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# taz.de -- Kongos beliebtester Oppositioneller: Hoffnungsträger Katumbi ist z…
> Der populärste Regimegegner der Demokratischen Republik Kongo darf nach
> drei Jahren Exil in die Heimat zurück. Seine Hochburg steht Kopf.
Bild: Für viele ein Heilsbringer: Moise Katumbi steigt aus seinem Privatjet
BERLIN taz | Wer noch an der [1][Erneuerung der Demokratischen Republik
Kongo unter Präsident Félix Tshisekedi] zweifelt, ist am Montag eines
Besseren belehrt worden. Unter dem Jubel Zehntausender ist Moise Katumbi,
Kongos beliebtester Oppositioneller, aus dem Exil in die Heimat
zurückgekehrt. Sogar Flughafenangestellte johlten und klatschten, als sein
Privatjet im südkongolesischen Lubumbashi landete, wo er noch am Nachmittag
öffentlich sprechen wollte – so sich denn sein Autokonvoi irgendwann im
Schritttempo den Weg durch die feiernden Menschenmassen auf den Straßen in
die Stadt bahnen konnte.
„Ich danke Gott für meine Rückkehr“, sagte der 54-Jährige vor Journalist…
nach seiner Landung. „Ich komme für Frieden und Versöhnung in unserem Land
und vor allem, um die Interessen des Volkes und unsere Verfassung zu
verteidigen. Ich komme, um meine Brüder zu sehen, die zu viel gelitten
haben“.
Katumbis Anhänger hatten die Bevölkerung Lubumbashis aufgerufen, ihren
Helden in Weiß gekleidet zu begrüßen. Lubumbashi, Kongos Bergbaumetropole
und Hauptstadt der ehemaligen Provinz Katanga, ist die alte Hochburg des
millionenschweren Politikers, der als Gouverneur von Kongos reichster
Provinz und Mäzen des lokalen Fußballvereins und mehrfachen Afrikameisters
„Tout Puissant Mazembe“ als Inkarnation einer besseren Zukunft galt.
Katumbis Schicksal ist emblematisch für die angespannte Schlussphase der
Ära Kabila. Als Katumbi die Nachfolge Kabilas als Staatschef anstrebte,
wurde seine Provinz im Jahr 2015 aufgelöst, er verlor sein Amt, wurde wegen
Söldnerrekrutierung und Immobilienbetrugs angeklagt und schließlich,
nachdem ihn die Polizei bei einem Gerichtstermin krankenhausreif geschlagen
hatte, am 20. Mai 2016 schwerverletzt nach Südafrika ausgeflogen, von wo
aus er nach Belgien weiterreiste. In Abwesenheit zu einer Haftstrafe
verurteilt, durfte er bei Kongos Wahlen 2018 nicht kandidieren oder auch
nur einreisen. Erst nach der Amtsübergabe von Kabila an Tshisekedi im
Januar 2019 wurde das Urteil aufgehoben, Katumbi erhielt einen neuen Pass
und durfte zurück – genau drei Jahre nach seiner medizinischen Evakuierung.
## Vergleiche mit Moses
Für viele in Katanga ist Moise Katumbi ein Heilsbringer. Vergleiche mit dem
alttestamentarischen Propheten Moses, der sein Volk ins Gelobte Land führt,
sind geläufig. Doch für Kongos Präsident Tshisekedi, Führer der historisch
größten kongolesischen Oppositionspartei UDPS (Union für Demokratie und
Sozialen Fortschritt), ist die Rückkehr Katumbis eine zweischneidige Sache.
Die UDPS verdammte Katumbi jahrelang als Stütze Kabilas – und musste nach
dem Bruch der beiden hilflos zusehen, wie der populäre Exgouverneur der
alten Oppositionskraft die Show stahl. Zu den Wahlen 2018 verbündeten sie
sich, der von Katumbi finanziell geförderte Martin Fayulu wurde gemeinsamer
Präsidentschaftskandidat der Opposition. Aber kaum war dieses Bündnis
geschmiedet, verließ Tshisekedi es wieder und kandidierte doch selbst –
insgeheim gefördert von Kabila, der wusste, dass sein eigener
Wunschkandidat Emmanuel Shadary chancenlos war. Am Ende manipulierte Kongos
Staat die Wahl zugunsten Tshisekedis, obwohl unabhängige Beobachter Fayulu
als Wahlsieger sahen. Manche Katumbi-Anhänger liebäugelten daraufhin mit
dem bewaffneten Aufstand.
Jetzt kehrt Katumbi friedlich zurück – als Oppositionsführer gegen die
regierende Tshisekedi-Kabila-Koalition. „Ich werde eine republikanische
und konstruktive Opposition sein“, sagte er vor seinem Abflug im belgischen
Rundfunk. „Ich bin ein Mann des Friedens. Ich kehre heim und man muss die
Vergangenheit vergessen.“ Er und Tshisekedi seien „keine Feinde, sondern
politische Gegner“. Gleiches gelte für Kabila.
Mit Katumbi kommt überfällige Bewegung in Kongos Politik. Nach fast vier
Monaten im Amt hat Tshisekedi immer noch keine neue Regierung ernannt,
Kabilas Kabinett regiert geschäftsführend weiter. Zeitgleich mit Katumbis
Landung in Lubumbashi reichte nun Premierminister Bruno Tshibala in Kongos
Hauptstadt Kinshasa endlich seinen Rücktritt ein.
Und sogar in Kinshasa hält ein frischer Wind Einzug. Lambert Mende, Kabilas
langjähriger Informationsminister, wurde am Sonntag beim Mittagessen in
seiner Residenz relativ unsanft festgenommen und zum Polizeiverhör gebracht
– wegen illegaler Aneignung eines 87-Karat-Diamanten. Er kam am gleichen
Tag wieder frei. Aber dennoch: Der ewige Chefverlautbarer in
Polizeigewahrsam, der Oppositionelle als freier Volksheld – das sind neue
Zeiten im Kongo.
20 May 2019
## LINKS
[1] /Notprogramm-fuer-Kongo/!5574615
## AUTOREN
Dominic Johnson
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