| # taz.de -- Rohstoffgeschäfte im Kongo: US-Hedgefonds für Korruption bestraft | |
| > Der New Yorker Hedgefonds Och-Ziff, der sich in Afrika engagierte, hat | |
| > Schmiergelder gezahlt. Er muss nun in den USA Geldstrafen zahlen. | |
| Bild: Kupfer-Tagebaumine bei Kolwezi, Kongo: Mit den Rechten können Spekulante… | |
| Berlin taz | Einer der größten Hedgefonds der Welt muss umgerechnet rund | |
| 370 Millionen Euro Strafe für korrupte Rohstoffgeschäfte in Afrika zahlen. | |
| Der New Yorker Investmentsfonds Och-Ziff einigte sich mit den US-Behörden | |
| am Donnerstag auf ein Schuldeingeständnis und Strafzahlungen von rund 412 | |
| Millionen US-Dollar: 213 Millionen an das US-Justizministerium und 199 | |
| Millionen an die US-Börsenaufsicht SEC. | |
| Mehrjährige Untersuchungen hätten bestätigt, „dass der Fonds Mittelsmänne… | |
| Agenten und Geschäftspartner dazu nutzte, in Afrika Schmiergelder an hohe | |
| Regierungsbeamte zu bezahlen“, erklärte die SEC. Namentlich genannt wurden | |
| Libyen, Tschad, Niger, Guinea und die Demokratische Republik Kongo. | |
| Och-Ziff wurde 1994 mit Kapital der Milliardärsfamilie Ziff vom ehemaligen | |
| Goldman-Sachs-Mitarbeiter Daniel Och gegründet, der das Unternehmen bis | |
| heute führt. 2007 beschloss Och, auf Afrikas Rohstoffboom zu setzen. Über | |
| Och-Ziffs Londoner Vertreter Michael Cohen, der eigene | |
| Afrika-Investitionsfirmen gründete, flossen Kredite von über 86 Millionen | |
| US-Dollar an einen südafrikanischen Geschäftsmann. Er habe mit dem frischen | |
| Geld Bergbaulizenzen in Niger und Tschad erworben, dabei sollen | |
| Schmiergelder geflossen sein. | |
| Mit einem weiteren Fonds engagierte sich Och-Ziff ab 2009 in | |
| Kongo-Brazzaville und ab 2010 in Guinea. Es wurde auch bereits 2007 die | |
| Investitionsbehörde Libyens, damals noch unter Gaddafi-Herrschaft, | |
| bestochen, damit sie in Och-Ziff investiert – Geld, das dann in Afrika | |
| angelegt werden konnte. | |
| ## Partnerschaft mit Kabila-Freund | |
| Am lukrativsten war die Demokratische Republik Kongo. 2008 tat sich | |
| Och-Ziff mit einem der schillerndsten Bergbaumagnaten Afrikas zusammen: dem | |
| israelischen Diamantenhändler Dan Gertler, ein enger Freund des | |
| kongolesischen Präsidenten Joseph Kabila. Der ließ sich von Och-Ziff den | |
| Erwerb von Bergbaulizenzen im Kupfergürtel von Katanga sowie einem Ölblock | |
| an der Grenze zu Uganda finanzieren, heißt es in den US-Ermittlungen. | |
| Schon seit Jahren wird Gertler vedächtigt, mit Schmiergeldern in diesem | |
| Zusammenhang das Kabila-Regime in der kritischen Zeit vor Kongos Wahlen | |
| 2011 finanziert zu haben. | |
| In die Geschäfte mit Gertler steckte Och-Ziff Kredite, die in Anteile an | |
| gemeinsamen Firmen umgewandelt wurden. Die ersten 15 Millionen US-Dollar | |
| „wurden benutzt, um kongolesische Regierungsbeamte zu bestechen“, heißt es | |
| in der SEC-Untersuchung. Es folgten weitere 9 Millionen für denselben Zweck | |
| und in den Jahren 2010-11 130 Millionen US-Dollar. | |
| Das Schuldeingeständnis von Och-Ziff bestätigt nun die Schmiergeldzahlungen | |
| im Kongo. Es enthält ausführliche Listen mit Summen von Daten, nennt aber | |
| die Empfänger nicht mit Namen. | |
| Auch Gertler wird nicht namentlich genannt, ist aber als „Kongo-Partner, | |
| ein israelischer Geschäftsmann mit erheblichen Interessen in Kongos | |
| Bergbau“ eindeutig identifizierbar und wurde auch schon von der | |
| Rohstoff-Kampagnenorganisation Global Witness in diesem Zusammenhang mit | |
| Namen genannt. Gertler selbst bestreitet die Vorwürfe. | |
| ## „Sonderzugang und Vorzugspreise“ | |
| Laut Och-Ziffs Geständnis hat der als Gertler identifizierbare | |
| Geschäfstpartner im Kongo „über 100 Millionen Dollar Schmiergelder an | |
| kongolesische Amtsträger gezahlt, um Sonderzugang und Vorzugspreise für | |
| Chancen im staatlich kontrollierten Bergbausektor der Demokratischen | |
| Republik Kongo zu erwerben“. | |
| So flossen am 27. März 2008 150 Millionen US-Dollar von Och-Ziff an | |
| Gertler, und am gleichen Tag erhielt ein kongolesischer Amtsträger von | |
| Gertler 11 Millionen US-Dollar. Derselbe Kongolese kassierte am 7. April | |
| nochmal 2,2 Millionen und am 10. April weitere 2,8 Millionen US-Dollar. Es | |
| wurden auch Richter bestochen, als Gertlers Firmen in Streit mit anderen | |
| ausländischen Kongo-Investoren gerieten. | |
| Verschiedene Kampagnenorganisationen wie Global Witness wurden auf Gertlers | |
| Geschäfte im Kongo aufmerksam, als er Bergbaurechte zu hohen Gewinnen | |
| weiterverkaufte und damit klar wurde, dass Kongos Regierung diese Rechte zu | |
| Schleuderpreisen veräußert hatte. In diesem Zusammenhang nahm die | |
| US-Börsenaufsicht Ermittlungen gegen Och-Ziff wegen Verletzung der | |
| Sorgfaltspflicht auf. | |
| Michael Cohen verließ Och-Ziff im Jahr 2013 – Afrikas Rohstoffboom war da | |
| schon nicht mehr so attraktiv. Gertler zahlte Och-Ziff bis 2013 rund 342 | |
| Millionen US-Dollar aus dem Kongo zurück, ein Gewinn für den Hedgefonds von | |
| 91 Millionen. Durch die Strafzahlungen wird dadurch nun ein hoher Verlust. | |
| ## Investoren ziehen ihr Geld ab | |
| Und der Reputationsschaden ist kaum noch gutzumachen. Großinvestoren haben | |
| in den letzten Monaten Milliardensummen aus Och-Ziff abgezogen; noch etwa | |
| 39 Milliarden US-Dollar sind übrig. | |
| Die Affäre kommt zu einer heiklen Zeit: die Beziehungen zwischen den USA | |
| und dem Kongo sind auf dem Tiefpunkt. Die Regierung Kabila beschuldigt die | |
| US-Regierung, Kongos Opposition zu unterstützen – vor allem den exilierten | |
| Oppositionsführer Moise Katumbi, ein Kritiker von Gertlers | |
| Bergbaugeschäften. | |
| Erst vor wenigen Tagen verhängte das US-Finanzministerium Sanktionen gegen | |
| zwei kongolesische Generäle – eine Maßnahme, die in Kinshasa auf scharfe | |
| Kritik stieß. Die US-Behörden haben nun alle Familienangehörigen von | |
| US-Diplomaten im Kongo zur Ausreise aufgefordert, offiziellen Reiseverkehr | |
| auf das Minimum reduziert und zu allgemeiner Vorsicht aufgerufen. | |
| 30 Sep 2016 | |
| ## AUTOREN | |
| Dominic Johnson | |
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