässt den Raum wie eine Gewinnerin. Sie hat sich einen ganzen
Tag lang präsidentiabel zeigen können – länger als bei jeder TV-Debatte.
Als Reporter sie fragen, woher sie die Ausdauer nimmt, antwortet sie: „Yoga
hilft immer.”
23 Oct 2015
## AUTOREN
Dorothea Hahn
## TAGS
Hillary Clinton
Bengasi
Anhörung
Republikaner
US-Außenpolitik
Donald Trump
USA
Hillary Clinton
USA
Libyen
Libyen
Barack Obama
## ARTIKEL ZUM THEMA
Trumps Forderungen zu Clinton-Mails: Putins Mann fürs Weiße Haus
Donald Trump fordert Russland auf, die noch fehlenden Mails von Hillary
Clinton zu veröffentlichen. Was sagt das über sein Verhältnis zum Kreml?
Bericht über Angriff im libyschen Bengasi: Republikaner kritisieren Hillary Cl…
Das US-Militär soll 2012 auf die tödlichen Anschläge zu langsam reagiert
haben. Die Schuld dafür geben die Republikaner Clinton. Die Demokraten
halten dagegen.
Hillary Clintons E-Mail-Affäre: Auch „Hochgeheimes“ verschickt
22 der Dienstmails, die Clinton als Außenministerin über private Server
verschickte, enthielten geheime Infos. Diese Einstufung erfolgte allerdings
nachträglich.
„Off-Year elections“ in den USA: Erfolge auf der rechten Seite
Der Swing-State Kentucky fällt an die Tea Party, in Houston scheitert ein
Anti-Diskriminierungserlass. Bessere Nachrichten gibt es aus Salt Lake
City.
Kongressausschuss lädt Clinton vor: Zweimal Fragen über Fragen
Hillary Clinton soll wieder vor dem U-Ausschuss aussagen. Der Favoritin für
die US-Präsidentschaft wird wegen der Bengasi- und der Mail-Affäre
zugesetzt.
Anschlag auf US-Konsulat in Bengasi: Verdächtiger gefasst
Bei einem extremistischen Anschlag in der libyschen Stadt Bengasi im Jahr
2012 war der dortige US-Botschafter Stevens getötet worden. Jetzt ist ein
Verdächtiger gefasst.
Druck auf US-Regierung: Obama geht in die Offensive
Drei Einzelaffären ergeben eine Regierungskrise? Der US-Präsident will sich
die nicht andichten lassen und hat gekontert: Als erstes entließ er den
Finanzbehördenchef.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.