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# taz.de -- Kolumne Nullen und Einsen: 51 Folgen, keine Frauen
> Die neue Staffel der Kultserie „Europameisterschaft“ läuft nicht bei
> Netflix, sondern auf ARD und ZDF. Für Binge-Watcher haben die kein
> Verständnis.
Bild: Sie waren schon in der 12. Staffel mit dabei. Müssen sie dieses Mal ster…
Es ist ein Trauerspiel! Da hat Netflix uns gerade dazu erzogen, dass Serien
nicht mehr zerstückelt im Wochenrhythmus, sondern in einem Rutsch
veröffentlicht werden. Und dann bringen ARD und ZDF die neue Staffel von
„Europameisterschaft“ über 30 Tage verteilt heraus.
Mal wieder haben die Öffentlich-Rechtlichen das Internetzeitalter nicht
verstanden, und dabei sind sie so stolz auf ihr Online-Getöse rund um
„Europameisterschaft“. Stolz darauf, dass man den Anstoß von
Deutschland-Polen (S15E18) [1][im Multicam-Modus] aus acht
Kameraperspektiven anschauen kann, auf ihren [2][interaktiven
Episodenguide] und natürlich auf die Top-5 der Hauptdarsteller [3][in
Emojis].
Sie [4][live-bloggen], [5][twittern], [6][aggregieren], youtuben und das
alles in alter Tradition [7][doppelt] – denn wer hat, der kann. Aber die EM
gemütlich an einem langen verregneten Sommerwochenende wegbingen? Das
können wir vergessen.
Klar, man könnte man sich das natürlich alles auf dem Festplattenrekorder
aufzeichnen und im Juli schauen. Aber wie will man verhindern, dass man den
Ausgang bis dahin noch nicht kennt? Die wichtigsten Ereignisse von
„Europameisterschaft“ sind ja täglich der Aufmacher auf allen Newsseiten,
die ihr neues [8][Powerjournalismus-Format „TV-Serien kreativ
nacherzählen“] damit auf die Spitze getrieben haben. An Spoiler-Alerts als
Serviceleistung hat hingegen niemand gedacht. Man muss also live gucken,
was ist das nur für 1 Quatsch im Sommer 2016!
Und was macht man in der Zeit zwischen den Folgen? Man schaut sich
Hintergründe im Internet an. Allein rund 300 Charaktere wurden in den
ersten 12 Episoden eingeführt und im Netz stehen für fast alle
[9][umfangreiche Backstorys] bereit, inklusiver eigener
Social-Media-Accounts. Hier haben sich die Macher von „Europameisterschaft“
einiges einfallen lassen.
Inhaltlich ändern sie auch in der inzwischen 15. Staffel nichts am
erfolgreichen Originalkonzept. Die Folgen – diesmal sind es
rekordverdächtige 51 Stück! – dauern in der Regel 90 Minuten und das
Prinzip des Cliffhangers haben die Drehbuchschreiber noch immer nicht
richtig verstanden. Sie haben es halt nicht nötig. Komplett inakzeptabel
ist aber ihr antiquiertes Geschlechterbild: Alle tragenden Rollen wurden
mit Männern besetzt. [10][Im Bechdel-Test] fällt „Europameisterschaft“
krachend durch, es ist eine Schande. Immerhin können ARD und ZDF dafür
nichts, sie übernehmen das Material ja nur von den französischen Producern.
Verantwortlich sind sie hingegen für die deutsche Synchronisation und die
ist wie so oft ein Griff ins Klo: schräge Übersetzungen, schwache
Wortspiele und pro Folge war nur Geld für einen Synchronsprecher da, bei
über 20 Rollen. So hört es sich immer an wie ein langer Monolog.
Avantgardistisch, klar, aber im völlig falschen Moment. Es ist, wie gesagt,
ein Trauerspiel.
22 Jun 2016
## LINKS
[1] http://multicam.sportschau.de/match/2017889/highlight/f938b51f-de29-4418-86…
[2] http://www.europlaner.sportschau.de/
[3] http://www.sportschau.de/uefaeuro2016/uefaeuro2016-emoticons-emojis-raetsel…
[4] http://em.zdf.de/em-live/
[5] http://www.sportschau.de/socialmedia/unser-reporter-vor-ort-102.html
[6] http://www.sportschau.de/uefaeuro2016/deutschesteam/scribble-deutsche-natio…
[7] http://em.zdf.de/myview
[8] http://www.sueddeutsche.de/medien/game-of-thrones-recap-aktuelle-episode-vo…
[9] https://twitter.com/mesutozil1088?lang=de
[10] /Alter-und-Gender-im-Film/!5297731
## AUTOREN
Michael Brake
## TAGS
Nullen und Einsen
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