# taz.de -- Parteikonvent der US-Demokraten: Obama übergibt den Staffelstab | |
> US-Präsident Obama hat ein flammendes Plädoyer für Hillary Clinton | |
> gehalten. Auch frühere Kritiker lobten die Kandidatin – und teilten gegen | |
> Trump aus. | |
Bild: Das aktuelle und das zukünftige US-Staatsoberhaupt? Barack Obama und Hil… | |
Philadelphia ap/dpa | Draußen herrschten tropische Temperaturen. Drinnen | |
kochte die Halle. Die USA-Demokraten haben am dritten Tag ihres viertägigen | |
Parteikonventes im heißen Sommer von Philadelphia zum Generalangriff auf | |
den Republikaner-Kandidaten Donald Trump geblasen. Barack Obama setzte sich | |
unter dem tosenden Jubel der 4.700 Delegierten an die Spitze der Bewegung. | |
Trump habe kaum Lösungen anzubieten. „Er bietet nur Slogans an. Und | |
Angst.“, sagte der im Januar nach zwei Amtszeiten scheidende US-Präsident. | |
Er habe schon zahlreiche erfolgreiche Geschäftsleute wie Trump | |
kennengelernt, sagte er. Doch hätten die anderen Unternehmer nicht eine | |
Spur von Gerichtsklagen und unbezahlten Arbeitern zurückgelassen sowie | |
„Leuten, die sich betrogen fühlten“. Zudem warf Obama ihm vor, keine | |
Wertschätzung für Arbeiter zu haben. Anschließend nahm er Hillary Clinton | |
in den Arm, die er eindringlich für seine Nachfolge empfahl. | |
Die erste Kandidatin einer großen US-Partei pries der Amtsinhaber als | |
charakterlich und fachlich geeignet für das mächtigste Amt der Welt. | |
Zugleich attackierte Obama ihren Rivalen Donald Trump und warnte vor einer | |
„zutiefst pessimistischen Vision“, die der Republikaner von Amerika habe. | |
„Amerika ist schon großartig. Amerika ist schon stark“, erklärte er mit | |
Blick auf Trumps Wahlkampfmotto „Make America great again!“. Dann sagte | |
Obama: „Und ich verspreche euch, dass unsere Stärke, unsere Größe, nicht | |
von Donald Trump abhängt.“ | |
## Viel Parteiprominenz | |
Die Amerikaner rief der Präsident zudem auf, wieder das Gefühl der Hoffnung | |
während seiner Kampagne vor acht Jahren aufleben zu lassen. Die Nation sei | |
zwar durch Krieg und Rezession geprüft worden, doch sehe er optimistischer | |
in die Zukunft Amerikas als jemals zuvor, sagte er. | |
Clinton sei mehr als gerüstet, sein Werk weiterzuführen. Sie sei sogar | |
qualifizierter für das höchste Staatsamt als er selbst und ihr Ehemann, | |
Ex-Präsident Bill Clinton. „Nichts bereitet einen wirklich auf die | |
Anforderungen des Oval Office vor.“ Doch sei Clinton in diesem Zimmer und | |
bei den Entscheidungen dabei gewesen, die ein Präsident fälle, sagte Obama | |
weiter. Er lege für Clinton die Hand ins Feuer, weil sie Menschen zuhöre, | |
ruhig bleibe und jeden mit Respekt behandele. „Das ist die Hillary, die ich | |
bewundere.“ Sie sei eine Anführerin, die nie aufgebe – ganz egal wie die | |
Lage stehe oder wie viel Widerstand ihr entgegenschlage. | |
Die Demokraten boten in den vergangenen Tagen alles auf, was Rang und Namen | |
hat. Michael Bloomberg, der Ex-Republikaner und frühere Bürgermeister von | |
New York, heizte schon vor Obama die Stimmung im Parteitagssaal an, als er | |
Trump als einen „gefährlichen Demagogen“ bezeichnete. „Ich bin ein New | |
Yorker und wir New Yorker erkennen einen Betrüger, wenn wir ihn sehen.“ | |
Mit Blick auf Hillary Clinton sagte er: „Es gibt Zeiten, da stimme ich mit | |
ihr nicht überein, aber wir müssen alle Meinungsverschiedenheiten beiseite | |
legen, zum Wohle unseres Landes.“ | |
Vizepräsident Joe Biden warf Trump vor, „keinen Plan“ zu haben. „Als | |
Amerikaner können wir das schlicht nicht zulassen. Punkt.“ Sein möglicher | |
Nachfolger im Amt, Vizepräsidentschaftskandidat Tim Kaine, äffte Trumps | |
auffällige Sprachgewohnheiten nach und frage: „Glaubt ihm eigentlich | |
irgendjemand?“ Und der frühere CIA-Chef Leon Panetta stellte Trumps | |
Fähigkeit in Militärfragen infrage: „Er darf nicht Oberkommandeur der | |
Streitkräfte werden.“ | |
Ein bisschen schien es so, als wollten die Demokraten Trump mit den Waffen | |
seiner eigenen Partei schlagen. Ronald Reagan wurde bemüht, Barbara Bush | |
und John Kasich. Präsident Barack Obama, eher als nüchterner | |
Intellektueller mit scharfem Verstand bekannt, bemühte patriotische Bilder. | |
„Den Amerikanische Traum hält keine Mauer zurück“, sagte er mit Blick auf | |
Trumps Baupläne an der Grenze zu Mexiko. | |
## Clintons Überraschungsauftritt | |
Obamas Rede, deren Vorbereitung Wochen dauerte und für die sechs Entwürfe | |
gefertigt wurden, war auch eine Art Stabübergabe. Der Präsident nutzte den | |
Auftritt auf dem Parteitag für eine kleine persönliche Bilanz. In | |
siebeneinhalb Jahren sei Amerika stärker geworden, habe sich aus der | |
Finanzkrise gewühlt, Millionen Arbeitsplätze geschaffen. „Aber es gibt noch | |
eine Menge Arbeit zu tun“, sagte er. Die Justiz müsse gerechter gemacht | |
werden, der Klimawandel ernsthaft bekämpft werden. | |
All das sei bei Hillary Clinton in den besten Händen. „Sie wird den Job zu | |
Ende bringen“, sagte er. Und da war sie auch schon. Überraschend sprang | |
Clinton im blauen Hosenanzug auf die Bühne von Philadelphia. Kurze | |
Umarmung, tosender Beifall. Und Schluss. | |
Wenn das Spektakel von Philadelphia zu Ende ist, muss Clinton wieder ohne | |
die Choreographie eines glitzernden Parteitags zurechtkommen. Klinken | |
putzen in den Rustbelt-Staaten, im Rostgürtel des Mittleren Westens, wo der | |
Niedergang von Metallindustrie und Autobau Zehntausenden den Job gekostet | |
hat. | |
Den Arbeitslosen in ihren heruntergekommen Mobilheimen kommt Donald Trump | |
gar nicht so lächerlich vor, wie er auf der demokratischen Parteitagsbühne | |
gemacht wird. Sie wählen ihn. Viele nicht etwa, weil sie von seinem | |
lautsprecherhaften Getöse überzeugt wären. Vielmehr weil sie einfach das | |
alte, das bekannte, das aus ihrer Sicht gescheiterte Politsystem von | |
Washington nicht mehr wollen. Etwas anderes, etwas Neues soll her. Clinton | |
wird Überzeugungsarbeit liefern müssen. | |
28 Jul 2016 | |
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