| # taz.de -- Bedrohte Opposition im Kongo: Außer Landes | |
| > Der wichtigste Gegner von Präsident Kabila wird krankenhausreif | |
| > geschlagen, dann ein Haftbefehl gegen ihn ausgestellt. Jetzt ist er in | |
| > Südafrika. | |
| Bild: „Ich bin Moise“: Demonstration von Unterstützern Moise Katumbis am 1… | |
| Berlin taz | Die Regierung der Demokratischen Republik Kongo hat ihren | |
| wichtigsten innenpolitischen Gegenspieler bis auf weiteres ausgeschaltet. | |
| Moise Katumbi, Präsidentschaftskandidat des größten kongolesischen | |
| Oppositionsbündnisses und sehr beliebter ehemaliger Provinzgouverneur, hat | |
| das Land verlassen und befindet sich in Südafrika zur medizinischen | |
| Behandlung. Sollte er in den Kongo zurückkehren, wartet ein Haftbefehl auf | |
| ihn. | |
| Kongos Staat wirft Katumbi vor, die innere und äußere Sicherheit des Landes | |
| zu gefährden, indem er US-amerikanische Söldner rekrutiert habe. Grundlage | |
| dafür ist die Verhaftung mehrerer US-amerikanischer Sicherheitsberater des | |
| Politikers im April. Sie werden in Kinshasa ohne Anklage festgehalten. | |
| Katumbi selbst wurde vor zwei Wochen von der Staatsanwaltschaft in der | |
| südkongolesischen Provinzhauptstadt Lubumbashi, wo er selbst jahrelang als | |
| Gouverneur regiert hatte, vorgeladen und befragt. Die drei Auftritte im | |
| imposanten Justizpalast von Lubumbashi waren jeweils von Großaufmärschen | |
| von Tausenden seiner Anhänger auf der Straße begleitet, die jedes Mal | |
| brutaler von der Polizei zurückgeschlagen wurden. | |
| Beim dritten Termin am 13. Mai wurde offenbar auch Katumbi selbst mit | |
| Tränengas beschossen und sein Bruder verletzt. Seine Befragung wurde | |
| daraufhin nach einigen Stunden auf unbestimmte Zeit vertagt und Katumbi in | |
| ein Krankenhaus gebracht. | |
| ## Fotos von der Intensivstation | |
| Wie schwer angeschlagen der 51jährige Politiker ist, blieb zunächst unklar. | |
| Die Echtheit von im Internet zirkulierenden Fotos, die Katumbi an einem | |
| Beatmungsgerät auf einer Intensivstation zeigen sollen, konnte nicht | |
| bestätigt werden. Aber er blieb im Krankenhaus. | |
| Als die Staatsanwaltschaft von Kinshasa am 19. Mai Haftbefehl gegen ihn | |
| erließ, obwohl seine Befragung nicht abgeschlossen war, erlaubte sie ihm | |
| zugleich, weiterhin in der Obhut der Ärzte seiner Wahl zu bleiben. Da | |
| Katumbi sich schon mehrmals zur medizinischen Behandlung im Ausland | |
| aufgehalten hat, wurde dies als diskreter Hinweis aufgefasst, er dürfte das | |
| Land aus gesundheitlichen Gründen verlassen. | |
| So ist es nun auch gekommen. Mit einem medizinischen Evakuierungsflugzeug | |
| wurde Katumbi am späten Freitag abend aus Lubumbashi ins südafrikanische | |
| Johannesburg geflogen und in ein Krankenhaus gebracht, wo er auch noch die | |
| Nacht zum Sonntag verbrachte. Über seinen Zustand verlautete zunächst | |
| nichts. | |
| Bis auf weiteres kann er nun aber in Kongos Politik keine Rolle mehr | |
| spielen. Der gefährlichste mögliche Gegner Präsident Joseph Kabilas bei | |
| einer Präsidentschaftswahl, die offiziell im November 2016 stattfinden soll | |
| und tatsächlich auf einen unbestimmten Termin verschoben worden ist, ist | |
| aus dem politischen Spiel entfernt. | |
| ## Landesweite Proteste | |
| Ob dies die andauernde Mobilisierung der Opposition für pünktliche und | |
| faire Wahlen weiter anfacht oder vielmehr entmutigt, wird sich in den | |
| kommenden Tagen zeigen. Kongos Oppositionsparteien haben für den 26. Mai zu | |
| landesweiten Protesten gegen den Verbleib Kabilas im Amt über den amtlichen | |
| Wahltermin hinaus aufgerufen. | |
| Mehrere westliche Länder wie die USA erwägen außerdem Sanktionen gegen | |
| einzelne Mitglieder von Kongos Regierung wegen der andauernden | |
| Verschleppung der Wahlen. Und wegen des Vorgehens gegen Katumbi, das aller | |
| Welt klargemacht hat, wie lebensgefährlich offene Opposition im Kongo | |
| inzwischen ist. | |
| 22 May 2016 | |
| ## AUTOREN | |
| Dominic Johnson | |
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