# taz.de -- Überwachung des Internets: Wenn FBI und Microsoft tüfteln | |
> „Prism ist nun in der Lage, Skype-Kommunikation zu sammeln“, zitiert | |
> Glenn Greenwald ein Schreiben der NSA. Und was weiß Skype davon? | |
Bild: Zu zweit ist man niemals allein. Jedenfalls nicht mit Skype. | |
BERLIN taz | Wie freiwillig ist sie eigentlich, die Zusammenarbeit zwischen | |
IT-Konzernen und dem US-Geheimdienst NSA? | |
Kurz nach den ersten Enthüllungen über das Überwachungsprogramm Prism | |
beeilten sich die Unternehmen zu dementieren: Man gebe keine Nutzerdaten | |
ohne gerichtliche Anordnung heraus und schon gar nicht freiwillig oder über | |
Hintertüren, lautete die Antwort von Microsoft, Yahoo, Google und den | |
anderen aus der Internet- und Telekommunikationsbranche. Doch dass die | |
Geheimdienste ihre Daten nicht allein aus dem Anzapfen von Unterseekabeln, | |
der erzwungenen Herausgabe von Daten über die Geheimdienstgerichte Fisa und | |
der Kooperation mit anderen Geheimdiensten bekommen, zeigt Glenn Greenwald | |
[1][in seinem neuen Buch] „Die globale Überwachung“. | |
Er beschreibt dort unter anderem mehrere Programme, mit denen die NSA | |
Zugang zu den Daten von Telekommunikationsfirmen erhält. Die Firmen | |
übernehmen für ausländische Anbieter etwa den Aufbau oder die Wartung der | |
Netzwerke – und leiten die Kommunikationsdaten von Nutzern der anderen | |
Anbieter so an die NSA weiter. Die Kooperation scheint fruchtbar zu sein. | |
Greenwald zitiert aus Dokumenten, denen zufolge drei Viertel der im Rahmen | |
des Programms „Fairview“ erhaltenen Metadaten aus einer einzigen Quelle | |
stammen. | |
Darüber hinaus kommt den US-Geheimdiensten zugute, dass ein Großteil des | |
Datenverkehrs im Internet irgendwann einmal über US-Infrastuktur läuft. | |
Greenwald zufolge kooperieren auch Unternehmen, die Zugriff auf diese | |
sogenannten Flaschenhälse haben, mit der NSA. Um welche Unternehmen es sich | |
dabei handelt, bleibt geheim – dem Autor zufolge werden in den von Snowden | |
gesicherten Unterlagen nur Codenamen verwendet, die wahre Identität sei | |
eines der am besten gehüteten Geheimnisse der NSA. | |
## Dementis fürs Image | |
Die großen Internetdienstleister und IT-Unternehmen haben nach den | |
Prism-Enthüllungen eine Zusammenarbeit dementiert. Greenwald weist in | |
seinem Buch auf Lücken in der Argumentation hin: Wer das Vorhandensein | |
einer technischen Hintertür bestreitet, kann immer noch auf anderen Wegen | |
Daten liefern, wer keinen „direkten Zugang“ gewährt, einen indirekten | |
ermöglichen. Zudem: Wenn es – wie von den Konzernen dargestellt – bei Prism | |
nur um ein etwas nachgerüstetes Programm gehe, mit dem Daten herausgegeben | |
würden, zu deren Weitergabe die Unternehmen gesetzlich sowieso verpflichtet | |
seien – warum klage Yahoo dann dagegen? | |
Greenwald präsentiert ein Dokument, das die an Prism teilnehmenden Dienste | |
aufführt und dabei praktisch alle großen Namen nennt: Google und Facebook, | |
Microsoft, Apple, Youtube, Skype und AOL. Am Beispiel Microsoft zeigt | |
Greenwald, wie bereitwillig das Unternehmen mit der NSA kooperiert haben | |
soll. Demnach hat der Konzern unter anderem bei seinem E-Mail-Dienst | |
Outlook und beim Telefonie-Angebot Skype aktiv daran mitgewirkt, dass | |
Geheimdienste Zugang zu Nutzerdaten bekommen, die ihnen ohne Hilfe verbogen | |
geblieben wären. | |
„Prism ist nun in der Lage, Skype-Kommunikation zu sammeln“, heißt es in | |
einem zitierten Schreiben vom 3. April 2013. Ein anderes Schreiben aus dem | |
Jahr 2012, als Microsoft eine neue SSL-Verschlüsselung für seine | |
Outlook-Kunden eingeführt hat, wird noch deutlicher: „MS (Microsoft, Anm. | |
d. Red.) hat in Zusammenarbeit mit dem FBI eine Überwachungsmöglichkeit für | |
das neue SSL entwickelt.“ | |
Greenwalds These: Ziel der US-Regierung sei eine vollständige Abschaffung | |
der digitalen Privatsphäre, weltweit. Ein Ziel, von dem so mancher | |
IT-Konzern nicht so weit entfernt zu sein scheint. Trotzdem bedeuten die | |
Berichte für die Unternehmen vor allem einen Imageschaden. Facebook-Gründer | |
Mark Zuckerberg zeigte sich verärgert: „Die Regierung hat gesagt, macht | |
euch keine Sorgen, wir spionieren keine Amerikaner aus. Wunderbar, das ist | |
wirklich hilfreich für Unternehmen, die mit Menschen in der ganzen Welt | |
arbeiten wollen.“ | |
21 May 2014 | |
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## AUTOREN | |
Svenja Bergt | |
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