Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- AfD-Politiker in Talkshows: Das ist Spitze!
> Die AfD sitze zu häufig in Talkshows, heißt es oft. Nur, wie häufig
> eigentlich? Das hängt vom Thema ab. Wir haben mal nachgezählt.
Bild: Frauke Petry in einer Talkshow. (Übersetzung für AfD-Wähler: Frauke Pe…
Mittlerweile sind sie alle eingespielt: Die Talker, die Kritiker, die
Verteidiger. Jedes Mal, wenn Anne Will, die quotenstärkste
Talkshowmoderatorin, am Sonntagabend einen oder eine AfD-VertreterIn
einlädt, beginnt der routinierte Kanon. Zuletzt konnte man ihm Anfang
dieser Woche lauschen, nachdem [1][Will unter anderem mit Alexander Gauland
darüber diskutiert hatte], wie rassistisch Deutschland sei.
[2][Die einen sagen dann]: Die AfD findet zu viel Beachtung,
Rechtspopulisten wie sie sollten keine Redezeit im öffentlich-rechtlichen
Fernsehen bekommen. Die anderen sagen: Es ist wichtig, die AfD
ernstzunehmen, immerhin sitzt sie in neun Landesparlamenten und ab dem Jahr
2017 womöglich auch im Bundestag.
Nur: Wie oft ist sie tatsächlich in politischen Talkshows der
Öffentlich-Rechtlichen präsent?
Zählt man alle Ausgaben der ARD-Formate („Hart aber fair“, „Maischberger…
„Günther Jauch“ bis Ende 2015 und „Anne Will“) von Januar 2015 bis heu…
zusammen, dann gab es 23 Sendungen, in denen eine Vertreterin oder ein
Vertreter der AfD gesessen hat. Nimmt man „maybrit illner“ (ZDF) dazu, sind
es 31 – von rund 350 Sendungen, die in dieser Zeit insgesamt gelaufen sind.
## Immer wieder Frauke Petry
Man könnte nun sagen: In rund jeder zehnten Sendung bekommen AfDler
Redezeit. Das ist immer noch weniger, als die anderen in Parlamenten
vertretenen Parteien erhalten. Doch das stimmt nur bedingt, denn
interessanter wird die Statistik, wenn man sie nach Sendungen, Themen und
Personen sortiert.
Die größte Präsenz hatten AfDler in den vergangenen eineinhalb Jahren bei
„Maischberger“. Neunmal waren sie dort präsent – achtmal bei Illner,
sechsmal bei Anne Will, fünfmal bei „Hart aber fair“, dreimal bei Jauch.
Die prominenteste AfD-Talkerin ist Parteichefin Frauke Petry: Neunmal saß
sie seit Januar 2015 in den Politshows, gefolgt von Alexander Gauland (7),
Beatrix von Storch und dem Stuttgarter Fraktionschef Jörg Meuthen (3),
Parteigründer und Exmitglied Bernd Lucke und dem Thüringer Fraktionschef
Björn Höcke (2). Hans-Olaf Henkel saß in seiner ehemaligen Funktion als
AfD-Vorstandsmitglied ebenfalls zweimal in ARD-Talkshows, später einmal für
seine neue Partei Alfa.
## Flüchtlinge, Terror, Köln
In der ersten Jahreshälfte 2015 hatte die AfD nur spärliche Auftritte in
den Sendungen. Das mag zum einen daran liegen, dass sie damals erst wenige
Wahlen bestritten hatte und politisch noch nicht so relevant war.
Zum anderen sind es auch die Themen, die damals diskutiert wurden:
Griechenland, Finanzkrise, die Zukunft Europas. Eigentlich sind das genau
die Politikfelder, für die Bernd Lucke die Partei ursprünglich gegründet
hatte. Nur wollte darüber anscheinend kaum ein Moderator mit ihm reden.
Dafür nimmt die Präsenz der Petrys, Gaulands und Meuthens im
Spätsommer/Herbst 2015 schlagartig zu. Kein Wunder: Die Zahl der
Einwanderer steigt, Merkel sagt „Wir schaffen das“, im November zieht der
Terror durch Paris, zu Silvester werden Hunderte Frauen in Köln begrabscht
und bestohlen: Heimspiel für die AfD.
## Sarrazin und Köppel
Wöchentlich diskutierten die ARD- und ZDF-TalkerInnen nun
Flüchtlingsfragen. Monatlich und Anfang 2016 sogar fast wöchentlich saß
dazu auch ein oder eine AfD-VertreterIn mit in den Runden.
Dazu kommen weitere Rechtspopulisten, die nicht der AfD angehören, wie
Thilo Sarrazin oder der Schweizer Politiker und Journalist Roger Köppel.
Ist das nun viel oder wenig? In den vergangenen zwei Jahren war Wolfgang
Bosbach (CDU) [3][Talkshowspitzenreiter]. Elfmal saß er 2015 in einer
Sendung, achtmal im Jahr davor. Petry und Gauland bewegen sich also, auch
wenn die oben beschriebenen Werte für eineinhalb Jahre gelten, in Richtung
Gästelistenspitze. Nicht schlecht für Talkneulinge.
8 Jun 2016
## LINKS
[1] http://daserste.ndr.de/annewill/Guter-Nachbar-schlechter-Nachbar-Wie-rassis…
[2] /Kolumne-Dumme-weisse-Maenner/!5310135
[3] http://meedia.de/2015/12/17/die-meisteingeladenen-talkshow-gaeste-2015-wolf…
## AUTOREN
Anne Fromm
## TAGS
Schwerpunkt AfD
Schwerpunkt Flucht
Anne Will
Frauenquote
Wolfgang Bosbach
Lesestück Recherche und Reportage
Schwerpunkt AfD
Schwerpunkt AfD in Berlin
Schwerpunkt AfD
Jörg Meuthen
So nicht
Schwerpunkt TTIP
Schwerpunkt Landtagswahlen
## ARTIKEL ZUM THEMA
Debatte Frauenquote in Polit-Talkshows: Männer erklären (wieder) die Welt
Auch 2017 sitzen deutlich mehr Männer in ZDF- und ARD-Talkshows statt
Frauen. Zur Macht gehört auch, den öffentlichen Diskurs mitzuprägen.
Rückzug von Wolfgang Bosbach: Der Ströbele der CDU
In Talkshows hörte sich Bosbach gerne reden. In der CDU hatte er nie
wirklich was zu sagen. Dass er nicht mehr kandidiert, ist trotzdem ein
Verlust.
Streit um Moscheebau: Unheimliche Allianzen
Der Bau einer Moschee in Erfurt ist für die Alternative für Deutschland ein
gefundenes Fressen. Sie mobilisiert dagegen und trifft dabei auf alte
Bekannte.
Ständiger Gast im Talkshowzirkus: Lasst sie reden
Steffen Bothe saß in den vergangenen 20 Jahren bei 800 Talkshows im
Publikum. Ein seltsames Hobby? Oder die politischste Form des Amüsements?
AfD-Landesparteitag in NRW: Rechte Nachrichtensperre
Beim Landesparteitag der AfD in NRW sollen Journalisten draußen bleiben, um
einfache Mitglieder zu „schützen“. Die Medien protestieren.
Netzwerk der AfD-Vize-Chefin: Von Storchs Datenimperium
Eine Netzaktivistin durchwühlte das Darknet der von Storchs. Jetzt
ermittelt Berlins Datenschutzbeauftragte. Es geht um rechte Propaganda.
Medienwissenschaftler über Talkshows: „Planwirtschaftliches Fernsehen“
Der Medienwissenschaftler Lutz Hachmeister über die Gegenwart der deutschen
Talkshow und warum das Format gefährlich ist.
Umgang mit Rechtspopulisten: SPD will AfDler beobachten lassen
SPD-Fraktionschef Oppermann will „AfD-Demagogen“ vom Verfassungsschutz
beobachten lassen. Parteichef Gabriel vergleicht AfD-Politiker mit
Altnazis.
Streit in der AfD Baden-Württemberg: Machtfrage für Meuthen
Am Anfang standen antisemitische Äußerungen. Der Umgang mit dem
AfD-Kollegen Wolfgang Gedeon bringt Fraktionschef Meuthen in Bedrängnis.
Kolumne So nicht: Wenn gar nichts sagen blöd aussieht
Wer Beifall im ganzen Hause haben will, verurteilt „in aller Schärfe“. Aber
wie scharf genau? So Döner-mit-scharf-scharf?
Kolumne „So nicht“: Einmal Genmais mit Chlorhuhn, bitte!
Anne Will ließ ihre Sendung ausfallen und verhandelt ihre TTIP-Sendung
lieber im Hinterzimmer. Wir haben die geheimen Dokumente dazu.
Die kleine Schwester des Charisma: So gewinnt man Wahlen
Eine Haltung zu haben, ist prima. Sie sieht gut aus, bekennt sich zur
Schwere der Zeiten und erspart lästiges Argumentieren.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.