| # taz.de -- Umstrittenes Sparpaket in Griechenland: Athen billigt Sparmaßnahmen | |
| > Weitere Hilfsgelder können kommen: Das Parlament stimmt trotz Protesten | |
| > den Forderungen der Gläubiger zu. Eine Syriza-Abgeordnete tritt zurück. | |
| Bild: Umstrittenes Sparpaket: Ein Demonstrant zündet einen Hunderteuroschein a… | |
| Athen afp | Mit einer Schuldenbremse und einer Reihe zusätzlicher | |
| Sparmaßnahmen hat das griechische Parlament den Weg frei gemacht für die | |
| Auszahlung einer weiteren Hilfskredittranche durch seine internationalen | |
| Gläubiger. Das Parlament billigte am Sonntagabend ein Gesetzespaket mit | |
| Einsparungen im Umfang von 1,8 Milliarden Euro. Die Entscheidung fiel | |
| rechtzeitig vor dem nächsten Eurogruppen-Treffen am Dienstag, sie wurde von | |
| Massenprotesten in Athen begleitet. | |
| Nach einer zweitägigen Parlamentsdebatte stimmten alle 153 Abgeordneten der | |
| Regierungskoalition aus linker Syriza und den rechtspopulistischen | |
| Unabhängigen Griechen (Anel) für das mehr als 7.000 Seiten umfassende | |
| Gesetzespaket. Unter ihnen war auch die Syriza-Abgeordnete Vassiliki | |
| Katrivanou, die gegen einzelne Punkte des Pakets votiert hatte. | |
| Nach der Abstimmung über das Gesamtpaket trat Katrivanou zurück. Syriza | |
| setze Maßnahmen um, „die gegen den Kern unserer Werte und unserer Politik | |
| verstoßen“, teilte sie im sozialen Netzwerk Facebook mit. Da sie keine | |
| andere Alternative sehe, lege sie ihr Mandat nieder. | |
| Vorab besonders umstritten war die „automatische Schuldenbremse“, die in | |
| Kraft tritt, wenn Griechenland mittelfristig die vorgegebenen Sparziele | |
| verfehlt. Sie soll bis zum Jahr 2018 in Kraft gesetzt werden, wenn im | |
| Frühjahr Haushaltsdefizite festgestellt werden und das griechische | |
| Finanzministerium darauf nicht mit weiteren Einschnitten reagiert. | |
| Sozialausgaben sollen allerdings ausgenommen werden. | |
| ## 5,4 Milliarden Euro | |
| Auch Maßnahmen für beschleunigte Privatisierungen und die Schaffung einer | |
| unabhängigen Behörde für öffentliche Einkünfte zur Bekämpfung von Betrug | |
| und Steuerflucht zählten zu dem Paket. Überdies wird die Mehrwertsteuer bei | |
| einigen Gütern um einen Punkt auf 24 Prozent angehoben, 2018 wird eine | |
| Residenzsteuer in der Hotelbranche eingeführt. | |
| Die Maßnahmen sind Voraussetzung dafür, dass Griechenland eine neue | |
| dringend benötigte Tranche aus dem Hilfspaket mit einem Gesamtumfang von 86 | |
| Milliarden Euro erhält, auf das sich Athen, die EU, die Europäische | |
| Zentralbank (EZB) und der Internationale Währungsfonds (IWF) im Juli 2015 | |
| geeinigt hatten. | |
| Die Regierung des linksgerichteten Ministerpräsidenten Alexis Tsipras | |
| rechnet nun damit, dass die Eurogruppe am Dienstag grünes Licht für die | |
| Auszahlung einer nächsten Hilfskredittranche von rund 5,4 Milliarden Euro | |
| gibt. | |
| Tsipras erhofft sich darüber hinaus eine allgemeine Verbesserung der Lage. | |
| Angesichts von Signalen der Eurogruppe und des IWF sagte der | |
| Regierungschef, dies sei „das erste Mal, dass die Opfer eine Chance haben, | |
| sich auszuzahlen“. | |
| ## Lob versus Protest | |
| Am 9. Mai hatten die Euro-Finanzminister bei einem Sondertreffen in Brüssel | |
| über Möglichkeiten einer Entschuldung Griechenlands beraten. Die | |
| Bundesregierung gilt als Hauptgegner eines Schuldenschnitts für | |
| Griechenland. Am Donnerstag forderte der IWF, dem Land eine lange Phase | |
| ohne Schuldenrückzahlungen zu gewähren. „Es ist das erste Mal, dass die | |
| Schuldenfrage in den internationalen Institutionen mit der angemessenen | |
| Aufmerksamkeit diskutiert wird“, lobte Tsipras. | |
| Innenpolitisch schlug ihm allerdings Gegenwind entgegen. Vor dem Parlament | |
| demonstrierten am Sonntag nach Angaben der Polizei mehr als 10.000 Menschen | |
| gegen die Sparmaßnahmen. Der gesamte öffentliche Verkehr in Athen wurde am | |
| Wochenende aus Protest gegen die Sparpläne blockiert. | |
| Der Chef der konservativen Oppositionspartei Nea Dimokratia, Kyriakos | |
| Mitsotakis, warnte im Parlament: „Jeder wird von dem Sturm der neuen | |
| Maßnahmen betroffen sein.“ Griechische Zeitungen monierten, dass das Land | |
| im Gegenzug für die neuen Sparmaßnahmen keinerlei Garantien der | |
| internationalen Gläubiger erhalten habe. | |
| Im Juli muss Griechenland hohe Darlehen an die Europäische Zentralbank | |
| (EZB) und den Internationalen Währungsfonds (IWF) zurückzahlen. | |
| Anderenfalls droht erneut die Pleite. | |
| 23 May 2016 | |
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