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# taz.de -- Der V-Mann und der NSU: Das Rätsel „Primus“
> Der NSU-Ausschuss im Bundestag hält die Rolle des einstigen V-Manns, der
> Mundlos beschäftigt haben soll, für dubios. Nun sollen alle Akten her.
Bild: Soll alle Akten zum V-Mann „Primus“ rausrücken: Verfassungsschutzche…
Berlin taz | Der Fall des früheren Zwickauer V-Manns Ralf Marschner im
NSU-Komplex wirft weiter Fragen auf. Der NSU-Ausschuss im Bundestag
forderte am Donnerstag alle Akten der Sicherheitsbehörden zu Marschner an.
Zudem soll dessen früherer V-Mann-Führer vorgeladen werden.
Zuletzt hatten [1][Berichte] für Aufsehen gesorgt, dass Marschner – eine
einstige Neonazigröße und als V-Mann „Primus“ für den
Bundesverfassungsschutz tätig – zwischen 2000 und 2002 Uwe Mundlos unter
einem Tarnnamen in seiner Abrissfirma beschäftigt habe – während der
Untergrundzeit des NSU-Trios. Dieser Tage wurde ein Bauleiter, der Mundlos
erkannt haben will, deshalb von Ermittlern befragt. Vertreter von BKA,
Verfassungsschutz und Bundesanwaltschaft berichteten dem Ausschuss darüber.
„Für gelöst halte ich den Fall weiter nicht“, sagte CDU-Obmann Armin
Schustern nach der Unterrichtung. Auch Linkspartei-Obfrau Petra Pau
betonte, der Sache müsse „weiter ernsthaft nachgegangen werden“.
## Die ominöse „Spur 95“
Ermittler hatten bereits früh eine Verbindung von Marschner zum NSU
geprüft. Schon am 11. November 2011, eine Woche nachdem Beate Zschäpe den
letzten NSU-Unterschlupf in Zwickau niederbrannte, wurde in den Akten eine
„Spur 95“ zu Marschner angelegt. Ermittler sprachen in früheren Sitzungen
des NSU-Ausschusses auch von einem „Hinweis“ oder „Schriftstück“, das …
im Brandschutt der letzten Wohnung fand.
Das wird von den Ermittlungsbehörden inzwischen zurückgewiesen. Zu
Marschner sei damals lediglich eine Anfrage des BKA an das LKA Sachsen
erfolgt. Verbindungen zum NSU-Trio seien dabei nicht festgestellt worden.
Warum das BKA aber ausgerechnet nach Marschner fragte, bleibt unklar.
Tatsächlich erfolgte im Dezember 2011 ein erster Hinweis auf einen
NSU-Bezug Marschners. Ein früherer Geschäftspartner behauptete, den Neonazi
zu Pfingsten 1998 mit Mundlos und Uwe Böhnhardt bei einem Thüringer
Fußballturnier gesehen zu haben – wenige Wochen nachdem beide mit Zschäpe
untergetaucht waren. Ein weiterer Geschäftspartner gab später an, auch
Zschäpe als Mitarbeiterin in einem Geschäft mit Szenemode von Marschner
gesehen zu haben.
## Ermittlungsbehörden weisen Verdacht zurück
Die Ermittlungsbehörden sehen diese Verdachtspunkte als unbestätigt an. Es
gebe „bislang keinerlei Anhaltspunkte“, dass NSU-Mitglieder bei Marschners
Unternehmen beschäftigt waren, sagte eine Sprecherin der
Bundesanwaltschaft. Nach taz-Informationen hatte das BKA Mitarbeiter von
Marschners Baufirma bereits vor längerer Zeit befragt: ohne Ergebnis. Auch
dem Hinweis auf Zschäpe waren die Ermittler nachgegangen. Hier nur mit dem
Resultat, dass die Untergetauchte womöglich mal Kundin in Marschners Laden
war
Für den NSU-Ausschuss bleiben dennoch Fragen offen. Auch mehrere Anwälte
der Opfer-Familien beantragten diese Woche im Münchner NSU-Prozess,
Marschner dort vorzuladen. Die Vorgänge müssten „umfassend aufgeklärt“
werden, statt wie bisher V-Leute „systematisch aus der Anklage
herauszuhalten“, teilten die Anwälte mit.
14 Apr 2016
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[1] /Spitzel-beschaeftigte-NSU-Mann/!5290077
## AUTOREN
Konrad Litschko
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