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# taz.de -- Protest im Kongo: Gewalt gegen Demonstranten
> Es gibt landesweite Oppositionsproteste für eine termingerechte Wahl. In
> Kinshasa enden sie mit Tränengas, in Goma mit Toten.
Bild: Straße in Goma, 26. Mai
Berlin taz | Die Opposition in der Demokratischen Republik Kongo hatte für
den 26. Mai zu landesweiten Protesten aufgerufen. Anlass: ein umstrittener
Spruch der Verfassungsrichter des Landes vor zwei Wochen, wonach der
Präsident auch ohne Neuwahlen über das Ende seines Mandats hinaus im Amt
bleiben kann.
Die Aufmärsche fielen meist eher klein aus, aber die Intensität der
Konfrontation mit Sicherheitskräften vielerorts lässt erkennen, dass sich
Staatsmacht und Opposition im Kongo mangels Wahlurne auf einen Machtkampf
auf der Straße einstellen.
In der Hauptstadt Kinshasa, wo der Protestzug von mehreren tausend Menschen
durch die Innenstadt anders als in den meisten Städten erlaubt worden war,
ging die Polizei mit Tränengas gegen Demonstranten vor, die ihrer Meinung
nach die vorgeschriebene Demonstrationsroute verlassen und eine
Polizeiabsperrung durchbrochen hatten.
Rosa Tränengasschwaden hingen über wichtigen Verkehrsadern, während auf
sozialen Netzwerken von Verhaftungen von Menschen unter dem Vorwurf des
Schwenkens von Oppositionsparteifahnen die Rede war.
## Demonstrationsverbot in Goma
Schwere Gewalt gab es in der ostkongolesischen Provinzhauptstadt Goma, wo
nach unabhängigen Berichten bis zum Nachmittag zwei Menschen getötet wurden
– ein Demonstrant und ein Polizist. Gomas Bürgermeister hatte den Protest
verboten – er „richtet sich gegen den Erlass des Verfassungsgerichts, der
unanfechtbar ist“, so Bürgermeister Dieudonné Malere Ma-Mitcho in seiner
Erklärung vom Mittwoch, die mit den Worten schloss: „Zuwiderhandelnde
schaden bloß sich selbst.“
Entsprechend dieser Drohung blieben die meisten Menschen in der
Millionenstadt Goma am Donnerstag zu Hause, es gab keinen öffentlichen
Nahverkehr mehr.
Oppositionelle Aktivisten übersäten die Hauptverkehrsstraßen mit
Lavasteinen und anderen Barrikaden, um jeden Verkehr zu verhindern, und
konfrontierten Polizisten und Militärpolizisten, die neben Tränengas auch
scharfe Munition verschossen haben sollen. Die Polizei schaffte es nicht,
die militanten Jugendlichen von der Straße zu vertreiben.
Umstandslos durchgesetzt wurde das Demonstrationsverbot unter anderem in
Lubumbashi, Hochburg des mittlerweile in Südafrika exilierten
Oppositionsführers Moise Katumbi. Auch in mehreren kleineren Städten wurden
Zusammenrottungen schnell auseinandergetrieben.
Kongos Opposition verdächtigt die Regierung von Präsident Joseph Kabila,
die bis Ende 2016 fälligen Wahlen aus technischen Gründen verzögern oder
absagen zu wollen, um eine Niederlage zu vermeiden.
26 May 2016
## AUTOREN
Dominic Johnson
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