| # taz.de -- Möglicher Gentechnik-Kompromiss: Können, sollen, müssen | |
| > Wenn die Mehrheit der Länder es fordert, soll oder kann der Bund den | |
| > Anbau von Gentech-Pflanzen verbieten. Viel zu unverbindlich, finden | |
| > Kritiker. | |
| Bild: Waren 1996 weder als Nahrungs- noch als Futtermittel gedacht: gentechnisc… | |
| Berlin taz | Im monatelangen Streit über mögliche Anbauverbote für | |
| gentechnisch veränderte Organismen in Deutschland zeichnet sich ein | |
| Kompromiss zwischen Bund und Ländern ab. Doch dieser stößt bei | |
| Umweltverbänden auf Kritik, und auch innerhalb der Grünen, die an der | |
| Ausarbeitung beteiligt waren, ist er nicht unumstritten. | |
| Hintergrund ist eine EU-Richtlinie vom vergangenen Jahr, die den | |
| Mitgliedstaaten die Möglichkeit eröffnet, auf ihrem Gebiet unter bestimmten | |
| Voraussetzungen den Anbau einzelner Gentechnikpflanzen zu verbieten. Die | |
| Bundesregierung konnte sich bisher nicht einigen, ob ein solches | |
| Anbauverbot in Deutschland bundesweit gelten sollte – so will es | |
| SPD-Bundesumweltministerin Barbara Hendricks – oder nur auf dem Gebiet | |
| einzelner Bundesländer – so der Wunsch von CSU-Landwirtschaftsminister | |
| Christian Schmidt. Auch der Bundesrat hatte sich in einem Gesetzentwurf für | |
| bundesweite Verbote ausgesprochen. | |
| Nun jedoch kommen die Länder dem Bundeslandwirtschaftsminister entgegen: | |
| Zusammen mit Schmidts Ministerium haben die Agrarminister aus mehreren | |
| Ländern ohne Beteiligung des Bundesumweltministeriums Eckpunkte für einen | |
| Kompromiss ausgearbeitet, der bei der Agrarministerkonferenz am Donnerstag | |
| und Freitag diskutiert und möglicherweise verabschiedet werden soll. Darin | |
| schlagen sie vor, dass der Bund ein bundesweites Anbauverbot erlässt, wenn | |
| eine Mehrheit der Bundesländer dies fordert. Allerdings ist offen, wie | |
| verbindlich die Länder-Forderung wäre. Im Eckpunktepapier, das der taz | |
| vorliegt, gibt es noch keine Einigung, ob der Bund ein solches Verbot nach | |
| einem entsprechenden Ländervotum erlassen „kann“ oder „soll“. | |
| Das stößt bei der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft auf scharfe | |
| Kritik. Das Votum der Bundesländer sei „wertlos, wenn der Bund dem nicht | |
| folgen muss“, schreibt Geschäftsführer Georg Janßen in einer Stellungnahme. | |
| Karl Bär vom Umweltinstitut München findet die Formulierungen ebenfalls zu | |
| lasch. „Ich hätte da lieber ein ‚muss‘ stehen“, sagte er der taz. Zudem | |
| müsse auch der Gentechnik-Anbau zu Forschungszwecken verboten werden; | |
| dieser soll laut Kompromisspapier möglich bleiben. | |
| Auch Harald Ebner, Gentechnik-Experte der Grünen-Bundestagsfraktion, | |
| begrüßt zwar, „dass Bewegung in die Sache kommt“, sieht im Eckpunktepapier | |
| aber „noch zu viele Hintertürchen“, die im Gesetzgebungsprozess ausgeräumt | |
| werden müssen. | |
| Der niedersächsische Landwirtschaftsminister Christian Meyer (Grüne) | |
| verteidigt die Pläne hingegen. „Wir wollen weiterhin ein striktes | |
| bundesweites Verbot und keinen Flickenteppich“, sagte er der taz. Das sei | |
| bisher am Bundeslandwirtschaftsminister gescheitert, doch durch den | |
| Kompromiss komme man dem Ziel näher. Die Formulierung, dass der Bund tätig | |
| werden „kann“, findet aber auch Meyer zu schwach. „Wir plädieren klar f�… | |
| ‚soll‘“, sagte er. „Hier muss sich das Bundeslandwirtschaftsministerium | |
| bewegen.“ | |
| Ähnlich argumentiert Ulrike Höfken, Grünen-Landwirtschaftministerin in | |
| Rheinland-Pfalz: „Die Länder erwarten, dass der Bund auf Grundlage dieses | |
| Eckpunktepapiers nun einen Gesetzentwurf zur nationalen Umsetzung der | |
| Opt-out-Richtlinie auf den Weg bringt.“ | |
| 13 Apr 2016 | |
| ## AUTOREN | |
| Malte Kreutzfeldt | |
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