# taz.de -- Opposition im Kongo: Kabila will Gegner mundtot machen | |
> Oppositionsführer Moise Katumbi folgt einer Vorladung wegen angeblicher | |
> Söldnerrekrutierung. Ihm droht ein Militärprozess. | |
Bild: Moise Katumbi, hier bei der Trauerfeier für den Musiker Papa Wemba | |
Berlin taz | Der wichtigste Oppositionsführer der Demokratischen Republik | |
Kongo, der ehemalige Provinzgouverneur Moise Katumbi, soll offensichtlich | |
an weiterer politischer Aktivität gehindert werden. Seit Katumbi am | |
Montagvormittag einer Vorladung der Staatsanwaltschaft in seiner | |
Heimatstadt Lubumbashi im Süden des Landes Folge leistete, fürchten seinr | |
Anhänger eine Überstellung in die kongolesische Hauptstadt Kinshasa und die | |
Vorführung vor die Militärjustiz. | |
Katumbi, populärer Besitzer des erfolgreichsten kongolesischen Fußballteams | |
und langjähriger Gouverneur von Kongos größter und reichster Provinz | |
Katanga, sagte sich vergangenes Jahr von Kongos Präsident Joseph Kabila los | |
und wurde am 4. Mai zum [1][gemeinsamen Präsidentschaftskandidaten zweier | |
Oppositionsbündnisse für die im Prinzip im November 2016 vorgesehenen | |
Wahlen] gekürt. Seit sein Name als möglicher Herausforderer Kabilas | |
kursiert, werfen ihm Kabilas Anhänger vor, der Kandidat des Auslands zu | |
sein – vor allem der USA. | |
Zuletzt behaupteten regierungstreue Medien, Katumbi habe US-amerikanische | |
„Söldner“ angeworben. Mehrere dieser angeblichen „Söldner“ – in Wah… | |
ein Sicherheitsberater sowie Mitarbeiter des privaten Wachdienstes von | |
Katumbi, der seine Residenz in Lubumbashi schützt – wurden Ende April | |
verhaftet und sitzen in Kinshasa in Gewahrsam des Geheimdienstes, trotz des | |
Protests der US-Botschaft in Kinshasa sowie kongolesischer und | |
internationaler Menschenrechtsgruppen. | |
Zur Klärung dieses Sachverhalts lud der Staatsanwalt in Lubumbashi am | |
vergangenen Samstag auch Katumbi selbst vor. Die Vorladung wurde | |
kurzfristig auf Montag vertagt. Dass Katumbi der Vorladung nun ohne | |
Widerspruch folgte, ganz in Weiß gekleidet mitten in der ihm ergebenen | |
Hauptstadt der einst von ihm regierten früheren Provinz Katanga, war Anlass | |
zu einem Volksauflauf: Kaum jemals stellt sich ein mächtiger Politiker im | |
Kongo freiwillig der Justiz. „Präsident! Präsident!“, skandierte die Meng… | |
einige auch „Tötet uns!“ an die Polizei gerichtet. | |
## Kommende Wahlen fraglich | |
Die Polizei musste den Justizpalast von Lubumbashi gewaltsam räumen und | |
setzte draußen Tränengas ein, während die Anhörung drinnen sich an | |
Verfahrensfragen festfuhr. So bemängelte Katumbis Anwaltsteam, dass nicht | |
nur der vorladende Staatsanwalt zugegen war, sondern auch die am Verfahren | |
bislang nicht beteiligte Militärstaatsanwaltschaft. | |
Am Montag abend wurde die Anhörung auf Mittwoch vertagt und nach Berichten | |
in sozialen Netzwerken konnte Katumbi das Gebäude zunächst als freier Mann | |
verlassen. Seinen Anhängern zufolge wartet aber auf dem Flughafen von | |
Lubumbashi eine startbereite Maschine, um den Oppositionsführer nach Erlass | |
eines Haftbefehls direkt nach Kinshasa zu fliegen. | |
Das massive Vorgehen gegen Katumbi erfolgt, während immer fraglicher wird, | |
[2][ob überhaupt noch dieses Jahr Wahlen stattfinden]. Die zweite der | |
erlaubten zwei gewählten Amtszeiten des Amtsinhabers Kabilas endet im | |
Dezember 2016, aber nach Angaben der Wahlkommission wird es mindestens 16 | |
Monate dauern, um vorher das Wahlregister auf den aktuellen Stand zu | |
bringen. Diese Arbeit wird frühestens im Sommer beginnen. | |
9 May 2016 | |
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## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
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