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# taz.de -- Verschlüsselte Apple-Geräte: Du kommst hier (eventuell) nicht rein
> Der iPhone-Hersteller legt sich mit dem FBI wegen einer Hintertür in
> seiner Verschlüsselung an. Das ist PR, aber nicht nur.
Bild: Die Verschlüsselung von iPhones mit aktuellem Betriebssystem scheint zie…
Ein terroristischer Anschlag fordert 14 Todesopfer. Der Täter stirbt im
Kugelhagel, sein Telefon wird von der Polizei sichergestellt. Die versucht
nun, die Daten auf dem Gerät für ihre Ermittlungen zu nutzen, nur: Das
iPhone ist verschlüsselt, gibt nicht einmal preis, mit welcher Methode und
welchen Sicherheitsvorkehrungen genau.
Die Behörden bitten Apple, eine Hintertür in die Verschlüsselungstechnik
einzubauen. Das Unternehmen lehnt ab und hat kurz darauf [1][einen
Gerichtsentscheid auf dem Tisch], der anordnet, wie genau Apple dem FBI
Zugang zu den Daten auf dem iPhone zu verschaffen habe. Letztlich erfordern
die in dem Urteil aufgeführten Maßnahmen die Programmierung einer auf jedem
iPhone nutzbaren Einbruchssoftware. Mit höflicher Empörung weist Apple-Chef
Tim Cook das Ansinnen [2][per öffentliche Stellungnahme] zurück.
Eine bessere PR lässt sich kaum vorstellen. Ihre Botschaft: Die
Verschlüsselung des iPhones ist sicher. Zumindest so sicher, dass das FBI
sie nicht knacken kann. Doch hat die Geschichte eine weitere Dimension;
schließlich benutzt Cook Argumente einer viel älteren Diskussion über
Datensicherheit.
Spätestens seit den Debatten über staatliche Hintertüren in
Verschlüsselungssoftware in den frühen 1990ern, [3][den sogenannten Crypto
Wars], wird von Bürgerrechtlern und Hackern immer wieder darauf
hingewiesen, dass allein die Existenz eines Generalschlüssels, und sei es
auch nur für einen sehr eingeschränkten Kreis der Sicherheitsbehörden, ein
schwerer Sicherheitsbruch ist.
## Öffentlichkeit dank Snowden
Denn wer könne schon garantieren, dass nicht Kriminelle und sogenannte
feindliche Geheimdienste in den Besitz solcher Schlüssel kommen. Selbst
wenn man den eigenen staatlichen Stellen noch gute Absichten unterstellen
will, hält die Welt wohl noch eine große Zahl weniger wohlwollender Akteure
bereit.
Dass Apple inzwischen selber dieses Problem öffentlich diskutiert, ist
nicht zuletzt der gestiegenen Sensibilität seit den Snowdenenthüllungen
geschuldet. Während vor gut zwei Jahren Ladar Levison, Anbieter des
verschlüsselten Mailservices Lavabit, mit einem ähnlichen Ansinnen wie
heute Apple konfrontiert [4][seinen Dienst zum Schutze der Kunden nur noch
schließen konnte], muss Tim Cook nicht fürchten, für seine Unbotmäßigkeit
ins Gefängnis zu wandern.
Ob es wirklich keine Hintertür auf den iPhones gibt, kann übrigens niemand
verbindlich sagen – außer jenen, die sie (möglicherweise) entdeckt haben.
Solche „Zero-Day-Exploits“ sind teure Handelsware zwischen Programmierern,
Geheimdiensten und organisierter Kriminalität. Dass sie von den Herstellern
digitaler Produkte per Gerichtsorder eigens erschaffen werden sollen, ist
zumindest grob fahrlässig.
## Open Source ist besser
Auch wenn es keinen absoluten technischen Schutz digitalisierter privater
Daten geben kann, ein Mehr an Sicherheit ist trotzdem möglich. Die
ursprünglichen Crypto Wars wurden nicht zuletzt um den Schutz von
Open-Source-Verschlüsselungssoftware vor staatlichem Zugriff geführt. Bis
heute gelten die entsprechenden Programme als praktisch unknackbar.
Die ständige Überprüfung ihres offenliegenden Codes durch unabhängige
Programmierer bietet nicht nur einen höheren Schutz vor unentdeckten
Schwachstellen – eines machen sie praktisch unmöglich: dass staatliche
Stellen per Gerichtsentscheid Hintertüren erzwingen. Mit seinen vernagelten
Geräten und deren proprietärer Software ist Apple auf diesem Gebiet jedoch
kein sonderlich leuchtendes Vorbild.
17 Feb 2016
## LINKS
[1] https://assets.documentcloud.org/documents/2714001/SB-Shooter-Order-Compell…
[2] http://www.apple.com/customer-letter/
[3] /Verbot-von-Verschluesselung/!5022882/
[4] /Kommentar-NSA-und-Lavabit/!5061586/
## AUTOREN
Daniél Kretschmar
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