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# taz.de -- Mensch und Maschine: Haben Sie Angst vor Algorithmen?
> Vieles in unserem Alltag wird von Algorithmen geregelt. Wir vertrauen auf
> ihre Neutralität. Dabei entscheiden sie nicht immer fair.
Bild: Manche behaupten, sie kenne uns besser als wir selbst: die Datenkrake
Stellen Sie sich vor, Sie googlen sich selbst. Rechts neben den
Suchtreffern zu Ihrem Namen poppt eine Werbespalte auf. „Miriam Meister“ –
mal angenommen Sie heißen so – „im Gefängnis?“, steht da. Sie klicken a…
die Werbung und landen auf einer Homepage, auf der man recherchieren kann,
ob jemand vorbestraft ist, inklusive Gerichtsakten, Adressen und Alter.
Irgendetwas hat Ihren Namen mit einer möglichen Haftstrafe in Verbindung
gebracht. Ein Algorithmus.
Es ist unwahrscheinlich, dass Ihnen, Miriam Meister, so etwas passiert. Sie
leben in Deutschland, die Homepage ist amerikanisch. Latanya Sweeney aus
Boston ging es aber so.
Die Harvard-Professorin wollte verstehen, warum. Sie googelte weiter,
suchte nach Namen, bei denen die gleiche Werbung geschaltet wird. Mit einer
Studie, die diese Werbeeinblendungen analysiert, konnte die
Computerwissenschaftlerin belegen: Personen, deren Name mit schwarzer
Hautfarbe assoziiert wird, bekommen eine Werbung, die nahelegt, dass sie im
Gefängnis sitzen, bis zu 25 Prozent häufiger angezeigt, als Menschen mit
„weißem Namen“.
Der Algorithmus rechnete also rassistisch.
Ein weiteres Beispiel: Zwei US-Forscher wollten wissen, ob Algorithmen auch
etwas damit zu tun haben könnten, dass Frauen seltener in
Führungspositionen sind und oft schlechter bezahlt werden als männliche
Kollegen. Sie entwickelten ein Programm, das automatisierte Werbeanzeigen
im Internet analysiert. Das Ergebnis: Hoch dotierte Arbeitsangebote werden
Männern fast sechs Mal so häufig angezeigt wie Frauen.
Algorithmen sind nicht per se schlecht oder gefährlich. Sie sind aber auch
nicht so objektiv, wie viele denken. Weil sie immer von Menschen entwickelt
und mit Daten gefüttert werden. Fälle, in denen Algorithmen unfair
entscheiden, finden sich also immer wieder. Und Algorithmen entscheiden
über sehr vieles: Kreditvergabe, Versicherungstarife, Terrorlisten und mit
darüber, wer einen Job kriegt und wer nicht.
Sie rechnen auf Basis vorhandener Datensätze. Vereinfacht sieht das so aus:
Wenn in der Vergangenheit meist weiße Mittelschichtsmänner eingestellt
wurden, dann lernt der Algorithmus aus diesen Daten und reproduziert die
vorhandenen Entscheidungsmuster. Er wählt also auch weiterhin hauptsächlich
weiße Männer aus der Mittelschicht aus.
In der [1][taz.am wochenende vom 5./6. März 2016] geht unsere Autorin Meike
Laaff der Frage nach, ob man Algorithmen dazu bringen kann, ethische
Entscheidungen zu treffen. Sie erzählt unter anderem von einem
Forschungsteam, das an einem Antidiskriminierungs-Algorithmus feilt und
besucht Menschen, die daran arbeiten, die digitale Welt gerechter zu
machen. Aber geht das überhaupt?
Was meinen Sie? Müssen wir Angst vor Algorithmen haben? Sind wir machtlos
und werden von Maschinen beherrscht? Oder ist das nur
fortschrittsfeindliche Panik? Wem vertrauen Sie, Mensch oder Computer?
Diskutieren Sie mit!
Die ganze Geschichte „Kann ein Computer Ethik lernen?“ lesen Sie in der
[2][taz.am wochenende vom 5./6. März 2016].
4 Mar 2016
## LINKS
[1] /!p4662/
[2] /!p4662/
## AUTOREN
Philipp Saul
Viktoria Morasch
## TAGS
Schwerpunkt Rassismus
Schwerpunkt Überwachung
Ethik
Algorithmus
Internet
Algorithmus
Datenspeicherung
Schwerpunkt Meta
„Islamischer Staat“ (IS)
Algorithmen
Justiz
künstliche Intelligenz
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