| # taz.de -- Fernsehsender in Griechenland: Senden dürfen nur noch vier | |
| > Alexis Tsipras will die private Fernsehlandschaft neu ordnen. Seit | |
| > Dienstag werden TV-Lizenzen hinter verschlossener Tür versteigert. | |
| Bild: Alexis Tsipras – hier nicht hinter verschlossenen Türen | |
| Weiträumige Absperrungen, Spezialeinheiten der griechischen Polizei, | |
| Spürhunde: Unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen hat am Dienstag in | |
| Athen hinter verschlossenen Türen die von der Regierung Tsipras initiierte | |
| Auktion von TV-Lizenzen begonnen. Sie soll mindestens zwei Tage dauern. | |
| Im ewigen Euro-Sorgenland ist der Verkauf der Senderechte ein Politikum. Es | |
| sei eine „moralische Pflicht gegenüber dem griechischen Volk“, dafür zu | |
| sorgen, was im Rest Europas doch selbstverständlich sei, hob Athens | |
| Sonderminister Nikos Pappas kürzlich hervor. Was Pappas meint: Ordnung im | |
| hellenischen Privat-TV schaffen. | |
| Die privaten Fernsehsender hätten bisher ohne formal wasserdichte Lizenzen | |
| Informationsprogramme ausgestrahlt. Alle Vorgängerregierungen hätten | |
| „vorübergehende Betriebsgenehmigungen“ verlängert. Immer wieder: 15-mal in | |
| 27 Jahren. Und genau dies sei die Geburtsstunde einer sündhaften | |
| Dreiecksbeziehung zwischen omnipotenten Fernsehsendern, korrupten Bankern | |
| und der Politik gewesen. | |
| Der linke Premier Alexis Tsipras will nun Ordnung in die griechische | |
| Fernsehlandschaft bringen. Genau vier TV-Lizenzen stehen zum Verkauf. Nur | |
| sie berechtigen dazu, fortan über die öffentlichen Sequenzen landesweit ein | |
| Informationsprogramm auszustrahlen. Tsipras argumentiert, nur so viele | |
| Privatsender seien realistischerweise ohne dubiose Finanzierung | |
| überlebensfähig. Denn: Der TV-Werbemarkt sei krisenbedingt auf jährlich | |
| rund 200 Millionen Euro geschrumpft. Für den TV-Betrieb mit Vollprogramm | |
| brauche man aber mindestens 50 Millionen Euro. | |
| ## Wie das Who's who von Griechenlands Oligarchie | |
| Bisher strahlen neben der öffentlich-rechtlichen ERT landesweit acht | |
| private Fernsehsender solche Programme aus. Nicht zur Auktion zugelassen | |
| ist der langjährige Platzhirsch des Privat-TV, der mittlerweile | |
| hochverschuldete Sender Mega Channel. | |
| Alle Auktionsteilnehmer hatten zuvor versucht, rechtliche Schritte | |
| einzuleiten: gegen die Machtfülle von Pappas, gegen das Verfahren, gegen | |
| die Konkurrenten, aber vor allem gegen die begrenzte Zahl der TV-Lizenzen. | |
| Ohne Erfolg: Die Auktion findet statt, und zwar unter strengsten | |
| Sicherheitsvorkehrungen – und hinter verschlossenen Türen. | |
| Alle Bewerber sind finanzstark – und ausnahmslos griechisch, trotz | |
| internationaler Ausschreibung. Ob „alte“ TV-Mogule wie der | |
| Vardinogiannis-Clan, die Kyriakou-Familie, Jannis Alafouzos (allesamt | |
| Reeder) oder neue Akteure wie Evangelos Marinakis, Eigner von Griechenlands | |
| Fußballserienmeister Olympiakos Piräus, oder der Ex-Duma-Abgeordnete Iwan | |
| Savvidis (Spitzname: „Iwan, der Schreckliche“): Die Liste der bei der | |
| Auktion Mitbietenden liest sich wie das Who’s who von Griechenlands | |
| Oligarchie. | |
| Tsipras’ Bündnis der Radikalen Linken macht sich mit dem Projekt deshalb | |
| auch nicht gerade beliebt. Die Athener Opposition, allen voran die | |
| ehemaligen Regierungsparteien, die konservative Nea Dimokratia (ND) und die | |
| sozialdemokratische Pasok, laufen gegen die Neuordnung im Privat-TV Sturm. | |
| Die Auktion sei eine „Parodie“ und „Farce“, wettern sie. „Nach | |
| stalinistischem Vorbild“ gehe Tsipras vor, polterte der ND-Abgeordnete | |
| Simos Kedikoglou. | |
| Ausgerechnet Kedikoglou allerdings schloss im Juni 2013 als Minister | |
| handstreichartig den hochprofitablen Staatssender ERT – „aus | |
| Kostengründen“, wie er damals nachweislich log. Die Regierung Tsipras hat | |
| unterdessen den Schritt der Vorgängerregierung rückgängig gemacht und | |
| ERT wiedereröffnet. | |
| 31 Aug 2016 | |
| ## AUTOREN | |
| Ferry Batzoglou | |
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