# taz.de -- Streit um CRISPR-Patente: Kampf der Elite-Institute | |
> Die Forscherinnen Doudna und Charpentier werden als CRISPR-Erfinder | |
> gefeiert. Das Patent dafür hat jedoch ein anderer zugesprochen bekommen. | |
Bild: Mit der Gentechnik kam der Streit um die Patente: genmanipulierte Maus au… | |
BERLIN taz | CRISPR-Anwendungen gehören inzwischen fast schon zu den | |
Standardverfahren in den genbiologischen Forschungslaboren. Die beiden | |
Wissenschaftlerinnen Emmanuelle Charpentier und Jennifer Doudna bekommen | |
einen renommierten Wissenschaftspreis nach dem andern verliehen. Für die | |
scientific community scheint damit festzustehen: Charpentier und Doudna | |
sind die Erfinder dieser neuen Technologie. Patentrechtlich ist dieser | |
Punkt jedoch noch längst nicht entschieden. | |
Es geht um einen Milliardenmarkt. Und wie so häufig in der Wissenschaft | |
sind am Fortschritt viele Forscher beteiligt. Bei CRISPR ist es vor allem | |
der Biologe [1][Feng Zhang] vom [2][Broad-Institut in Cambridge], im | |
US-Bundesstaat Massachusetts, eine Gemeinschaftseinrichtung des MIT und der | |
Harvard University. | |
[3][Jennifer Doudna von der University of California], in Berkeley, und die | |
französische Wissenschaftlerin [4][Emmanuelle Charpentier] veröffentlichten | |
gemeinsam im [5][August 2012 im Wissenschaftsmagazin Science] ihre | |
Forschungsarbeiten, mit denen sie erstmals zeigten, dass CRISPR als | |
molekulare Gen-Schere eingesetzt werden kann. Schon am [6][25. Mai 2012] | |
reichten sie beim US-Patentamt USPTO einen Patentantrag auf CRISPR ein. | |
Feng Zhang und seine Forscherkollegen am Broad-Institut in Harvard | |
veröffentlichten einige Monate später, am [7][15. Februar 2013, ebenfalls | |
in Science], dass das Genom von Säugetieren mit CRISPR verändert werden | |
kann. Ihren Patentantrag reichte das Cambridge-Team am [8][12. Dezember | |
2012] ein. | |
## Das Patentrecht in den USA | |
Obwohl der Patentantrag des Zhang-Teams später einging als der | |
Doudna/Charpentier-Antrag aus Berkeley bekam im April 2014 Cambridge die | |
Verwertungsrechte zugesprochen. Zurückzuführen ist das auf eine inzwischen | |
geänderte Besonderheit des US-Patentrechtes. Bis März 2013 war in den USA | |
für die Patentvergabe nicht wie in Europa der Eingang des Antrages | |
ausschlaggebend, sondern wer als erster die Erfindung gemacht hat. Dazu war | |
auch keine wissenschaftliche Veröffentlichung notwendig. Es reichte aus, | |
wenn anhand der Labor-Bücher nachvollzogen werden konnte, dass man der | |
erste war. | |
Das Berkeley- Team hat inzwischen Einspruch gegen die Patentvergabe | |
eingereicht. Anfangs des Jahres bestätigte das USPTO, dass aufgrund des | |
Widerspruches ein Verfahren eröffnet wurde, mit dem die Prioritätenfrage | |
geklärt werden soll. Befürchtet wird, dass es Jahre dauern kann, bis der | |
Patentstreit zwischen den Eliteinstituten in Cambridge, Massachusetts, und | |
Berkeley, Kalifornien, geklärt ist. | |
Auch vom Europäischen Patentamt (EPO) in München hat das Cambridge-Team ein | |
CRISPR-Patent zugesprochen bekommen. Insgesamt 9 Einsprüche sind laut | |
Nature beim EPO eingegangen. Auch hier kann es noch Jahre dauern bis eine | |
endgültige Entscheidung gefällt ist. | |
28 Mar 2016 | |
## LINKS | |
[1] https://mcgovern.mit.edu/principal-investigators/feng-zhang | |
[2] https://www.broadinstitute.org/ | |
[3] https://mcb.berkeley.edu/faculty/BMB/doudnaj.html | |
[4] https://www.mpg.de/9343753/infektionsbiologie-charpentier | |
[5] http://science.sciencemag.org/content/337/6096/816 | |
[6] https://www.google.de/patents/US20140068797?dq=doudna&hl=de&sa=X&am… | |
[7] http://science.sciencemag.org/content/339/6121/819 | |
[8] https://www.google.com/patents/US8932814 | |
## AUTOREN | |
Wolfgang Löhr | |
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