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# taz.de -- Machtkampf im Kongo: Kein Durchkommen für Moise Katumbi
> Kongos Regierung lässt den populären Oppositionspolitiker nicht
> einreisen. Sie schließt dafür einen der wichtigsten Grenzposten.
Bild: In besseren Zeiten: Moise Katumbi – hier in Lubumbashi 2016
Berlin taz | Die Bemühungen der Regierung der Demokratischen Republik
Kongo, ihren Gegnern eine Teilnahme an der Politik des Landes unmöglich zu
machen, werden immer kurioser. Am Freitag und Samstag schlossen die
Behörden einen der wichtigsten Grenzposten des Landes, um Oppositionsführer
Moise Katumbi an der Heimkehr zu hindern.
Tausende Demonstranten, die sich zur Begrüßung Katumbis am Grenzübergang
Kasumbalesa an Kongos Grenze zu Sambia versammelt hatten, wurden von der
Polizei mit Tränengas und Schüssen auseinandergetrieben, während Katumbi
zweimal vergeblich versuchte, die Grenze zu überqueren. Es soll Tote und
Verletzte gegeben haben.
Immerhin konnte der ehemalige Gouverneur der Bergbauprovinz Katanga zweimal
auf der sambischen Seite der Grenze, eskortiert von sambischen Soldaten,
ein Bad in der Menge nehmen und Gespräche im Grenzgebäude führen.
Nach über zwei Jahren im Exil hatte Katumbi seine Rückkehr in den Kongo
angekündigt, um an den Präsidentschaftswahlen am 23. Dezember teilzunehmen.
Die Frist zur Kandidatur dafür endet am kommenden Mittwoch.
## Bemba reicht Präsidentschaftskandidatur ein
Am vergangenen Donnerstag hatte bereits ein anderer lange exilierter
Oppositionsführer, Jean-Pierre Bemba, bei der Wahlkommission in Kinshasa
seine Kandidatur eingereicht. Bemba war am Mittwoch unter dem Jubel von
Zehntausenden im Privatjet aus Brüssel zurückgekehrt und ließ sich am
Donnerstag erneut von Tausenden Anhängern auf Kinshasas Prachtboulevard, wo
die Wahlkommission ihren Sitz hat, als „Igwe“ (ein nigerianisches Wort für
„König“) feiern.
Am Freitag wollte sich Katumbi in seiner Heimatstadt Lubumbashi feiern
lassen, Hauptstadt Katangas im Süden des Kongo und Bergbaumetropole des
Landes. Die Behörden verweigerten seinem Privatjet eine Flug- und
Landeerlaubnis mit dem Hinweis, Lubumbashi sei eine „Stadt des Friedens“
und wolle das bleiben.
Katumbi flog aus Südafrika nach Ndola in Sambia und stieg in ein Auto zum
150 Kilometer entfernten Grenzposten Kasumbalesa. Kongos Behörden
verweigerten ihm nicht nur die Einreise, sondern schlossen komplett den
Grenzposten, einer der wichtigsten im südlichen Afrika.
## Wichtiger Handelsknotenpunkt lahmgelegt
Hunderte von Lastwagen mit Erzen zum Export aus Katanga – das weltgrößte
Fördergebiet für Kobalt – und in umgekehrter Richtung aus Südafrika mit
Benzin und Konsumgütern für die Minenstädte waren sofort in Kasumbalesa
blockiert. Ein gigantischer ökonomischer Verlust: In einer Erklärung
zivilgesellschaftlicher Gruppen wird ein wütender Spediteur zitiert, der
300 Lkws an der Grenze festsitzen hat – für jeden werden pro Tag Sperre 500
US-Dollar Vertragsstrafe fällig.
Aber solche Schäden sind es Kongos Regierung von Präsident Joseph Kabila
offenbar wert. Gegen Bemba fiel ihr nichts Besseres ein, als ihm das
Betreten seiner alten Familienresidenz in Kinshasas zentralem Villenviertel
Gombe zu verbieten, mit dem Hinweis, der Präsident wohne in der Nähe. Gegen
Katumbi wurde nun ein Einreiseverbot verhängt, obwohl er offiziell als
flüchtiger Straftäter gilt, der bei der Ankunft sofort in Gewahrsam
genommen werde, wie Regierungssprecher Lambert Mende noch vor wenigen Tagen
erklärte. Kritiker witzelten, Katumbi sei mit dem Versuch gescheitert, sich
verhaften zu lassen.
Bemba wollte nach einem Besuch in seiner Heimatstadt Gemena am Samstag,
erneut begrüßt von Tausenden, noch am Sonntag aus Kinshasa zurück nach
Brüssel fliegen, um abzuwarten, ob seine Kandidatur zugelassen wird.
Katumbi hielt sich am Sonntag in der sambischen Stadt Kitwe auf. Seine
Anwälte kündigten juristische Schritte an. Es wurde erwartet, dass Sambias
Regierung mit anderen afrikanischen Regierungen über eine Lösung des
Katumbi-Problems berät. Das würde Kongos explosive Innenpolitik
internationalisieren.
6 Aug 2018
## AUTOREN
Dominic Johnson
## TAGS
Schwerpunkt Demokratische Republik Kongo
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Jean-Pierre Bemba
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