# taz.de -- Oppositioneller über Wahlchancen: „Ein besseres Leben im Kongo“ | |
> Das Oppositionsbündnis G7 hat Moise Katumbi zum | |
> Präsidentschaftskandidaten gekürt. Im Interview erklärt er, worum es ihm | |
> dabei geht. | |
Bild: Moise Katumbi im taz-Interview, Brüssel 31.3.2016 | |
taz: Herr Katumbi, Kongos wichtigstes Oppositionsparteienbündnis G7 hat Sie | |
am Mittwoch zu seinem gemeinsamen Kandidaten für die Präsidentschaftswahlen | |
im November aufgestellt. Nehmen Sie diese Verantwortung an? | |
Moise Katumbi: Ich nehme das zur Kenntnis und bedanke mich beim G7, dass es | |
sich für mich entschieden hat. Im Moment arbeite ich in Europa an der | |
Einheit der gesamten Opposition. Danach werde ich dem G7 die Ergebnisse | |
mitteilen. | |
Wird es überhaupt Wahlen im November geben? Die Regierung sagt, der Termin | |
sei unrealistisch. Der Kongo steuert auf eine Wahlverschiebung zu. | |
Unsere Verfassung ist eindeutig. Wir müssen Wahlen im November haben; am | |
19. Dezember endet die zweite der zwei erlaubten Amtszeiten des Präsidenten | |
und es beginnt die Amtszeit eines neuen Präsidenten. Wir haben zwei freie | |
und demokratische Wahlen im Kongo erlebt, 2006 und 2011. Das ist eine gutes | |
Erbe für Präsident Kabila, für das kongolesische Volk und für ganz Afrika. | |
Wir müssen Präsident Kabila jetzt die richtigen Ratschläge geben, damit er | |
sich an die Verfassung hält. Wenn er das tut und freie Wahlen organisiert, | |
dann erlebt Kongo den ersten demokratischen Machtwechsel seiner Geschichte | |
und Kabila wird als großer Präsident in die Geschichte eingehen. Aber es | |
gibt auch Einflüsterer um ihn herum, die ihm raten, an der Macht zu bleiben | |
und die Verfassung nicht zu respektieren. Diese Leute wollen damit ihre | |
eigene Haut retten. | |
Wenn Sie als Kandidat der gesamten Opposition antreten, was ist dann Ihr | |
Programm? | |
Das Wichtigste ist ein besseres Leben für die Menschen. Der Kongo ist ein | |
Elefant, der am Boden liegt. Man muss der Bevölkerung Hoffnung geben: | |
Löhne, von denen man leben kann; Schulen für die Kinder, Infrastruktur und | |
Stromversorgung, auch bessere Oberschulen und Universitäten. Ich kann jetzt | |
nicht alles nennen. | |
Anders als manche Oppositionelle im Kongo pflegen Sie einen eher moderaten | |
Ton gegenüber Präsident Kabila. Sie wollen aber schon gegen ihn antreten, | |
oder? | |
Wissen Sie, wir sind keine Feinde. Wir sind politische Gegner. Er ist | |
Präsident der Republik. Man sollte keine Demagogie betreiben, man sollte | |
die Institutionen und die Verfassung respektieren. Das Volk hat Präsident | |
Kabila gewählt – bis November, wenn es einen neuen wählt. | |
Glauben Sie wirklich, dass Sie einen freien Wahlkampf führen können werden? | |
Elemente im Staatsapparat machen Ihnen jetzt schon das Leben schwer, Sie | |
wurden bedroht … | |
Ja, daran ist der Staatsapparat beteiligt. Ich hatte vor zwei Monaten einen | |
Unfall und musste eine Halskrause tragen. Die Ärzte rieten mir, nach | |
Südafrika zu gehen, weil meine Wirbelsäule betroffen war. Also beantragte | |
ich eine Fluggenehmigung. Der Geheimdienst ANR stellte sich quer. Ich | |
musste 300 Kilometer mit dem Auto nach Ndola in Sambia fahren, wo das | |
südafrikanische Flugzeug auf mich wartete. Dann wollte ich mein Heimatdorf | |
in Katanga besuchen, mit meinen Kindern. Aber mein Flugzeug darf nicht mehr | |
in Katangas Hauptstadt Lubumbashi landen, weil der ANR die Landeerlaubnis | |
verweigert!Ich habe einen Rat an die kongolesische Regierung: Wir sind alle | |
Kongolesen. Laut Verfassung genießen alle Kongolesen Bewegungsfreiheit. | |
Oppositionelle können im Moment keine Versammlungen abhalten. Im Moment | |
darf das nur die Präsidentenmehrheit! Die Opposition ist dabei, ihre Arbeit | |
auf demokratischem Wege zu machen – die Regierung bremst diesen | |
demokratischen Elan. Ich fordere die Regierung, den Präsidenten auf, das zu | |
korrigieren, denn daraus können Unruhen entstehen. | |
Die vollständige Originalfassung des Interviews auf Französisch steht | |
[1][hier]. | |
1 Apr 2016 | |
## LINKS | |
[1] http://blogs.taz.de/kongo-echo/2016/04/01/interview-avec-moise-katumbi/ | |
## AUTOREN | |
François Misser | |
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Martin Kobler | |
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